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EZB im Rahmen der Erwartungen - Deutsche Industrieproduktion überrascht positiv!

09.07.2010  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute bei 1.2685 (07.30 Uhr), nachdem im US-Handel Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.2712 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 88.60. In der Folge notiert EUR-JPY bei 112.40, während EUR-CHF bei 1.3335 oszilliert.

Die EZB beläßt das Zinsniveau erwartungsgemäß bei 1,00%. So weit, so gut! Die Zinspolitik sei angemessen, behauptet die EZB. Die Preisentwicklung sei moderat. Ja, in den letzten 12 Monaten stieg sie von -0,6% auf 1,6% um 2,2%, das ist in der heutigen Sprachregelung halt moderat.

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Im Juli 2008 (Erhöhung der EZB von 4,00% auf 4,25%) wäre die Wortwahl bezüglich der aktuellen Situation wohl anders ausgefallen. Seinerzeit flogen einige Falken und sahen überall Risiken, die übrigens gar nicht gegeben waren. Diesmal gibt es offensichtlich keine Falken oder zu wenig Falken, die die offensichtlichen Risiken nicht bereit sind, erkennen zu wollen. Wir fordern Sie an dieser Stelle auf, den Begriff Zeitgeist mit der am nahesten sitzenden oder stehenden Person zwei Minuten lang zu diskutieren.

Die Weltwirtschaft wächst laut neuester "Nacherzählung" oder Prognose des IWF per 2010 mit 4,6% so schnell wie seit 2007 (2007 Welt BIP +5,1%, Grundlage des Inflationsszenarios 2008?) nicht mehr und das beschreibt wohl laut neuer Zentralbankdiktion auch kein Szenario, das Inflationsrisiken mit sich bringt. Der Inflationsdruck sei mittelfristig eingedämmt. Die Inflationserwartungen bleiben fest verankert. Das sei essentiell. Wir hören die Signale der EZB und enthalten uns weiterer Kommentierung.

Die Argumentation, daß Südeuropa keine Zinserhöhungen verträgt, ist haltlos. Für Südeuropa sind der Kapitalmarktzins und die Risikoaufschläge von primärer Bedeutung. Eine angemessene Zinspolitik der Zentralbank verhindert überproportionale Zinssteigerungen am Kapitalmarkt. Das ist eine eherne Regel! Real negative Zinsen (Leitzins geringer als CPI) paßt nicht in dieses Bild, weder in den USA (ausgeprägt) noch in der Eurozone (weniger ausgeprägt)!

Die EZB zeigt sich bezüglich der Konjunktur durchaus optimistisch. Hinsichtlich der aktuellen Daten läßt sich das auch kaum vermeiden, wenn man weitere Glaubwürdigkeit nicht aufs Spiel setzen will. Die Erholung hätte sich Anfang 2010 fortgesetzt. Das Wachstum werde weiter ungleichmäßig sein. Ja, das ist so, wenn Südeuropa neu konfiguriert wird. Das ist aber auch gut so, da damit dann Nachhaltigkeit der Expansion gewährleistet wird. So sind Reformen nun einmal.

Nach Ansicht der EZB wird das Wachstum im 2. Quartal deutlich besser ausfallen als im 1. Quartal 2010. Wir stimmen zu und fragen uns, wie gut die Stabprojektionen der EZB sind …. Die Risiken für das Wachstum seien ausgewogen. Ja, die Chancen sind es dann wohl auch.

Die weiteren Einlassungen betreffen die Maßnahmenpakete der EZB. Die EZB läßt keine Zweifel, ein hohes Maß an Agilität zu leben, um den aktuellen als auch potentiellen Problemen oder Engpässen entgegen zu wirken. Dabei verteidigt die EZB zurecht die bisher getroffenen Maßnahmen, die die Erfolge der homogenen Intervention auf G-30 Ebene seit Mitte 2008 in der Spitze in einem Volumen von 33.500 Mrd. USD bewahren helfen.

Mit wahrscheinlich ein wenig Süffisanz hatte Trichet gesagt, daß "Investoren" viel zu pessimistisch waren, was die Fähigkeit Europas angeht, wichtige Entscheidungen zu fällen. Hier stimmen wir Trichet absolut zu. Diese Lehrstunde für unsere "Investoren" dürfte erfolgreich gewesen sein! Das war auch bitter notwendig und das ist gut so! Boulevardzeitung hin oder her!

Die deutsche Industrieproduktion setzte gestern den ersten massiven positiven Akzent. Es kam zu einem völlig unerwarteten Anstieg per Mai um 2,6% im Monatsvergleich. Analysten hatten eine Zunahme um lediglich 0,9% unterstellt. Der Vormonatswert wurde darüber hinaus von +0,9% auf +1,2% nach oben revidiert. Im Jahresvergleich ergab sich eine Zunahme um 12,4%. Deutschland läuft in diesem Sektor rund!

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Die Arbeitslosenerstanträge per 3.Juli fielen etwas geringer als erwartet aus. Nach zuvor 475.000 per 26. Juni (revidiert von 472.000) kam es zu einem Rückgang auf 454.000. Die Prognose war bei 460.000 angesiedelt.

Der Blick auf den Chart offenbart, daß die aktuellen Veränderungen wenig Aussagekraft haben. Das Gesamtbild am US-Arbeitsmarkt bleibt unbefriedigend!

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.2140 - 1.2170 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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