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Preise weiter im Abwärtstrend

16.05.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis ist am Morgen unter die Marke von 110 USD je Barrel gefallen und damit auf den niedrigsten Stand seit Ende Januar. Der WTI-Preis hat mit 92 USD je Barrel sogar ein 6-Monatstief markiert. Ein steigender US-Dollar, fallende Aktienmärkte und schwache Fundamentaldaten setzen die Ölpreise weiter unter Druck. Laut API sind die US-Rohölvorräte in der vergangenen Woche um 6,6 Mio. Barrel gestiegen und befinden sich nur knapp unter einem 31-Jahreshoch. Die Lagerbestände in Cushing stiegen um 2,8 Mio. Barrel auf ein Rekordniveau von 47 Mio. Barrel.

Die offiziellen Lagerdaten des US-Energieministeriums dürften heute Nachmittag ein ähnliches Bild zeigen und somit die Ölpreise weiter belasten. Offensichtlich werden vor der morgigen Inbetriebnahme der umgekehrten Seaway-Pipeline die Lagerbestände aufgefüllt, um im Anschluss von der hohen Preisdifferenz zwischen WTI und Light Louisiana Sweet zu profitieren, welches den Raffinerien an der US-Golfküste als Referenz dient. Diese beträgt derzeit 13 USD je Barrel.

Für die Durchleitung des Rohöls von Cushing an die US-Golfküste müssen je nach Kontraktlaufzeit 2-4 USD je Barrel an die Betreiber der Seaway-Pipeline entrichtet werden, so dass danach noch immer ein stattlicher Gewinn bleibt. Die Seaway-Pipeline hat eine anfängliche Durchleitungskapazität von 150 Tsd. Barrel pro Tag und soll bis Anfang 2013 auf 400 Tsd. Barrel pro Tag steigen. Der Energieinformationsdienst Genscape rechnet damit, dass die Durchleitungskapazität schneller steigen wird. Wir gehen daher davon aus, dass die Lagerbestände in Cushing in den kommenden Wochen merklich fallen werden und sich die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI deutlich einengen wird.

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Edelmetalle

In Griechenland sind gestern Nachmittag endgültig die Koalitionsverhandlungen zu einer Regierungsbildung gescheitert. Somit kommt es im Juni zu Neuwahlen. Mittlerweile macht das Szenario eines Staatsbankrotts und Austritts Griechenlands aus der Eurozone die Runde. Denn das linksradikale Bündnis "Syriza“, das als Sieger der Neuwahlen gesehen wird, hat sich klar gegen die Reformforderungen der EU ausgesprochen. Von dieser Entwicklung profitiert stark der US-Dollar, der aktuell selbst als sicherer Hafen betrachtet wird und gegenüber dem Euro auf ein 4-Monatshoch aufwertet. Im Zuge dessen setzt der Goldpreis seinen Abwärtstrend heute Morgen fort und notiert zeitweise mit weniger als 1.530 USD je Feinunze auf dem tiefsten Stand seit Ende Dezember.

Charttechnisch betrachtet handelt Gold damit im Bereich der September- und Dezember-Tiefs, die als wichtige Unterstützungsmarken gelten. Sollten diese nachhaltig unterschritten werden, kommt die psychologisch wichtige Marke von 1.500 USD in Reichweite. Da die Gold-ETFs weiterhin keine nennenswerten Abflüsse verzeichnen, dürften im Wesentlichen spekulative Finanzinvestoren für den Preisrückgang verantwortlich sein. Die "zittrigen Hände" werden also weiter aus dem Markt geschüttelt und die Marktbereinigung setzt sich fort. Wenn diese abgeschlossen ist, sollte Gold von einer soliden Basis aus eine Erholungsbewegung starten können.


Industriemetalle

Die moderate zwischenzeitliche Erholung der Metallpreise gestern währte nur kurz. Bereits im späten Handel kamen die Metalle wie auch die anderen Rohstoffe erneut unter Druck und setzten somit ihren Abwärtstrend der vergangenen Tage fort. Der Index der Londoner Metallbörse, LMEX, fiel im Zuge dessen auf 3.339 Punkte und damit den niedrigsten Stand seit mehr als vier Monaten. Damit hat der Index auch seine Gewinne seit Jahresbeginn fast vollständig abgegeben. Neben dem abermals festen US-Dollar, der vom endgültigen Scheitern der Regierungsbildung und damit bevorstehenden Neuwahlen in Griechenland profitiert und gegenüber dem Euro auf ein 4-Monatshoch aufwertet, belasten schwache Aktienmärkte die Metallpreise.

Auch die Stahlpreise stehen stark unter Druck. LME-Stahl ist zu Beginn der Woche auf 465 USD je Tonne und somit den tiefsten Stand seit Oktober 2010 gefallen. Und der Ausblick für die Preise bleibt ebenfalls stark getrübt. So haben jüngst die beiden größten deutschen Stahlproduzenten, ThyssenKrupp und Salzgitter, ausgehend von der Staatsschuldenkrise in der Eurozone ein düsteres Bild für den Stahlmarkt gezeichnet. Beide Unternehmen sehen in diesem Jahr keine nennenswerte Erholung der europäischen Stahlnachfrage mehr. Deutschland alleine könne die Schwäche im Rest der Eurozone nicht ausgleichen.


Agrarrohstoffe

Die Weizenpreise an der Börse in Chicago konnten gestern um 1,8% auf 607 US-Cents je Scheffel zulegen, in Paris stiegen die Notierungen für europäischen Weizen sogar um 2% auf 199,5 EUR je Tonne an. Hintergrund waren Befürchtungen, die Hitze und Trockenheit im wichtigsten Anbaustaat Kansas könnte dort die Erträge dämpfen und damit die Produktion niedriger als erwartet ausfallen lassen.

Im Westen und der Mitte des Staates sind seit 30 Tagen keine Niederschläge mehr gefallen. Mit 52% als gut oder sehr gut bewerteter Weizenpflanzen lag Kansas aber zuletzt um 6 Prozentpunkte unter dem Landesdurchschnitt. In der Vorwoche waren es noch 60% und vor einem Monat 69% gewesen. Die Entwicklung macht es zunehmend unwahrscheinlich, dass die nach einer Feldtour vor gut zwei Wochen prognostizierten Rekorderträge von über 49 Scheffel je Morgen erzielt werden. Sowohl die US-Nachrichten als auch Befürchtungen, dass sich in Russland erneut eine problematische Trockenheit ergeben könnte, trieben die Notierungen auch in Paris nach oben. Ein schwächerer Euro, der die Wettbewerbsfähigkeit für europäischen Weizen verbessert, tat sein Übriges.

Ein Kontraktwechsel sorgte gestern für niedrigere Maispreise in Chicago. Nächstfälliger Termin ist nun Juli. Die Terminkurve zeigt weiterhin die Erwartung nachgebender Preise zur Erntezeit. Dies wird durch eine weiter zügige Aussaat unterstützt. Während es im fünfjährigen Durchschnitt 66% waren, sind in diesem Jahr zum gegenwärtigen Zeitpunkt bereits 87% der Flächen bestellt.




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