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China-Daten enttäuschen - et tu, Brute?

01.06.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Rohölpreise bleiben unter Druck. Brent kostet mit knapp 102 USD je Barrel so wenig wie seit sieben Monaten nicht mehr. WTI verbuchte mit einem Minus von 17,5% im Mai den stärksten Preisrückgang seit der Rezession 2008. Eine schnelle Trendwende ist angesichts der enttäuschenden Konjunktursignale und des immer fester tendierenden US-Dollar nicht in Sicht, zumal auch die Angebotslage entspannt ist: Die Lagerdaten des US-Energieministeriums zeigten für die letzte Woche einen weiteren Anstieg der US-Rohölvorräte um 2,2 Mio. Barrel. Die Vorräte, die bereits seit einigen Wochen so hoch sind wie seit 1990 nicht mehr, sind nun fast 10% höher als im Fünfjahresdurchschnitt.

Mit Spannung wurden auch die ersten Cushing-Daten nach Öffnung der Seaway-Pipeline erwartet. Bei einer anfänglichen Durchleitungskapazität von 150 Tsd. Barrel täglich können wöchentlich eine Million Barrel von Cushing in das Raffineriezentrum der USA am Golf von Mexiko abfließen. Am 19. Mai war die Pipeline erstmals befüllt worden. Der volle Effekt wird sich also erst in der nächsten Woche zeigen. Der marginale Aufbau von 54 Tsd. Barrel in der letzten Woche, der einem Aufbau der Vorräte von durchschnittlich 900 Tsd. Barrel in den neun Wochen zuvor folgte, deutet aber u.E. die Trendwende bereits an.

Der von uns erwartete Rückgang der Vorräte in den kommenden Wochen dürfte den Preisabstand zwischen Brent und WTI schrumpfen lassen. Zu beachten ist aber auch die Lagerentwicklung bei Benzin und Mitteldestillaten. Die Vorräte fallen seit Wochen und liegen bei Benzin nun 4,2%, bei den Mitteldestillaten sogar 13% unter dem Fünfjahresdurchschnitt. Das stützt die Produktpreise. Die Margen vor allem am Benzinmarkt bleiben hoch.


Edelmetalle

Gold zeigte sich gestern erneut als sicherer Hafen und gab im Gegensatz zu den zyklischen Rohstoffen kaum nach. Das gelbe Edelmetall handelt heute Morgen weiter bei rund 1.560 USD je Unze. Die CFTC-Statistik zur Marktpositionierung der spekulativen Finanzanleger, die heute nach Handelsschluss veröffentlicht wird, dürfte zeigen, dass sich die Spekulanten die vierte Woche in Folge vom Goldmarkt zurückgezogen haben.

In den USA hat sich Daten der US-Münzanstalt zufolge die Nachfrage nach Goldmünzen wieder leicht erholt. Nach dem äußerst schwachen April (20 Tsd. Unzen) wurden im Mai Goldmünzen im Umfang von 50 Tsd. Unzen verkauft. Dies war allerdings immer noch weniger als die Hälfte wie zur selben Zeit im Vorjahr. Bei den Silbermünzen ist ein ähnlicher Trend zu beobachten. Hier stiegen die Verkaufszahlen im Mai auf ein 4-Monatshoch von 2,75 Mio. Unzen, lagen aber ebenfalls noch knapp 25% unter dem Vorjahreswert. Bei den ETF-Anlegern waren dagegen im Mai unterschiedliche Tendenzen zu sehen. Während die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs im letzten Monat Abflüsse von knapp 16 Tonnen verzeichneten, kam es bei den Silber-ETFs zu Zuflüssen von gut 32 Tonnen. Auf den Silberpreis hatte dies jedoch keine Auswirkungen. Mit einem Minus von 10,7% war Silber im Mai das schwächste Edelmetall.


Industriemetalle

In China ist der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe (PMI) im Mai zum ersten Mal seit sechs Monaten wieder gefallen - und zwar unerwartet deutlich. Mit einem Wert von 50,4 hält er sich gerade noch so im expansiven Bereich. Der bisher aufwärtsgerichtete Trend beim offiziellen PMI stand im Gegensatz zu vielen anderen Konjunkturindikatoren in China, so dass im aktuellen Umfeld der jetzt schwächere Wert nicht wirklich überraschen sollte und der PMI nun wieder im Einklang mit den restlichen Indikatoren steht. Dennoch schürt dies weiter Sorgen, dass es im Reich der Mitte schlussendlich doch zu einem sogenannten "Hard Landing" kommen könnte. Allerdings überwiegen heute Morgen offensichtlich die Hoffnungen, dass die chinesische Regierung neue bzw. umfangreichere Programme zur Stimulierung der heimischen Wirtschaft implementieren könnte. Vor diesem Hintergrund halten sich die Metallpreise relativ gut und legen sogar moderat zu.

In Chile, dem mit einem Marktanteil von 34% mit Abstand weltweit größten Kupferproduzenten, erholt sich die Kupferproduktion wieder. Gemäß Daten des nationalen Statistikinstituts ist diese im April den zweiten Monat in Folge auf gut 445 Tsd. Tonnen gestiegen und lag damit 1,6% über dem Vorjahreswert. Die höhere Produktion wird am globalen Kupfermarkt dringend benötigt, soll dieser doch laut Einschätzung der International Copper Study Group in diesem Jahr ein weiteres Angebotsdefizit von 237 Tsd. Tonnen aufweisen.


Agrarrohstoffe

In seiner letzten Prognose hatte das USDA das Angebot an Sojabohnen für die laufende Saison 2011/12 nochmals deutlich reduziert und damit ein weiteres Mal auf die Trockenheitsschäden in Südamerika reagiert. Möglicherweise sind die derzeit angenommenen 42,5 Mio. Tonnen Sojabohnen für Argentinien noch immer zu hoch angesetzt. Die Buenos Aires Cereals Exchange sah sich bereits zu einer Reduktion der Ernteerwartung auf unter 40 Mio. Tonnen veranlasst. Andere Ölsaaten können das hohe Defizit am Weltsojamarkt nicht ausgleichen. Vielmehr rechnet das auf Ölsaaten spezialisierte Analysehaus Oil World auch für die Gruppe der Ölsaaten insgesamt mit einem Absinken der weltweiten Lagerbestände auf ein 3-Jahrestief zum Ende der Saison 2011/12.

Allerdings richtet sich der Blick bereits auf ein deutlich höheres Angebot an Sojabohnen und einen derzeit prognostizierten weltweiten Überschuss in Höhe von 6 Mio. Tonnen in 2012/13. Für die Gruppe der Ölsaaten insgesamt dürfte der Überschuss aber geringer ausfallen, nicht zuletzt weil bei Raps zum dritten Mal in Folge ein Defizit auftreten könnte. So schätzt die EU-Prognoseeinheit MARS für den weltgrößten Produzenten EU den Hektarertrag auch für 2012 auf 4,4% unter dem 5-Jahresdurchschnitt und damit ähnlich niedrig wie in 2011. Wir erwarten daher insgesamt weiterhin recht feste Notierungen für Ölsaaten.

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