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Steigende Risikoaversion setzt Preisen weiter zu

23.05.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise nähern sich wieder den Tiefständen vom vergangenen Freitag. Brent handelt am Morgen bei 107,5 USD je Barrel, WTI bei 91 USD je Barrel. Eine steigende Risikoaversion und ein festerer US-Dollar sorgen für Abgabedruck. Hinzu kommt die Bereitschaft des Iran, wieder Inspektoren der Internationalen Atomenergiebehörde in das Land zu lassen. Heute findet die nächste Runde der Atomgespräche zwischen dem Iran und den fünf UN-Vetomächten plus Deutschland statt. Sollte es zu einem weiteren Entgegenkommen der Konfliktparteien kommen oder sogar eine Lockerung der Sanktionen in Aussicht gestellt werden, dürfte die Risikoprämie weiter zurückgehen und die Ölpreise entsprechend nachgeben.

Der Brentölpreis nähert sich mittlerweile seinem fundamental gerechtfertigten Niveau an, welches bei etwa 100 USD je Barrel liegen dürfte. Dass derzeit eher zuviel als zuwenig Öl gefördert wird, verdeutlichten die gestern nach Handelsschluss veröffentlichten API-Daten zu den US-Lagerbeständen. Die Rohölvorräte stiegen in der vergangenen Woche um weitere 1,5 Mio. Barrel und erreichten damit den höchsten Stand seit Juli 1990. Dagegen sanken die Benzinvorräte kräftig um 4,5 Mio. Barrel auf den niedrigsten Stand seit Ende 2008. Der Lagerabbau bei Benzin ist allerdings nicht auf eine steigende Nachfrage zurückzuführen.

Die implizite Benzinnachfrage ging in der vergangenen Woche sogar um 535 Tsd. Barrel pro Tag zurück und lag 4,6% unter dem Vorjahresniveau. Die offiziellen Lagerdaten des US-Energieministeriums dürften heute den neunten Anstieg der Rohölvorräte in Folge zeigen.


Edelmetalle

Der Goldpreis ist im Zuge eines festeren US-Dollar erneut unter Druck geraten und bis auf 1.550 USD je Feinunze gefallen. Erstmals seit längerem kam es gestern zu stärkeren ETF-Abflüssen. Der weltgrößte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, verzeichnete einen Rückgang seiner Bestände um 17,5 Tonnen. Dies ist der größte Tagesabfluss seit August 2011 und als negatives Zeichen für den Goldpreis zu sehen. Denn bislang zeigten sich die ETF-Anleger vom Preisrückgang bei Gold unbeeindruckt, weil sich an der langfristigen Einschätzung zu Gold nicht viel geändert hat. Werden nun auch die ETF-Anleger vom Verkaufssog erfasst, könnte dies auf eine geänderte langfristige Einschätzung dieser Anleger hindeuten. Allerdings bedarf es hierzu schon mehrerer Tage kräftiger ETF-Abflüsse.

Die Proteste in der weltgrößten Platinmine Rustenburg in Südafrika dauern den zweiten Tag an. Die Produktionsausfälle, der Minenbetreiber spricht von 3 Tsd. Unzen pro Tag, hatten bislang noch keine Auswirkungen auf den Platinpreis. Dieser ist am Morgen aufgrund der hohen Risikoaversion sogar auf ein 4-Monatstief von 1.420 USD je Feinunze gefallen. Angesichts eines von Johnson Matthey erwarteten globalen Marktüberschusses von gut 400 Tsd. Unzen, scheinen die Produktionsausfälle verkraftbar, solange sich die Proteste nicht wieder wie zu Jahesbeginn über meherer Wochen hinziehen.


Industriemetalle

Es war nur eine kurze Verschnaufpause an den Metallmärkten. Eine erneut steigende Risikoaversion im Vorfeld des heutigen EU-Gipfels hat Kupfer mit 7.620 USD je Tonne sogar noch unter die Tiefstände von Ende letzter Woche gedrückt. Vor allem der Rückzug der spekulativen Investoren belastet derzeit das rote Metall: die Zahl der Netto-Long Positionen war zum 15. Mai um weitere 10 Tsd. Kontrakte auf knapp 5 Tsd. Kontrakte gesunken. Damit bleiben die kurzfristigen Investoren aber noch immer auf der Netto-Long Seite und eine Fortsetzung der Korrektur ist nicht auszuschließen.

Aluminium notiert mit gut 2.000 USD je Tonne nur knapp über dem Jahrestief. Die niedrigen Preise am Aluminiummarkt haben viele Aluminiumschmelzen unrentabel gemacht. Norsk Hydro, Europas drittgrößter Aluminiumproduzent, verhandelt nun mit den Arbeitern in der Kurri Kurri Schmelze in Australien über eine Schließung des Werkes. Bereits im Januar hatte man die dortige Produktion um 60 Tsd. Tonnen bzw. ein Drittel zurückgefahren. Global ist die Aluminiumproduktion seit letzten Sommer erst leicht gesunken. Im April sind laut Internationalen Aluminium Institut 3,6 Mio. Tonnen Aluminium produziert worden und damit 5,5% weniger als im Hochpunkt im August 2011. Zum Vergleich: Zwischen August 2008 und Februar 2009 beliefen sich die Kürzungen auf knapp 20%. In China, dem weltgrößten Produzentenland, fielen die Kürzungen bislang mit 4,3% gegenüber August 2011 unterdurchschnittlich aus (Grafik des Tages).

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Agrarrohstoffe

Die Baumwollpreise befinden sich seit der Veröffentlichung der USDA-Prognosen am 10. Mai im freien Fall. Das Minus liegt inzwischen bei 15%. Alleine gestern gaben die Notierungen um den maximal möglichen Betrag (limit down) auf 74,5 US-Cents je Pfund nach, den niedrigsten Stand seit Februar 2010. Das USDA hat nicht nur den für die noch laufende Saison 2011/12 erwarteten weltweiten Überschuss auf 3,6 Mio. Tonnen nach oben korrigiert, sondern stellt auch für die kommenden Saison 2012/13 einen weiteren, wenn auch mit 1,5 Mio. Tonnen niedrigeren Überschuss in Aussicht. Behielte das USDA Recht, dann könnten die weltweiten Lagerbestände auf 16 Mio. Tonnen ansteigen.

Für das Lager-Verbrauchs-Verhältnis ergäbe sich ein Anstieg auf ein Rekordniveau von 50%. Diese Aussichten drücken die Preise. Unterstützt wird der Preiseinbruch durch ein wenig freundliches Marktumfeld und durch den anhaltenden Aufbau von Netto-Short-Positionen durch die spekulativen Finanzanleger. Diese erreichten in der Woche zum 15. Mai mit 13,6 Tsd. Kontraktn den höchsten seit März 2009. Wir erachten den Preisrückgang als übertrieben. Die Terminkurve zeigt, dass am Markt auch längerfristig nicht mit einer nennenswerten Erholung der Preise gerechnet wird. Der Marktüberschuss dürfte geringer ausfallen als erwartet, da es zu weiteren Flächenkürzungen zugunsten ertragreicherer Agrarrohstoffe wie Mais und Sojabohnen kommen dürfte.




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