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Deutscher Arbeitsmarkt stark - Tankan überzeugt - USA schwächelt - Lateinamerika

01.07.2010  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute bei 1.2225 (07.40 Uhr), nachdem im asiatischen Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.2194 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 88.35. In der Folge notiert EUR-JPY bei 108.05, während EUR-CHF bei 1.3140 oszilliert.

Bevor wir uns mit Europa, China, USA und Japan beschäftigen, ist es sinnvoll, kurz den Blick gen Lateinamerika zu richten. Brasilien zeigt deutliche Stärke. Lateinamerika ist eine Region, die der Weltwirtschaft positive Impulse verleiht! "Chapeau!"

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Bleiben wir bei Schwellenländern und wenden uns China zu. Der chinesische Einkaufsmanagerindex sank per Juni von zuvor 53,9 auf 52,1 Punkte. Damit ergab sich der zweite Rückgang in Folge. Einige Marktteilnehmer schüren ob dieser Entwicklung Skepsis bezüglich der globalen Konjunkturentwicklung. Das ist absurd. Dieser Indexstand mit deutlich über 50 Punkten impliziert weiterhin deutliche Expansion, die lediglich von einen geringeren Dynamik geprägt ist.

Im ersten Quartal wuchs die chinesische Wirtschaft im Dunstkreis um 12%. Dieses Tempo steht nicht auf der Wunschliste der chinesischen Regierung. Die Zielzone liegt zwischen 8% - 10%. Zuletzt nahm Preisdruck ablesbar am Verbraucherpreisindex zu und markierte jenseits der 3% Marke das höchste Niveau seit 19 Monaten (siehe Chart).

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Der Index für die chinesischen Einkaufspreise war in der Juniumfrage des Einkaufsmanagerindexrückläufig und impliziert damit nach vorne schauend einsetzende Entspannung an der Inflationsfront.

Bezüglich der Nachhaltigkeit der chinesischen Expansion ist esbedeutend, Überhitzungen zu vermeiden. China ist offensichtlich auf einem guten Weg, dieses Ziel zu erreichen. Aus dem aktuellen Rückgang des Einkaufsmanagerindex ein nachhaltig negatives Wachstumsszenario abzuleiten, das den Aufschwung der Weltwirtschaft gefährdet, wäre mehr als ambitioniert!

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Der Tankanbericht aus Japan lieferte per 2. Quartal für große Produzenten einen Anstieg von -14 auf +1 Punkt. Die Prognose lag bei -4 Punkten. Für die großen Unternehmen stellte sich eine Zunahme von -14 auf -5 Punkte ein. Hier war die Prognose bei -7 Zählern angesiedelt. Für kleine Unternehmen des produzierenden Gewerbes verbesserte sich die Lage von -30 auf -18 Punkte. Die Prognose stellte sich auf -24 Zähler. Für kleine Unternehmen der Dienstleistungsbranche legte der Index von -31 auf -26 Punkte zu (Prognose -28). Insgesamt wurden damit alle Prognose positiv übertroffen. Mithin war der Konsensus der Profis zu negativ aufgestellt. "Food for thought!"

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Kommen wir zu den USA. Die US-Daten lieferten gestern ein gemischtes Bild, das schlußendlich jedoch enttäuschte. Der Einkaufsmanagerindex aus Chicago sank per Juni von zuvor 59,7 auf 59,1 Punkte. Die Prognose lag bei 59,0 Zählern. Es ergab sich ein nicht ganz so starker Rückgang als erwartet. Das Indexniveau impliziert weitergehend deutliche Expansion. Die Subindices stehen im Einklang mit dem Gesamtergebnis. Hier gibt es nichts auszusetzen.

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Dagegen enttäuschte der "ADP Employment Report" per Juni nachhaltig mit einem Zuwachs der Beschäftigung im rivatwirtschaftlichen Sektor von nur 13.000. Analysten hatten hier einen Anstieg um 60.000 Jobs unterstellt. Die Revision des Vormonatswerts von +55.000 auf +57.000 war schlußendlich irrelevant.

Fakt ist, daß der Arbeitsmarkt in den USA nicht in die Gänge kommt und damit als Beleg gewertet werden muß, daß die US-Wirtschaft unverändert von massivsten strukturellen Problemen geplagt ist.

Was darf man denn auch von einer Konjunktur erwarten, die 10% Budgetdefizit im Verhältnis zum BIP und mehr als 2% realen Negativzins erfordert, um statistisch anfechtbare 2% - 3% BIP-Wachstum zu generieren? Das diese Umstände in der Analyse derzeit von den meisten Kollegen ausgeblendet werden, heilt dieses Defizit übrigens nicht!

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Der deutsche Arbeitsmarktbericht setzte gestern erneut positive Akzente, die so in der Breite nicht erwartet wurden. Diese positive Überraschungsparty hält nun mittlerweile seit 12 Monaten an.

Kommen wir zu den Fakten. Die deutsche Arbeitslosigkeit ist auf das niedrigste Niveau seit Dezember 2008 gesunken und hat laut Arbeitsministerium damit das Vorkrisenniveau erreicht. In unbereinigter Form sank die Arbeitslosigkeit um 88.000 auf 3.153.000 (Quote 7,5%). Saisonal bereinigt kam es zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit um 21.000 auf 3.230.000. Die saisonal bereinigte Quote verharrte bei 7,7%.

Mittlerweile wird weder von dem Arbeitsministerium noch der BA ausgeschlossen, daß in diesem Jahr noch Werte unter 3 Mio. Arbeitslosen möglich sein werden. Diese Entwicklung hat übrigens nachhaltige fiskalische Entlastungsimpulse zur Folge!

Der beigefügte Chart, der die Anzahl der Arbeitslosen abbildet, unterstreicht im Gegensatz zu den USA die profunde positive Entwicklung in Deutschland, dem größten Land der Eurozone! Vielleicht macht es ja auch mal Sinn, die Eurozone nicht nur nach den skeptischen und sachlich nicht mehr gewährleisteten negativen Erwartungen bezüglich Südeuropas zu handeln, sondern nach der Stärke des größten Landes. "Food for thought!"

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Wenden wir uns dem Thema der Risikoaufschläge für Griechenland zu. Nachdem der Eigentumsübergang der griechischen Bonds mangels Investmentgrade Griechenlands von den Kapitalsammelstellen zu dem System der EZB dank sachlich nicht gerechtfertigter oder aber anfechtbarer Prozyklizität der Ratingagenturen per 30.06.2010 abgeschlossen wurde, setzt nun eine nüchternere Bewertung der Spreads ein. Wir bedanken uns am Finanzmarkt noch einmal für die Volatilität und die Handelsopportunitäten, die uns die Weisheit uns insbesondere Vorausschau der Ratingagenturen gebracht hat. Wir bleiben bei diesem Thema am Ball. Die These, daß die EZB eines der besten Geschäfte mit dieser Aktion gemacht hat, steht meinerseits. (Griechenland = grün)

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD leicht favorisiert. Ein Überwinden des Widerstands bei 1.2670 - 1.2700 eröffnet erhöhte Aufwärtsdynamik. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.2080 - 1.2110 neutralisiert den leicht positiven Bias.


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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