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China reagiert an der Währungsfront auf den internationalen Druck!

21.06.2010  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute bei 1.2440 (07.30 Uhr) nahe den Höchstkursen der letzten 24 Handelsstunden, die im frühen europäischen Geschäft bei 1.2447 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 90.80. In der Folge notiert EUR-JPY bei 112.95, während EUR-CHF bei 1.3725 oszilliert.

Die "People’s Bank of China" hat vor dem Hintergrund der jüngsten konjunkturellen Situation, den Finanzmarktentwicklungen in China als auch in der Welt und auch der Zahlungsbilanzsituation Chinas beschlossen, mit den Anpassungen im Devisenregime des Yuan fortzufahren und eine erhöhte Flexibilität des Yuan zu unterstützen.

Wir begrüßen diese Entscheidung. Sie ist angemessen. Die PBoC hat mit Beginn der globalen Finanzkrise den Aufwertungsprozess aus guten "chinesischen" Gründen gestoppt, um damit die eigene Wirtschaft nicht unangemessen zu destabilisieren. Die Tatsache, daß die Stabilität respektive das unerwartet hohe Wachstum der chinesischen Wirtschaft in der virulenten Phase der Krise als auch die antizyklische Einkaufsaktion an den Weltrohstoffmärkten (wir sollten uns eine Scheibe Weisheit abschneiden …) wesentlich für die anschließende zügige Erholung der Weltwirtschaft war, belegt sehr wohl, daß Chinas Politik sich nicht internationaler Verantwortung entzieht.

Mit der nachhaltig voranschreitenden Genesung und vor allen Dingen der fulminanten und immer noch unterschätzten konjunkturellen Erholung der Weltwirtschaft (und insbesondere der deutschen Wirtschaft - siehe Prognoseanpassung IfW - Danke nach Kiel, war aber auch Zeit!) wird der Aufwertungsprozess nun sukzessive wieder aufgenommen.

Hier ist logische Konsequenz mit chinesischem Augenmaß in einem erfrischenden Ausmaß gegeben. Die Art und Weise, in der die chinesische Führung agiert, nimmt in erster Linie Rücksicht auf chinesische Interessen. Dagegen ist nichts einzuwenden. Genau diese Praxis bestimmt das Verhalten auf internationaler Ebene bei allen wesentlichen Protagonisten. Wer sich im Westen und vor allen Dingen in Washington echauffiert, sollte erst einmal vor seiner eigenen Tür kehren.

Die Entscheidung der PBoC fand international (G-20) ein breites positives Echo. Unisono wurde unterstellt, daß damit einerseits ein strukturelles Problem Ziel führend adressiert würde, andererseits sich damit ein Verstärkung der globalen Wachstumsdynamik ergäbe. Dem stimmen wir grundsätzlich zu. Dabei spielt voraussichtlich die psychologische Wirkung der Entscheidung, die Übernahme von Verantwortung durch China für die Weltwirtschaft signalisiert, eine noch stärkere Rolle als die tatsächliche reale Anpassung, die uns erwarten wird.

Das Tempo der Anpassung lag vor der Finanzkrise bei 5% - 7% pro Jahr. Die Chinesen werden mit Vorsicht an die neue Anpassung herangehen. Realistisch ist vor diesem Hintergrund eine Anpassung im Dunstkreis um 4% per annum. Das hieße für das laufende Jahr ein Anstieg des Yuan um 2% zu Lasten des USD. Das ist fraglos nicht sensationell. Es ist aber aus meiner Sicht der beste Modus, um die laufende Erholung nicht zu gefährden.

Die sukzessive Anpassung eröffnet evolutionäre Anpassungsmodalitäten. Derzeit ist Asien ein entscheidender Motor der Weltwirtschaft. Der sollte auch nicht aus politischen Gründen (US-Hegemonialstellung) riskiert werden.

Die Diskussion über die Neuorientierung der PBoC hat bereits die ersten Skeptiker auf den Plan gerufen. Diese Damen und Herren suchen sich nach dem intellektuellen Aufenthalt in "Südeuropa" offensichtlich einen neuen Standort, an dem Skepsis medienwirksam elaboriert werden kann.

Wir freuen uns hier sehr, daß in der letzten Woche der IWF und die EU als auch die EZB den Griechen sehr gute Fortschritte in allen Bereichen der Reform attestiert haben. Wir haben uns hier bezüglich des Reformwerks zuversichtlich geäußert. Diese Position ist offensichtlich sachlich angemessen.

Die Emotionen als auch auf dünnem Niveau etablierten Prognosen basierend auf einer Extremsituation, die Südeuropa entgegenschlugen, waren "ambitioniert und führten dazu, daß die eigentlichen Sünder USA und UK als Gewinner der Situation reüssierten. Wir sind gespannt, ob unsere Kollegen in Frankfurt, London und New York sich nun des unadressierten Defizitthemas USA und Großbritannien annehmen werden. Sollte das nicht der Fall sein, ergäbe sich ein fader politischer Beigeschmack bei diesen Analyseveranstaltungen.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD leicht favorisiert. Ein Überwinden des Widerstands bei 1.2670 - 1.2700 eröffnet erhöhte Aufwärtsdynamik. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.2080 - 1.2110 neutralisiert den leicht positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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