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Der deutsche Steuertopf sprudelt ... der Markt ignoriert auch diese positive ...

22.06.2010  |  Folker Hellmeyer
Der deutsche Steuertopf sprudelt …. der Markt ignoriert auch diese positive Wendung ….

Der Euro eröffnet heute bei 1.2310 (07.35 Uhr) nahe den Tiefstkursen der letzten 24 Handelsstunden, die im asiatischen Geschäft bei 1.2285 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 90.90. In der Folge notiert EUR-JPY bei 111.85, während EUR-CHF bei 1.3665 oszilliert.

Wir haben auf unseren Vorträgen oder im Forex Report in den letzten Monaten regelmäßig darauf verwiesen, daß es wenig Ziel führend ist, Extremsituationen zu extrapolieren, da die Ergebnisse regelmäßig nichts mit einer realistischen Abbildung der Zukunft zu tun haben. Mithin gilt es vor einer Prognose zu untersuchen, ob es sich um eine Normal- oder Extremsituation dreht.

Entsprechend kritisch wurde die letzte deutsche Steuerschätzung mit ihren negativen Vorgaben von uns kommentiert als auch die Wachstumsprognosen der Eliten der Zunft der Volkswirtschaft Ende letzten Jahres für das Jahr 2010, die allesamt von Skepsis durchtränkt waren ( … another dip is just around the corner … Wall Street Journal zur Stimmungslage in Davos 2010).

Wir freuen uns, daß heute morgen sowohl die Süddeutsche Zeitung als auch ein wesentliches Organ der Boulevardpresse berichten, daß die Budgetlage in Deutschland per 2010/2011 nicht so problematisch ausfällt, wie es gestern noch unterstellt wurde. Das deutsche Budgetdefizit wird im laufenden Jahr 2010 um bis zu 20 Mrd. Euro geringer ausfallen als bisher unterstellt. Per 2011 wird das bisher unterstellte Defizitvolumen um voraussichtlich 17 Mrd. Euro sinken. Steuereinnahmen fallen höher aus und geringere Arbeitsmarktkosten entlasten gleichfalls.

Wir sind darüber nicht erstaunt, nein, wir haben diese Wendung förmlich erwartet. Für uns in Bremen gilt, daß das Steueraufkommen der Konjunkturlage folgt. Das haben wir auch kundgetan, leider ohne von den entscheidenden Herrschaften in Berlin gehört zu werden.

Wir haben auch darauf verwiesen, daß die gesamte Fiskaldebatte, die uns von den Finanzzentren London und NY als auch einigen Frankfurter Bankhäusern in den letzten Monaten aufoktroyiert wurde, zur Unzeit stattfand.

Diese Debatte hätte im ersten Halbjahr 2009 vor dem Hintergrund größter konjunktureller Unsicherheit und negativster Erwartungen (5 Mio. Arbeitslose in D und Herrn Roubinis Apokalypse mit entsprechenden Budgetauswirkungen) geführt werden müssen und nicht im ersten Halbjahr 2010, das von wirtschaftlicher Erholung imposanten und für viele unerwarteten Ausmaßes geprägt war.

Alleine diese zeitliche Diskrepanz als auch die Tatsache, daß die eigentlichen Sünder USA und UK als Gewinner dieser Debatte reüssierten und weiter reüssieren, drängt einen faden politischen Beigeschmack auf, der nachhaltige Sachlichkeit in der Diskontierung der Gesamtlage vermissen läßt.
  • Wir freuen uns, ob dieser fiskalischen Wendung in dem bedeutendsten Land der Eurozone.

  • Wir freuen uns übrigens auch, daß gemäß gestriger Verlautbarung die griechische Regierung per 2. Halbjahr 2011 wieder mit Wachstum rechnet. Auch das wurde vom Finanzmarkt nicht ansatzweise erwartet.

  • Natürlich sind wir enttäuscht über die zuletzt schwachen Konjunkturdaten aus den USA vor dem Hintergrund, daß die US-Wirtschaft mit voraussichtlich circa 10% Budgetdefizit im Verhältnis zum BIP (aktuell per Fiskaljahr 2009/2010 -1.129 Mrd. USD oder -7,73% des BIP nach 261 von 365 Tagen) alimentiert wird …

Diese positive Überraschungen aus der Eurozone und zuletzt negativen Überraschungen aus den USA werden vom Finanzmarkt aktuell nicht nur ignoriert, sondern mit Verkaufsdruck zu Lasten des Euros begleitet. Wir nehmen das als Ausdruck nicht unerheblicher „Bockigkeit“ wesentlicher Marktteilnehmer zur Kenntnis und verweisen darauf, daß sich nachhaltige reale Umstände nur temporär ignorieren lassen. Je länger sie ignoriert werden, desto stärker sind die ultimativen Bewegungen, um ein
Gleichgewicht wiederherzustellen.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD leicht favorisiert. Ein Überwinden des Widerstands bei 1.2670 - 1.2700 eröffnet erhöhte Aufwärtsdynamik. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.2080 - 1.2110 neutralisiert den leicht positiven Bias.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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