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Gold trotzt allgemeinem Abwärtssog

31.05.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Der angesichts der Verschärfung der Euro-Schuldenkrise weiter aufwertende US-Dollar und die zunehmenden Konjunktursorgen setzten die Ölpreise gestern weiter kräftig unter Druck. Brentöl gab fast 4 US-Dollar nach und notiert heute Morgen mit knapp 104 USD je Barrel so niedrig wie zuletzt im Oktober letzten Jahres. WTI notiert mit knapp 88 USD je Barrel 20% niedriger als im Jahreshoch und hat damit den sogenannten "Bärenmarkt" erreicht.

Es sind die externen Faktoren, die die grobe Richtung am Markt vorgeben. Zudem sieht der Markt die Angebotslage als äußerst komfortabel. Gefahren eines Angebotsausfalls wie sie derzeit bspw. von dem Atomkonflikt des Westens mit dem Iran ausgehen, werden komplett ignoriert. Dabei hat der iranische Präsident Ahmadinejad gestern die Erwartungen an das Treffen Mitte Juni in Moskau gedämpft. Eine Neueinschätzung der geopolitischen Risiken kann die Stimmung immer schnell drehen lassen.

Dass die Marktlage als so entspannt eingestuft wird, ist nicht zuletzt auf die US-Rohöllagerbestände zurückzuführen, die fast auf ein 22-Jahreshoch geklettert sind. Die gestern nach Handelsschluss vom American Petroleum Institute veröffentlichten Lagerdaten waren zwar in diesem Sinne auf den ersten Blick etwas enttäuschend, als dass die Rohölvorräte in der Woche zum 25. Mai leicht gefallen sind. Der Blick auf die stark gestiegenen Benzinvorräte relativiert dies aber. Heute Nachmittag veröffentlicht das amerikanische Energieministerium die offiziellen Lagerdaten.


Edelmetalle

Endlich verhält sich Gold "normal“ und "profitiert“ von den Euro-Sorgen: Zuletzt konnte sich der Goldpreis gegen den allgemeinen Abwärtstrend bei Rohstoffen und Aktien gut behaupten. Die Marke von 1.530 USD je Unze hat gestern erneut gehalten und in Euro gerechnet ist der Goldpreis sogar auf ein 6-Wochenhoch von rund 1.265 EUR je Unze gestiegen. Damit zeigt sich Gold als eine "Risikoversicherung" und schürt Hoffnung auf eine baldige Trendwende. Wir bleiben zwar langfristig sehr positiv für den Goldpreis gestimmt, sehen aber weiterhin Risiken nach unten, sollte der US-Dollar weiter zu Stärke tendieren.

Trotz anhaltender Sorgen auf der Angebotsseite ist Platin gestern als einziges Edelmetall gefallen. Zeitweise wurde sogar zum ersten Mal seit Anfang Januar wieder die Marke von 1.400 USD je Feinunze unterschritten. Der weltweit zweitgrößte Platin-Produzent, Impala Platinum, hat kürzlich für das erste Quartal einen Rückgang der Produktion um 46% auf 230 Tsd. Unzen bekannt gegeben. Dieser ist dem sechswöchigen Streik in der Rustenburg-Mine geschuldet. Streitigkeiten zwischen rivalisierenden Gewerkschaften hatten jüngst zu neuen Produktionsausfällen geführt und könnten das Ziel, im Juni wieder die volle Produktionshöhe zu erreichen, verhindern. Dadurch könnte der erwartete Angebotsüberschuss am globalen Platinmarkt in diesem Jahr geringer ausfallen oder gar ausbleiben.

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Industriemetalle

Schwache Aktienmärkte und ein abermals fester US-Dollar haben einige Metallpreise gestern bzw. heute Morgen auf neue mehrmonatige Tiefstände gedrückt. Kupfer und Aluminium handelten zeitweise mit gut 7.400 USD bzw. weniger als 2.000 USD je Tonne auf den niedrigsten Niveaus seit Ende Dezember. Nickel fiel sogar auf ein 2½-Jahrestief von rund 16.200 USD je Tonne. Mit einem Minus von etwa 13% weist Nickel die schwächste Preisentwicklung von allen Industriemetallen in diesem Jahr auf. Dies ist u.a. dem hohen Angebot geschuldet, nachdem eine Reihe neuer Minenprojekte in Betrieb genommen wurde. An der LME sind die Nickelvorräte auf ein 11-Monatshoch von gut 107 Tsd. Tonnen gestiegen.

Gleichzeitig dürfte China seine Nickelvorräte abbauen, nachdem das Reich der Mitte im Vorfeld des Exportstopps in Indonesien diese nochmals kräftig aufgebaut hatte. Daten der Zollbehörde zufolge sind die Nickelerzimporte Chinas aus Indonesien im April auf einen Rekordwert von 3,34 Mio. Tonnen gestiegen. Mit dem seit Anfang Mai in Kraft getretenen Exportstopp bzw. der Einführung einer 20%-igen Ausfuhrsteuer könnte sich das Angebot am Nickelmarkt in den nächsten Monaten aber merklich einengen. Der zweitgrößte indonesische Nickelproduzent schätzt, dass die Exporte des südostasiatischen Landes im zweiten Halbjahr um 20% zurückgehen werden. Dies sollte den Nickelpreis unterstützen.


Agrarrohstoffe

Wie erwartet hat die Internationale Kakaoorganisation ICCO in ihrem gestrigen Quartalsbericht das Angebotsdefizit am Kakaomarkt in der Saison 2011/12 nach unten korrigiert. Während im letzten Bericht ein Defizit von 71 Tsd. Tonnen erwartet wurde, erwartet die ICCO nun, dass die Nachfrage nur um 43 Tsd. Tonnen über dem Angebot liegt. Dies ist fast vollständig darauf zurückzuführen, dass die Produktion um 29 Tsd. auf 3,99 Mio. Tonnen nach oben genommen wurde. Angehoben wurde vor allem die ivorische Produktion, nämlich von 1,35 Mio. Tonnen auf nun 1,41 Mio. Tonnen. Die geringere Ernteschätzung für Ghana gleicht dies jedoch vollständig aus, so dass regional betrachtet vor allem die höhere südamerikanische Produktion für die Abwärtsrevision verantwortlich ist.

Da die Wetterbedingungen in Afrika nicht ganz so gut wie im Vorjahr sind und der Kontinent weiter über 70% der Weltkakaoproduktion verantwortet, soll die Welternte jedoch um 7,4% sinken. Der Rückgang dürfte sogar stärker ausfallen und auch für die folgende Saison 2012/13 wieder ein Defizit ergeben, wenn sich die Sorgen vor einem Auftreten von El-Niño in der zweiten Jahreshälfte bewahrheiten (siehe Rohstoffe kompakt vom 29. Mai). Wir betrachten daher die aktuellen Kakaopreise als günstig - an der NYBOT notiert der Kakao-Future bereits unweit des 5-Jahrestiefs, die etwas höheren LIFFE-Notierungen sind vor allem der GBP-Schwäche geschuldet -, können uns jedoch einen weiteren Preisrückgang vorstellen. Denn der Blick des Marktes richtet sich aktuell vor allem auf die Nachfrageseite und die Sorgen vor einer Wirtschaftsabkühlung haften an den Notierungen.




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