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Es geht wieder abwärts

30.05.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Die externen Faktoren geben am Ölmarkt weiterhin die Richtung vor. Gestern Nachmittag war es der im Zuge der Bankenkrise in Spanien aufwertende US-Dollar, der dem Ölmarkt zusetzte. Brent kostet heute Morgen nur noch 106 USD je Barrel, WTI fällt zurück knapp unter 90 USD. Die momentan reichliche Versorgung des Ölmarktes spricht aber ebenfalls für niedrigere Preise: Gemäß einer Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters haben im Mai die 12 OPEC-Staaten 31,8 Mio. Barrel Öl pro Tag gefördert, nach 31,75 Mio. Barrel im April. Das sind täglich knapp 2 Mio. Barrel mehr als im Ziel avisiert. Vor allem Saudi-Arabien trägt zum hohen Angebot bei. Das Königreich hat seine Produktion um weitere 100 Tsd. Barrel auf 10,1 Mio. Barrel pro Tag angehoben. Die Förderung im Iran ist um 20 Tsd. Barrel auf 3,13 Mio. Barrel gesunken. Das ist zwar das niedrigste Niveau seit 1990, aber der Rückgang ist angesichts der Sanktionen bislang gering.

Japan hatte im April täglich knapp 120 Tsd. Barrel Öl aus dem Iran und damit 66% weniger als im Vorjahr importiert. Die Sanktionen in der EU beginnen am 1. Juli. Die Vorbereitungen dafür werden trotz der weiteren Gesprächsrunde über das iranische Atomprogramm am 18./19. Juni in Moskau fortgesetzt. Die anstehende Einschnitte werden u.E. eine Erholung der Ölpreise in der zweiten Jahreshälfte unterstützen. Kurzfristig bleiben die Preise aber vor allem von externen Faktoren bestimmt. Zudem dürfte das aktuell hohe Angebot durch die neuen US-Lagerdaten bestätigt werden. Die API-Daten werden heute wegen des Memorial Days mit einem Tag Verzögerung veröffentlicht.


Edelmetalle

Sah es gestern zunächst so aus, als könnte sich der Goldpreis etwas erholen, wurden sämtliche Hoffnungen diesbezüglich im späteren Handelsverlauf zunichte gemacht. Das gelbe Edelmetall gab seine bis dahin aufgelaufenen Gewinne wieder vollständig ab und beendete den Handel sogar mit einem Minus von 1,6%. Der Preisrückgang setzt sich heute Morgen, wenn auch mit verminderter Dynamik, fort und Gold notiert auf einem Wochentief von rund 1.550 USD je Feinunze. Schuld am gestrigen erneuten Abverkauf war der feste US-Dollar, der unter die Marke von 1,25 EUR/USD rutschte und damit vor allem die Edelmetalle stark belastete. Zuvor hatte Egan-Jones Ratings Co., eine bis dahin unbekannte Rating-Agentur, das Kreditrating Spaniens herabgestuft, was den US-Dollar aufwerten ließ und vom Markt als "dankbarer" Grund für die dann folgende Verkaufswelle genommen wurde.

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Darüber hinaus braucht die angeschlagene spanische Bankengruppe Bankia möglicherweise mehr als doppelt soviel Finanzhilfe als die bislang avisierte staatliche Kapitalspritze von 19 Mrd. EUR. Neben Gold wurde gestern unter den Edelmetallen insbesondere Silber im großen Stil verkauft. Dies ging mit Abflüssen aus den ETFs einher. Die von Bloomberg erfassten Silber-ETFs verzeichneten Abflüsse von fast 44 Tonnen. Auch die spekulativen Finanzanleger haben sich in den vergangenen Wochen bereits stark aus dem Silbermarkt zurückgezogen.


Industriemetalle

Auch bei den Industriemetallen setzt sich der gestern begonnene erneute Abverkauf heute Morgen fort und die Preise bewegen sich in Richtung ihrer letzte Woche verzeichneten mehrmonatigen Tiefstände. Zum einen setzt der starke US-Dollar, der im Zuge der Staatsschuldenkrise in der Eurozone gegenüber dem Euro weiter aufwertet, die Preise unter Druck. Zum anderen belasten Meldungen der offiziellen chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua, wonach die geplanten Stimulierungsmaßnahmen in China nicht so hoch wie im Jahr 2008 ausfallen werden. Damals hatte das Fiskalpaket einen Umfang von 4 Bio. CNY (entspricht beim heutigen Wechselkurs mehr als 600 Mrd. USD). Solange sich die übergeordnete Nachrichtenlage nicht verbessert und Fundamentaldaten weiter ignoriert werden, dürfte sich der Abwärtstrend bei den Metallen fortsetzen.

Industriekreisen zufolge haben sich japanische Aluminiumkäufer mit ihren Lieferanten auf rekordhohe Prämien für das Leichtmetall im nächsten Quartal geeinigt. Demnach wird ab Juli eine Prämie von 200-210 USD je Tonne auf den LME-Preis gezahlt. Im laufenden Quartal beträgt die Prämie "nur" 115-127 USD. Der starke Anstieg ist u.a. auf eine höhere Nachfrage seitens der Auto- und Bauindustrie zurückzuführen. Zudem konkurriert Japan derzeit mit China, da das Reich der Mitte aktuell relativ große Mengen an Aluminium importiert, weil die internationalen Preise unter den heimischen Produktionskosten liegen. Dies sollte den Aluminiumpreis stützen.


Agrarrohstoffe

Angekündigte Regenfälle im Mittleren Westen der USA haben die Maispreise gestern nochmals um 2,8% auf 562 US-Cents je Scheffel nach unten gedrückt. Auch für Weizen ging es angesichts der Aussicht, dass sich nach Regenfällen die Ernteaussichten in Russland und der Ukraine sowie die Aussaatbedingungen in Australien verbessern, um 3,4% auf 657 US-Cents je Scheffel nach unten. Davon konnten sich auch die Notierungen in Paris nicht abkoppeln, die ebenfalls um 2% auf 211,5 Euro je Tonne nachgaben. Im Vergleich zu den genannten Meldungen wurde die leichte Abwärtsrevision der Ertragsaussichten in der EU offensichtlich geringer bewertet.

Die Prognoseeinheit MARS der EU-Kommission hat in seinem gestern veröffentlichten Ausblick hervorgehoben, dass es besonders in den östlichen Teilen Deutschlands noch immer zu trocken ist. Während für Deutschland zwar ein um 3,5% über dem Vorjahr liegender Weichweizenertrag prognostiziert wird, liegt dieser mit 7,27 Tonnen je Hektar gut 2% unter dem 5-Jahres-Durchschnitt. Für die Gesamt-EU ist der prognostizierte Ertrag mit 5,57 Tonnen je Hektar trotz Abwärtsrevisionen auch in Bulgarien und Rumänien noch immer leicht überdurchschnittlich vorhergesagt. Die Weichweizenernte der EU insgesamt soll mit nun noch von der Kommission prognostizierten 126,5 Mio. Tonnen um 2 Mio. Tonnen unter dem Vorjahr bleiben.




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