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Griechenland hält Europa in Atem ...

09.05.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.51 Uhr) bei 1.2975, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im europäischen Handel bei 1.2984 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 79.75. In der Folge notiert EUR-JPY bei 103.45, während EUR-CHF bei 1.2013 oszilliert.

Die Sorge um Griechenlands Situation bekam gestern weiteren Auftrieb, nachdem die Aussagen von Herrn Tsipras über die Ticker liefen. Die Märkte reagierten auf die Ausführungen angespannt und nervös.

Dass Parolen dieser Art (..Zusagen Griechenland zum milliardenschweren Rettungspaket wurden für null und nichtig erklärt…) natürlich in einem seit Monaten von Unsicherheit und Nervosität geprägten Marktumfeld große Aufmerksamkeit erfahren, ist keine Überraschung. Herr Tsipras bleibt seiner politischen Ausrichtung treu und distanziert sich mit verbalen Rundumschlägen scharf von der Sparpolitik der Ex-Regierung.

Er möchte darüber hinaus die Banken verstaatlichen und eine internationale Kommission prüfen lassen, ob die Verschuldungssituation des Landes überhaupt rechtmäßig ist.

Wir nehmen diese kreativen Ideen aufmerksam zur Kenntnis. Allerdings erwarten wir, dass solche "Vorschläge“ von der europäischen Politik umgehend retourniert werden und man Herrn Tsipras die Grenzen des Verhandelbaren aufzeigen wird. Ebenso wurde von EU-Ebene dem neuen französischen Präsidenten Herrn Hollande bereits erklärt, dass der Fiskalpakt zu den Dingen gehört, die nicht wieder aufzuschnüren sind ...

Politiker und Vertreter der Wirtschaft haben sich umgehend zu Wort gemeldet und es wird wieder öffentlichkeitswirksam diskutiert, ob und wie ein Austritt Griechenlands aus dem Euro (aber nicht aus der EU) darstellbar wäre.

Die elementare Frage in dieser Angelegenheit wird sein, ob es den Linksparteien gelingt, eine Koalitionsregierung auf die Beine zu stellen. Dies ist aufgrund der zersplitterten Struktur der Linksparteien aber sehr fragwürdig. Andere Optionen in der Regierungsbildung sind ebenfalls vorstellbar, aber ebenfalls wohl unrealistisch. Neuwahlen in Griechenland werden somit immer wahrscheinlicher.

An den Märkten nahm gestern Risikoaversion wieder zu. Die Renditen auf spanische und italienische Anleihen stiegen wieder an.

Die Niederlande konnten sich problemlos neues Geld leihen. Es war die erste Anleiheauktion nach den Wahlen in Frankreich und Griechenland am vergangenen Sonntag. Die Niederländer emittierten 10-Jahres-Paiere im Volumen von 2,5 Mrd. EUR und mussten weniger zahlen als noch im Februar bei der letzten Auktion.

Wir nehmen zur Kenntnis, wie die Anleger die holländische Regierungskrise bewerten. Im Zweifel wird halt doch AAA gekauft ... Die Alternativen in diesem Segment sind momentan überschaubar.

EUR/USD wurde ebenfalls durch die Anti-Euro-Äußerungen aus Griechenland belastet. Die 1,3000 konnten nicht gehalten werden. Im asiatischen Handel ging es herab bis zur 1,2966 - ehe sich der Euro wieder etwas berappeln konnte. Als wichtige Unterstützung sehen wir den Bereich von 1,2960-50, den der Euro nicht längerfristig unterbieten sollte. Dann wäre der Weg Richtung 1,2900 und 1,2850 frei. Nach oben begrenzen uns die 1,3005-10, wobei uns die 1,3080 schnell zu dem starken Widerstand bei 1,3110 bringen könnten.

Werfen wir noch einen Blick auf die Zahlen von gestern, die im Nachrichtenpotpourri um Griechenland aber nur wenig Beachtung fanden.

Nachdem wir im März die kalte Jahreszeit hinter uns gelassen haben, überraschten die Zahlen zur deutschen Industrieproduktion für den Monat März mit +2.8% nach zuvor auf -0.3% (von -1.3 im Februar) revidierten Zählern. In besonderem Umfang profitierte die Bauindustrie mit +30.7% von den milderen Wetterbedingungen. Im Februar war hier noch ein Einbruch von 17.0% zu verzeichnen. Die Industrie steigerte ihren Output um 1,5%. Besonders gut liefen Konsumgüter +3.0% und Maschinen, Geräte und andere Investitionsgüter mit +2.0%.

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Der NFIB Business Optimism Index stellte sich für April auf 94.5 Zähler. Im Vormonat lag der Wert bei 92.5 Punkten. Damit wurde der höchste Wert seit dem Februar 2011 erreicht. Der Index bildet die Stimmungslage kleiner US-Unternehmen ab, die sich zwar seit einigen Monaten aufhellt, im hostorischen Vergleich aber auf sehr mäßigem Niveau einpendelt, wie auch der Chart verdeutlicht.

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Da wir heute keine relevanten Marktdaten erwarten, geben wir unten schon vorab einen Überblick für die morgen anstehenden Zahlen.

Viel Erfolg!


© Moritz Westerheide
Bremer Landesbank



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