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Das G8/G20 Treffen in Toronto steht im Fokus der Märkte

25.06.2010  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute bei 1.2310 (06.55 Uhr), nachdem während der letzten 24 Handelsstunden zunächst Tiefstkurse bei 1.2260 und anschließend Höchstkurse bei 1.2388 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 89.50. In der Folge notiert EUR-JPY bei 110.15, während EUR-CHF bei 1.3570 oszilliert.

Der kanadische Finanzminister Flaherty hat die bestmögliche Kurzbeschreibung des anstehenden G-8/G-20 Treffens in Toronto geliefert.

Der kanadische Finanzminister Flaherty betonte, daß das Hauptthema bei dem anstehenden G-20 Treffen die Frage sein wird, wie die Länder Wachstum und Defizite in eine Balance bringen.

Offensichtlich ist, daß die USA nur die Subvention ihres kurzfristigen Wachstums im Auge haben und damit zukünftiges Potentialwachstum durch die Defizitpolitik beschneiden. Circa 10 Budgetdefizit und 2-3% real negativer Zins (Kaufkraft Burn Rate) liefern in den USA einen Input in Höhe von 12%-13%, um einen „Output“ (=BIP) von bis zu 3% minderer statistischer Qualität (siehe „Endlich Klartext“) zu erarbeiten. Das ist schlicht weg und einfach grotesk. Dieses Geschäftsmodell der USA, das bis 2020 laut Obama obwalten soll, ist fiskalisch unverantwortlich und ökonomisch absurd!

Auf der anderen Seite ist Europa weniger fokussiert auf das kurzfristige Wachstum und setzt die Konsolidierung der Finanzen um, um mittel- und langfristiges Wachstumspotential nicht zu gefährden.

Der Unterschied der beiden Positionen sagt etwas zur Notwendigkeit der Subventionierung des Wachstums aus. Diese Notwendigkeit ist in den USA ungleich höher als in der Eurozone, da die Wirtschaftssubjekte in einer Durchschnittsbetrachtung ungleich stärker durch hohe Verschuldung belastet sind und darüber hinaus der Kapitalstock (ableitbares Potentialwachstum) in den USA so stark wie in keiner anderen wesentlichen Region der industrialisierten Welt in der Phase 2006 - 2009 erodierte (siehe Treasury Aktuell vom 11.2.2010 zum Investitionsgüterzyklus). Die Eurozone war in dieser Phase die einzige etablierte Industrieregion mit einem positiven Wert!

„Es gebe keine vordefinierten Ziele für fiskalische Konsolidierung.“

In der Tat ist dafür die Situation der einzelnen beteiligten Länder zu heterogen. Ein fiskalisches Breitbandantibiotikum ist derzeit nicht am Markt erhältlich.

„Einige Länder hätten eine sehr kritische Verfassung diesbezüglich und entsprechend hohen Handlungsbedarf.“

Dem stimmen wir zu. Wir sind stolz darauf, daß die Eurozone die Verantwortung vor der kommenden Generation nicht völlig aus den Augen verloren hat. Was für die Eurozone gilt, gilt nicht für die USA!

Der Auftragseingang der Industrie der Eurozone legte per April im Monatsvergleich um 0,9% nach zuvor 5,1% zu. Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 22,1% (Prognose 21,5%) nach zuvor 20,3%. Der Aufschwung in der Eurozone setzt sich nachhaltig fort. Für die anstehende Produktion liefert dieses Auftragsbuch ein freundliches Gesamtbild.
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In den USA sank der Auftragseingang für langlebige Wirtschaftsgüter per Berichtsmonat Mai im Monatsvergleich um -1,1%. Die Prognose war bei -1,4% angesiedelt. Der Vormonatswert wurde von +2,8% auf +3,0% revidiert.

Das Ergebnis ist zwar besser als erwartet, es konnte dennoch nicht überzeugen. Das Vorzeichen per Mai macht keine Freude und führte am US-Markt zu verstärkten Sorgen eines „Double Dips“ in den USA.

Was für die USA gelten kann, gilt definitiv nicht für die Weltwirtschaft. Wir sind gut beraten, zu erkennen, daß die USA nicht mehr globale Konjunkturlokomotive sind, sondern ein nachgeordneter Waggon. Der Konjunkturzug wird von Schwellenländern angeführt.

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Die Arbeitslosenerstanträge sanken per 19. Juni von zuvor 476.000 (revidiert von 472.000) auf 457.000. Die Prognose war bei 460.000 angesiedelt. Diese Veränderungen sind ohne nachhaltige Aussagekraft. Das Niveau ist immer noch so zu interpretieren, daß eine nachhaltige Belebung im Bereich der US-Beschäftigung nicht greift.

Der beigefügte Chart verdeutlicht eindrucksvoll, daß dieses Niveau der Anträge seit dem 4. Quartal 2009 obwaltet.

Die zwischenzeitliche positive Tendenz bei den Nonfarm Payrolls hatte zu großen Teilen mit der Volksbefragung (Census) zu tun und war nicht Ausdruck zunehmender nachhaltiger Beschäftigung, die sich aus der Ökonomie speist. Mit Ablauf der Volksbefragung werden diese temporären Jobs in den kommenden Monaten sukzessive wieder erodieren.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD leicht favorisiert. Ein Überwinden des Widerstands bei 1.2670 - 1.2700 eröffnet erhöhte Aufwärtsdynamik. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.2080 - 1.2110 neutralisiert den leicht positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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