Goldpreis fällt erstmals seit vier Monaten unter 1.600 USD
09.05.2012 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölpreise haben sich gestern den am Montag verzeichneten Tiefständen von 110,34 USD je Barrel bei Brent und 95,34 USD je Barrel bei WTI zwischenzeitlich angenähert. Am Morgen handelt Brent ca. zwei USD und WTI ca. einen USD darüber. Dies ist insofern bemerkenswert, da das American Petroleum Institute am Abend einen kräftigen Anstieg der US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche um 7,8 Mio. Barrel berichtete, womit die Rohölvorräte auch nach Lesart des API auf den höchsten Stand seit August 1990 gestiegen sind.
Heute veröffentlicht das US-Energieministerium die offiziellen Lagerdaten. Hier dürfte sich der Lageraufbau die siebte Woche in Folge fortgesetzt haben und damit bei den Rohöllagerbeständen ein neues 21½-Jahreshoch verzeichnet werden. Die Rohölvorräte in Cushing dürften ein neues Rekordniveau erreichen, bevor mit der Inbetriebnahme der umgekehrten Seaway-Pipeline in der kommenden Woche das überschüssige Rohöl an die US-Golfküste abfließen kann. Laut US-Energiebehörde dürfte das Wachstum des globalen Ölangebots in diesem Jahr den Anstieg der globalen Ölnachfrage von geschätzten 1 Mio. Barrel pro Tag deutlich übertreffen. Dass die Ölpreise daraufhin nicht weiter gefallen sind, könnte auf eine Bodenbildung schließen lassen.
Edelmetalle
Gold hat gestern seine knapp zweimonatige Handelsspanne zwischen 1.625 USD und 1.700 USD je Feinunze nach unten verlassen, was zu technischen Anschlussverkäufen führte. In der Spitze verzeichnete Gold daraufhin Verluste von mehr als 40 USD bzw. 2,7% und war damit nicht Mitläufer im schwachen Rohstoffsektor, sondern führte die Verliererliste zeitweise sogar an. Am Handelsende stand von allen Rohstoffen nur Palladium noch schlechter da. Der Preisrutsch setzt sich heute fort. Gold handelte am Morgen zeitweise bei unter 1.590 USD je Feinunze auf dem tiefsten Stand seit Anfang Januar. Damit verliert das gelbe Edelmetall zu Handelsbeginn erneut stärker als die meisten Industriemetalle und Energieträger.
Rein charttechnisch betrachtet rückt nun das Dezembertief von gut 1.520 USD in den Blickpunkt. Die Verkäufe dürften sich im Wesentlichen am Futures-Markt abgespielt haben, da die Gold-ETFs in Summe diese Woche bislang keine Abflüsse verzeichneten. Der feste US-Dollar, der aufgrund der politischen Unsicherheit in der Eurozone auf den höchsten Stand seit mehr als drei Monaten gestiegen ist, kann auch nur einen Teil der Verluste von Gold erklären.
Aufgrund des Ölpreisrückgangs sinken zudem die Inflationsrisiken, womit Gold eine weitere Unterstützung verliert. Beachtung findet eine interessante Theorie, wonach sich der Iran seine Öllieferungen an China mit Gold bezahlen lässt und dieses dann wiederum am Markt verkauft. Solange Gold die guten Nachrichten - z.B. deutlich gestiegene chinesische Nachfrage im ersten Quartal, Rücknahme der Verbrauchssteuer auf Schmuck in Indien - ignoriert, dürften sich spekulative Finanzinvestoren zu weiteren Verkäufen gezwungen sehen und der Goldpreis zunächst unter Druck bleiben.
Industriemetalle
China hat im April laut Angaben des chinesischen Eisen- und Stahlverbands täglich 2,026 Mio. Tonnen Stahl produziert. Damit wurde der bisherige Rekordwert aus dem März sogar um 2% übertroffen. Die Ausweitung der Stahlproduktion erfolgt in einem ohnehin schon überversorgten Markt und trifft auf eine nur verhaltene Nachfrage. Dies dürfte zumindest kurzfristig die Stahlpreise in China weiter belasten. Da diese ein guter Indikator für den LME-Stahlpreis sind, dürfte auch dieser weiter unter Druck bleiben.
Mit 490 USD je Tonne handelt LME-Stahl auf dem tiefsten Stand seit 1½ Jahren. Im aktuellen Marktumfeld sollte es schwer werden, die Marke von 500 USD je Tonne zurückzuerobern, zumal die Erholung in der EU auch nur schleppend vorangeht. So erwartet der Verband der europäischen Stahlproduzenten, Eurofer, dass die augenscheinliche Stahlnachfrage im ersten Quartal 2012 zwar besser ausgefallen ist als in den drei Monaten zuvor, sie dürfte aber dennoch 11% unter dem Vorjahreswert gelegen haben. Auch für das laufende Quartal geht Eurofer von einer im Jahresvergleich rückläufigen Nachfrage aus, wobei der Rückgang nicht mehr ganz so stark ausfallen soll wie im ersten Quartal. Erst in der zweiten Jahreshälfte rechnet Eurofer mit einer Trendumkehr.
Agrarrohstoffe
Im gestrigen Tagesverlauf gab der Preis für den maßgeblichen Juli-Kontrakt für Rohzucker in New York um 3,2% nach. Damit liegt er nur noch knapp über der Marke von 20 US-Cents je Pfund. Die Terminkurve ist derzeit nach oben gerichtet (Contango), was bei Zucker äußerst selten der Fall ist. Seit Wochen drücken die von der Internationalen Zuckerorganisation (ISO) für die noch laufende und die kommende Saison erwarteten Überschüsse von 6 Mio. bzw. 3 Mio. Tonnen auf die Preise am vorderen Ende der Kurve. Allerdings erwartet die ISO, dass die Zuckerrohrernte in Brasilien zwischen 2010 und 2020 nur noch um 3% p.a. wachsen wird, verglichen mit 10% zwischen 2000 und 2010. Dies kann erklären, warum die Preise im hinteren Laufzeitbereich der Terminkurve nicht ebenfalls zurückgekommen sind.
Der Sojabohnenpreis hat seit Monatsbeginn um knapp 5% nachgegeben. Die negativen Nachrichten aus Südamerika dürften inzwischen eingepreist sein und der Erwartung Platz machen, dass das hohe Preisniveau eine positive Angebotsreaktion nach sich ziehen wird. Zudem dürfte die Nachfrage durch das hohe Preisniveau gebremst werden. Von Interesse wird hierzu der morgen erscheinende Bericht des USDA zu den globalen Angebots- und Nachfragemengen bei wichtigen Agrarrohstoffen sein. Dieser enthält erstmals Schätzungen für die Saison 2012/13. Ende März hatte das USDA basierend auf einer Umfrage unter Farmern eine leichte Einschränkung der US-Sojabohnenfläche prognostiziert. Unklar ist, ob das USDA seine Einschätzung angesichts der massiven Preissteigerung ändert.
Die Ölpreise haben sich gestern den am Montag verzeichneten Tiefständen von 110,34 USD je Barrel bei Brent und 95,34 USD je Barrel bei WTI zwischenzeitlich angenähert. Am Morgen handelt Brent ca. zwei USD und WTI ca. einen USD darüber. Dies ist insofern bemerkenswert, da das American Petroleum Institute am Abend einen kräftigen Anstieg der US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche um 7,8 Mio. Barrel berichtete, womit die Rohölvorräte auch nach Lesart des API auf den höchsten Stand seit August 1990 gestiegen sind.
Heute veröffentlicht das US-Energieministerium die offiziellen Lagerdaten. Hier dürfte sich der Lageraufbau die siebte Woche in Folge fortgesetzt haben und damit bei den Rohöllagerbeständen ein neues 21½-Jahreshoch verzeichnet werden. Die Rohölvorräte in Cushing dürften ein neues Rekordniveau erreichen, bevor mit der Inbetriebnahme der umgekehrten Seaway-Pipeline in der kommenden Woche das überschüssige Rohöl an die US-Golfküste abfließen kann. Laut US-Energiebehörde dürfte das Wachstum des globalen Ölangebots in diesem Jahr den Anstieg der globalen Ölnachfrage von geschätzten 1 Mio. Barrel pro Tag deutlich übertreffen. Dass die Ölpreise daraufhin nicht weiter gefallen sind, könnte auf eine Bodenbildung schließen lassen.
Edelmetalle
Gold hat gestern seine knapp zweimonatige Handelsspanne zwischen 1.625 USD und 1.700 USD je Feinunze nach unten verlassen, was zu technischen Anschlussverkäufen führte. In der Spitze verzeichnete Gold daraufhin Verluste von mehr als 40 USD bzw. 2,7% und war damit nicht Mitläufer im schwachen Rohstoffsektor, sondern führte die Verliererliste zeitweise sogar an. Am Handelsende stand von allen Rohstoffen nur Palladium noch schlechter da. Der Preisrutsch setzt sich heute fort. Gold handelte am Morgen zeitweise bei unter 1.590 USD je Feinunze auf dem tiefsten Stand seit Anfang Januar. Damit verliert das gelbe Edelmetall zu Handelsbeginn erneut stärker als die meisten Industriemetalle und Energieträger.
Rein charttechnisch betrachtet rückt nun das Dezembertief von gut 1.520 USD in den Blickpunkt. Die Verkäufe dürften sich im Wesentlichen am Futures-Markt abgespielt haben, da die Gold-ETFs in Summe diese Woche bislang keine Abflüsse verzeichneten. Der feste US-Dollar, der aufgrund der politischen Unsicherheit in der Eurozone auf den höchsten Stand seit mehr als drei Monaten gestiegen ist, kann auch nur einen Teil der Verluste von Gold erklären.
Aufgrund des Ölpreisrückgangs sinken zudem die Inflationsrisiken, womit Gold eine weitere Unterstützung verliert. Beachtung findet eine interessante Theorie, wonach sich der Iran seine Öllieferungen an China mit Gold bezahlen lässt und dieses dann wiederum am Markt verkauft. Solange Gold die guten Nachrichten - z.B. deutlich gestiegene chinesische Nachfrage im ersten Quartal, Rücknahme der Verbrauchssteuer auf Schmuck in Indien - ignoriert, dürften sich spekulative Finanzinvestoren zu weiteren Verkäufen gezwungen sehen und der Goldpreis zunächst unter Druck bleiben.
Industriemetalle
China hat im April laut Angaben des chinesischen Eisen- und Stahlverbands täglich 2,026 Mio. Tonnen Stahl produziert. Damit wurde der bisherige Rekordwert aus dem März sogar um 2% übertroffen. Die Ausweitung der Stahlproduktion erfolgt in einem ohnehin schon überversorgten Markt und trifft auf eine nur verhaltene Nachfrage. Dies dürfte zumindest kurzfristig die Stahlpreise in China weiter belasten. Da diese ein guter Indikator für den LME-Stahlpreis sind, dürfte auch dieser weiter unter Druck bleiben.
Mit 490 USD je Tonne handelt LME-Stahl auf dem tiefsten Stand seit 1½ Jahren. Im aktuellen Marktumfeld sollte es schwer werden, die Marke von 500 USD je Tonne zurückzuerobern, zumal die Erholung in der EU auch nur schleppend vorangeht. So erwartet der Verband der europäischen Stahlproduzenten, Eurofer, dass die augenscheinliche Stahlnachfrage im ersten Quartal 2012 zwar besser ausgefallen ist als in den drei Monaten zuvor, sie dürfte aber dennoch 11% unter dem Vorjahreswert gelegen haben. Auch für das laufende Quartal geht Eurofer von einer im Jahresvergleich rückläufigen Nachfrage aus, wobei der Rückgang nicht mehr ganz so stark ausfallen soll wie im ersten Quartal. Erst in der zweiten Jahreshälfte rechnet Eurofer mit einer Trendumkehr.
Agrarrohstoffe
Im gestrigen Tagesverlauf gab der Preis für den maßgeblichen Juli-Kontrakt für Rohzucker in New York um 3,2% nach. Damit liegt er nur noch knapp über der Marke von 20 US-Cents je Pfund. Die Terminkurve ist derzeit nach oben gerichtet (Contango), was bei Zucker äußerst selten der Fall ist. Seit Wochen drücken die von der Internationalen Zuckerorganisation (ISO) für die noch laufende und die kommende Saison erwarteten Überschüsse von 6 Mio. bzw. 3 Mio. Tonnen auf die Preise am vorderen Ende der Kurve. Allerdings erwartet die ISO, dass die Zuckerrohrernte in Brasilien zwischen 2010 und 2020 nur noch um 3% p.a. wachsen wird, verglichen mit 10% zwischen 2000 und 2010. Dies kann erklären, warum die Preise im hinteren Laufzeitbereich der Terminkurve nicht ebenfalls zurückgekommen sind.
Der Sojabohnenpreis hat seit Monatsbeginn um knapp 5% nachgegeben. Die negativen Nachrichten aus Südamerika dürften inzwischen eingepreist sein und der Erwartung Platz machen, dass das hohe Preisniveau eine positive Angebotsreaktion nach sich ziehen wird. Zudem dürfte die Nachfrage durch das hohe Preisniveau gebremst werden. Von Interesse wird hierzu der morgen erscheinende Bericht des USDA zu den globalen Angebots- und Nachfragemengen bei wichtigen Agrarrohstoffen sein. Dieser enthält erstmals Schätzungen für die Saison 2012/13. Ende März hatte das USDA basierend auf einer Umfrage unter Farmern eine leichte Einschränkung der US-Sojabohnenfläche prognostiziert. Unklar ist, ob das USDA seine Einschätzung angesichts der massiven Preissteigerung ändert.