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Euro in der Breite unter Druck

29.06.2010  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute bei 1.2255 (07.35 Uhr) im Dunstkreis der Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 88.75. In der Folge notiert EUR-JPY bei 108.80, während EUR-CHF bei 1.3305 oszilliert.

Der Euro steht heute morgen in der Breite unter Druck. Ob gegenüber dem GPB, dem JPY, dem CHF oder auch dem USD. Der Appetit auf Euros ist am Devisenmarkt offensichtlich nicht im erforderlichem Maße gegeben.

Der Blick auf die konjunkturellen Fakten liefert keine Sinn stiftende Erklärung. Im Gegenteil sind die Datensätze aus der Eurozone überwiegend positiv überraschend.

Das gilt auch mittlerweile für Länder wie Griechenland, Spanien oder Portugal. Gleichwohl ist der Finanzmarkt offensichtlich nicht an diesen Fakten interessiert. Spielfreude auf "Rückspiegelbasis" dominiert!

Der Blick auf den CDS-Markt liefert dafür weitere Belege. Diese Asymmetrie zwischen nicht erwarteter positiverer Faktenlage in Südeuropa und "Bewertungsblues" für den Euro nehmen wir interessiert zur Kenntnis (Griechenland = grün, Spanien = schwarz, Portugal = rot, Türkei = ocker).

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Zu dem "Bewertungsblues" für den Euro paßt fraglos eine Umfrage der Royal Bank of Canada im Rahmen des Economist Intelligence Unit (440 Teilnehmer/Senior Executives).

Mehr als 50% der Befragten erwarten, daß in den kommenden 3 Jahren eine Wahrscheinlichkeit von mehr als 50% gegeben sei, daß mindestens ein Land aus der Eurozone austreten würde. Die Kandidatenreihenfolge lautet der Wahrscheinlichkeit nach wie folgt:
  • Griechenland,
  • Portugal,
  • Spanien,
  • Irland
  • und Deutschland (Bei Deutschland wird eine rückläufige Geduld als Katalysator angeführt)

Mehr als ein Drittel geht davon aus, daß mindestens eine 25% Chance bestünde, daß die Eurozone insgesamt in diesem Zeitraum auseinanderbricht.

Offensichtlich lauschen diese "Senior Executives" nicht den Stimmen der EZB oder auch der EU-Kommission als auch den Regierungen der Eurozone, sondern hören auf die Propaganda bestimmter Kreise aus London und New York. Das mag man noch verzeihen.

Offensichtlich ist es den Befragten entfallen, daß Deutschland zwar größter Nettozahler ist, aber eben noch größerer Profiteur der Eurozone. Dieses Erkenntnisdefizit ist als problematischer einzuwerten, da es mangelnde Expertise offenlegt.

Offensichtlich haben diese Befragten darüber hinaus kein Interesse daran, sich in die Niederungen Sinn stiftender Analyse in Südeuropa zu begeben und die frühen und vor allen Dingen unerwarteten Erfolge der Restrukturierung anzuerkennen, nachdem stringenteste Reformen von zum Teil historischen Ausmaß aufgesetzt wurden.

Das darf als Ausdruck einer analytischen Leichtigkeit interpretiert werden, die zu den "Erfolgen" dieser Klientel der vergangenen 10 Jahre paßt. Es paßt definitiv nicht zu einer professionellen sachgerechten Bewertung und in der Folge Kapitalallokation!

Die Geldmenge M-3 der Eurozone sank im Jahresvergleich wider Erwarten um -0,2%. Analysten hatten eine Zunahme um +0,3% unterstellt. Die Kreditvergabe an die öffentliche Hand legte im Jahresvergleich um 9,8% nach zuvor 8,7% zu. Die Kreditvergabe an den privaten Sektor verzeichnete im Jahresvergleich eine Zunahme um 0,2% nach zuvor 0,1%.

Die Entwicklung der Geldmenge enttäuscht, die Entwicklung der Kreditvergabe an den privaten Sektor ist ermutigend.

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Der "Chicago Fed National Activity Index", der sich aus 85 Einzelindikatoren der US-Wirtschaft zusammensetzt, sank per Mai von zuvor 0,25 (revidiert von 0,29) auf 0,21 Punkte. Der aussagefähigere 3-Monatsdurchschnitt legte von +0,05 auf +0,28 Punkte zu und markierte damit das höchste Niveau seit März 2006. Dieses Indexniveau beschreibt laut Definition dieses Index ein unterproportionales Wachstumsszenario.

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Die persönlichen Einkommen verzeichneten in den USA per Mai eine Zunahme um 0,4% im Monatsvergleich (Jahresvergleich +1,6% nach +2,6%). Die Prognose war bei 0,5% angesiedelt. Der private Konsum legte gleichzeitig um 0,2% zu (Jahresvergleich +4,6% nach +4,4%). Die Sparrate erhöhte sich von zuvor 3,8% auf 4,0%.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD leicht favorisiert. Ein Überwinden des Widerstands bei 1.2670 - 1.2700 eröffnet erhöhte Aufwärtsdynamik. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.2080 - 1.2110 neutralisiert den leicht positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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