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Finanzanleger kehren Öl und Gold den Rücken

14.05.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise starten mit leichten Verlusten in die neue Handelswoche. Brent fällt unter die Marke von 112 USD je Barrel, WTI rutscht unter 95 USD je Barrel und damit auf den tiefsten Stand seit Mitte Dezember. Der Ölpreisrückgang um ca. 10 US-Dollar Anfang Mai ging mit einem massiven Ausstieg der spekulativen Finanzanleger einher. Diese verringerten ihre Netto-Long-Positionen bei WTI in der Woche zum 8. Mai um knapp 57 Tsd. auf 129.143 Kontrakte. Dies entspricht dem stärksten prozentualen Rückgang seit April 2009. Die Netto-Long-Positionen bei WTI befinden sich damit auf dem niedrigsten Niveau seit dem Ausverkauf Anfang Oktober 2011.

Die Positionierungsdaten von Brent dürften heute ein ähnliches Bild zeigen. Damals wurden die Netto-Long-Positionen in den darauffolgenden Wochen sukzessive wieder aufgebaut, was einen Preisanstieg um 25% innerhalb von zwei Monaten begünstigte. Die Inbetriebnahme der umgekehrten Seaway-Pipeline Ende der Woche sollte zwar eine Preiserholung bei WTI in den kommenden Wochen ermöglichen. Diese dürfte aber bei weitem nicht so stark ausfallen. Brent dürfte zunächst noch unter Druck bleiben.

So besteht auf dem weltweiten Ölmarkt aktuellen Daten der Internationalen Energieagentur zufolge derzeit ein Überangebot von 1,5 Mio. Barrel pro Tag. Zudem hat der weltgrößte Ölexporteur Saudi-Arabien betont, einen (Brent)Ölpreis von 100 USD je Barrel anzustreben. Saudi-Arabien dürfte somit an der derzeitigen Überproduktion festhalten. Im April förderte das Königreich 10,1 Mio. Barrel pro Tag, was dem höchsten Niveau seit mehr als 30 Jahren entpricht und damit maßgeblich zum derzeitigen Angebotsüberschuss beiträgt.

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Edelmetalle

Gemäß CFTC-Statistik zur Marktpositionierung der spekulativen Finanzanleger kam es in der Woche zum 8. Mai bei Gold zu einem Abbau der Netto-Long-Positionen um 18% bzw. 19,7 Tsd. auf 90,4 Tsd. Kontrakte. Dies entspricht dem niedrigsten Niveau seit Januar 2009. Damit wird auch mit Zahlen belegt, dass der Preisrückgang von Gold in den letzten Wochen maßgeblich durch ebendiese spekulativen Finanzinvestoren getrieben war, zumal die Gold-ETFs in Summe kaum nennenswerte Abflüsse verzeichneten. Daneben drückt der feste US-Dollar auf die Stimmung der Marktteilnehmer, nachdem es im krisengeschüttelten Griechenland wahrscheinlich zu Neuwahlen kommt. In US-Dollar ausgedrückt handelt Gold daher zum Wochenauftakt bei knapp 1.575 USD je Feinunze auf dem tiefsten Stand seit Anfang Januar.

Auch in Euro gerechnet notiert das gelbe Edelmetall mit gut 1.220 EUR je Feinunze nur knapp über einem 4½-Monatstief. Sollte die allgemeine Stimmung der Marktteilnehmer negativ bleiben, dürfte auch Gold weiter in Mitleidenschaft gezogen werden. Allerdings erwarten wir unter dem Niveau von 1.600 USD verstärktes physisches Kaufinteresse. Im Falle von Silber, Platin und Palladium wurden die Netto-Long-Positionen ebenfalls teilweise deutlich abgebaut, bei Platin sogar auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Datenreihe im Dezember 2009. Heute präsentiert Johnson Matthey, der weltweit größte Verarbeiter von Platin und Palladium, seinen viel beachteten Halbjahresbericht zur Gruppe der Platinmetalle.


Industriemetalle

Die Metallpreise beginnen die neue Handelswoche so, wie sie die alte beendet haben: mit Verlusten. Kupfer fällt auf ein 4-Monatstief von weniger als 7.900 USD je Tonne, Nickel durchbricht die Marke von 17.000 USD je Tonne und handelt auf dem tiefsten Stand seit Anfang Dezember. Auch Zink und Zinn notieren auf mehrmonatigen Tiefständen. Die chinesische Zentralbank hat zwar am Wochenende angekündigt, die Mindestreserveanforderung für Banken zum dritten Mal in den letzten sechs Monaten um 50 Basispunkte zu reduzieren, dies wurde allerdings vom Markt weitgehend erwartet. Zudem hat dieser Schritt Befürchtungen ausgelöst, dass es in China doch zu einem "Hard landing" kommen könnte.

Enttäuschende Konjunkturdaten und eine deutlich unter Erwartungen ausgefallene Kreditvergabe im April hatten bereits am Freitag zu Unruhe unter den Marktteilnehmern geführt. China ist mit einem Marktanteil von rund 40% bei allen Metallen der mit Abstand weltweit größte Nachfrager. Dass die Wirtschaftsdynamik in China etwas nachlässt, zeigt sich auch auf der Produzentenseite. So fiel die Kupferproduktion im April gemäß Daten des Nationalen Statistikbüros mit 491 Tsd. Tonnen 3,7% niedriger aus als im Vormonat. Auch die Aluminiumproduktion war im Vergleich zum Vormonat leicht rückläufig, bleibt aber grundsätzlich auf einem hohen Niveau. Obwohl der Kupferpreis um 4% nachgab, blieben die Netto-Long-Positionen der spekulativen Finanzanleger in der Woche zum 8. Mai mit 15,5 Tsd. Kontrakten nahezu unverändert. Dies deutet auf eine schwache physische Nachfrage hin.


Agrarrohstoffe

Nach dem Einbruch Ende letzter Woche liegen die Maispreise heute im Plus. Die Erwartung einer Rekordernte in den USA in diesem Jahr und ein Anschwellen der globalen Vorräte in der Saison 2012/13 hatten die Preise gedrückt. Dies nährt die Erwartung einer anziehenden Nachfrage. Gleichzeitig wurde für die noch laufende Saison die Maisernte Brasiliens um 5 Mio. Tonnen angehoben, was die Ausgangslage für 2012/13 entspannt.

Dagegen verbilligen sich Sojabohnen auch am Morgen weiter. Der Preis für die Ölsaat, der in den letzten Monaten nach Dürreschäden in Südamerika massiv zugelegt hatte, hat seit Monatsbeginn um knapp 8% nachgegeben. Der Blick richtet sich nämlich zunehmend auf die Saison 2012/13. Angesichts der Preisentwicklung der letzten Monate dürfte die Produktion ausgedehnt werden. Diese Erwartung manifestierte sich auch im Bericht des US-Landwirtschaftsministeriums vom Donnerstag.

Obwohl für die USA die noch auf einer Umfrage aus dem März basierende leichte Flächeneinschränkung angenommen wird, soll die US-Produktion durch eine Rückkehr zu Trenderträgen steigen. Weltweit soll es in 2012/13 sogar eine Rekordernte geben. Stabilisierend für die US-Preise dürfte sich auswirken, dass angesichts der gegenwärtigen Ernteausfälle in Südamerika US-Ware verstärkt international nachgefragt wird und die US-Bestände dadurch auch in 2012/13 stark in Anspruch genommen werden.




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