Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Überschuss bei Platin, Defizit bei Palladium erwartet

15.05.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise befinden sich weiter in der Defensive. Der Brentölpreis ist gestern zeitweilig bis auf ein 4-Monatstief von 110 USD je Barrel gefallen. WTI erreichte mit 93,6 USD sogar den niedrigsten Stand seit fünf Monaten. Kurzfristig dürften die Preise unter Druck bleiben. So dürften die sich bereits auf einem 21-Jahreshoch befindenden US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche weiter gestiegen sein. Mitverantwortlich hierfür ist die rasant steigende Schieferölproduktion. Die Ölproduktion in Nord-Dakota ist im März auf ein Rekordniveau von 575,5 Tsd. Barrel pro Tag gestiegen. Knapp 90% der Produktion stammen aus den Schieferölvorkommen Bakken und Three Forks. Innerhalb von zwei Jahren hat sich die Ölproduktion in diesem US-Bundesstaat verdoppelt. Nord-Dakota hat mittlerweile Kalifornien als drittgrößten Ölproduzenten innerhalb der USA abgelöst und liegt nur noch knapp hinter Alaska.

Der Preisrückgang bei Brent Anfang Mai wurde von einem deutlichen Abbau der spekulativen Netto-Long-Positionen begleitet. Diese wurden in der Woche zum 8. Mai um 22,8 Tsd. auf 92.469 Kontrakte reduziert. Dies war der stärkste Positionsabbau seit dem Ausverkauf Ende September. Auch wenn die Netto-Long-Positionen bei Brent auf ein 3-Monatstief gefallen sind, besteht noch immer Korrekturpotenzial. Im vergangenen Herbst lagen die Netto-Long-Positionen im Tief bei weniger als 50 Tsd. Kontrakten. Bei Gasöl kam es zu einem ähnlich starken Abbau um 20,4 Tsd. auf 59.452 Kontrakte, was dem niedrigsten Niveau seit Anfang Januar entspricht.

Open in new window


Edelmetalle

Johnson Matthey, der weltweit größte Verarbeiter von Platin und Palladium, hat gestern seinen viel beachteten Halbjahresbericht zur Gruppe der Platinmetalle präsentiert. Demnach wies der globale Platinmarkt im vergangenen Jahr einen Angebotsüberschuss von 430 Tsd. Unzen auf. Neben der Ausweitung des Angebots von Minenproduzenten stand vor allem mehr Platin aus Altschmuck zur Verfügung. Da Platin in der zweiten Jahreshälfte teilweise deutlich günstiger als Gold war, kam es zwar ausgehend von China zu einem deutlich Anstieg der Schmucknachfrage. Mit 460 Tsd. Unzen lag die Investmentnachfrage aber 30% unter dem Vorjahreswert. Für dieses Jahr erwartet Johnson Matthey einen ähnlich hohen Angebotsüberschuss.

Zwar könnte das Angebot u.a. streikbedingt niedriger ausfallen, aber auch die Nachfrage soll leicht nachlassen, was dem schwachen Automarkt in Europa (Diesel-Katalysatoren) geschuldet sein dürfte. Ähnlich wie Platin befand sich auch der globale Palladiummarkt im letzten Jahr im Überschuss. Dieser betrug 1,26 Mio. Unzen und ist zum einen auf den Verkauf von russischen Staatsreserven in Höhe von 775 Tsd. Unzen zurückzuführen. Zum anderen war die Investmentnachfrage 2011 negativ, so dass von dieser Seite her das Angebot um weitere 565 Tsd. Unzen ausgeweitet wurde. In diesem Jahr soll der Palladiummarkt gemäß Einschätzung von Johnson Matthey wieder ins Defizit drehen, da zum einen die Nachfrage aus der Automobilindustrie (Benzin-Katalysatoren) zunehmen und zum anderen die russischen Reserveverkäufe deutlich geringer ausfallen sollen. Alles in allem deutet der Bericht auf eine Outperformance von Palladium gegenüber Platin hin.


Industriemetalle

Der übergeordnete Abverkauf an den Rohstoffmärkten setzt sich fort. Hiervon sind insbesondere die zyklischen Rohstoffe wie z.B. Metalle betroffen. Kupfer markierte daher heute Morgen mit weniger als 7.800 USD je Tonne zwischenzeitlich den niedrigsten Stand seit Mitte Januar. Mit Ausnahme von Blei verzeichneten auch die anderen Industriemetalle zeitweise neue mehrmonatige Tiefstände. Im Zuge klar über Erwartungen ausgefallener Konjunkturdaten aus Deutschland - das BIP ist im ersten Quartal überraschend kräftig um 0,5% gewachsen - kommt es zu einer Erholungsbewegung. Diese dürfte allerdings in Anbetracht der Probleme rings um Deutschland herum nur vorübergehender Natur sein.

So hat das französiche BIP im ersten Quartal lediglich stagniert. Solange die allgemeine Stimmung der Marktteilnehmer negativ bleibt, dürften auch die Metalle weiter unter Druck stehen. Das Unterschreiten psychologisch wichtiger Marken bzw. die Annäherung an solche sollte dennoch zu verstärktem Kaufinteresse und zu opportunistischem Handeln der Marktteilnehmer führen. Dies ist im Ansatz bereits zu beobachten. Betrachtet man die einzelnen Rohstoffsektoren auf Spot-Basis der S&P GSCI-Subindizes, so halten sich die Industriemetalle trotz der erfolgten Preisverluste von allen Rohstoffen noch am besten. Kurzfristig betrachtet gehen wir von einem weiter höchst volatilen Handelsverlauf aus. Eine nachhaltige Erholung der Preise sollte im zweiten Halbjahr einsetzen.


Agrarrohstoffe

Das USDA erwartet, dass die Maisimporte Chinas 2012/13 mit 7 Mio. Tonnen nochmals um 2 Mio. Tonnen höher als 2011/12 ausfallen werden. Die Zeiten, in denen China bei Mais als Selbstversorger gelten durfte, sind angesichts des steigenden Fleischkonsums im Reich der Mitte vorbei. Auch bei Sojabohnen, bei deren Anbau das Land bereits seit Jahren keine Politik der Selbstversorgung verfolgt, dürfte China nach Erwartung des USDA 2012/13 mit 61 Mio. Tonnen nochmals 5 Mio. Tonnen mehr importieren als in der noch laufenden Saison. Bereits jetzt im Mai sollen angesichts positiver Verarbeitungsmargen nach Einschätzung des chinesischen Handelsministeriums über 5,6 Mio. Tonnen Sojabohnen importiert werden - ein Plus von 15% gegenüber April und die höchste Menge seit dem vergangenen November.

Trotz der enttäuschenden Ernte in Brasilien in diesem Jahr dürfte die Exportmenge des Landes vorübergehend die der USA überflügeln, da sich dies vorrangig erst 2012/13 in einer etwas niedrigeren Exportmenge niederschlagen wird. Die zu erwartende deutliche Ausweitung des Sojabohnenangebots im Erntejahr 2012/13 schlägt sich bereits in der Preisentwicklung und einer Anpassung der Positionierungen der spekulativen Finanzanleger nieder. Der Sojabohnenpreis ist seit Anfang Mai um mehr als einen USD je Scheffel gefallen. In der Woche zum 8. Mai bauten sie ihre in den Vormonaten massiv ausgedehnten Netto-Long-Positionen erstmals seit 14 Wochen um fast 13 Tsd. auf 228 Tsd. Kontrakte ab.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"