Suche
 
Folgen Sie uns auf:

IEA sieht Ölpreis von 100 USD weiter als bedrohlich hoch

06.06.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Eine leichte Stimmungsaufhellung an den Finanzmärkten und ein schwächerer US-Dollar geben den Ölpreisen am Morgen Rückenwind. Gleiches war aber auch schon gestern früh der Fall, bevor ein festerer US-Dollar die Preiserholung wieder zunichte machte. Von daher dürfte der Fokus vor allem auf der Euro-Schuldenkrise und der heutigen EZB-Sitzung liegen (siehe unten). Für zusätzliche Unterstützung sorgte der stärker als erwartet ausgefallene Abbau der US-Rohölvorräte, welcher gestern nach Handelsschluss vom American Petroleum Institute berichtet wurde. Das US-Energieministerium veröffentlicht die offiziellen Lagerdaten heute Nachmittag. Erwartet wird ein Rückgang der Rohölbestände um 500 Tsd. Barrel. Dies wäre der erste Lagerabbau seit elf Wochen.

Außerdem dürfte die Frage im Blickpunkt stehen, ob die Seaway-Pipeline zu einem ersten Lagerabbau in Cushing geführt hat. Laut API kam es in Cushing allerdings konträr zum Rückgang der Gesamtvorräte zu einem Lageraufbau. Die Internationale Energieagentur sieht einen Ölpreis von 100 USD noch immer als Bedrohung für die Konjunktur. Dies kann als indirekte Aufforderung an die OPEC verstanden werden, das derzeitige Produktionsniveau beizubehalten. Die OPEC trifft sich am 14. Juni zu ihrer nächsten turnusmäßigen Sitzung. Dort dürften angesichts des deutlichen Preisrückgangs der vergangenen Wochen Forderungen nach einer Rückführung des beträchtlichen Überangebots laut werden.


Edelmetalle

Wie erwartet brachte die gestrige Telefonkonferenz der G7-Finanzminister keine neuen Einsichten im Hinblick auf die Probleme der Eurozone. Und auch die EZB-Sitzung heute dürfte kein neues Licht auf die Staatsschuldenkrise werfen, mit einer Zinssenkung ist nicht zu rechnen. Die EZB dürfte ihre abwartende Haltung und den Druck auf die Regierungen vorerst aufrechterhalten, ohne aber die Tür für weitere Schritte zuzuschlagen. Unterdessen kocht die Staatsschuldenkrise in der Eurozone weiter. Gestern musste Spanien Finanzierungsprobleme eingestehen.

Aussagen des Vorsitzenden des Verbands der indischen Schmuckhändler zufolge verkaufen in Indien derzeit Goldkonsumenten verstärkt das gelbe Edelmetall, nachdem der Goldpreis in Indischer Rupie gerechnet aufgrund der Abwertung der Währung auf ein Rekordhoch gestiegen ist. In manchen Regionen des Landes würden Privatinvestoren sogar mehr Gold verkaufen als Schmuckhändler. Das daraus resultierende höhere Angebot an Altgold dürfte mit zum erwarteten Rückgang der indischen Goldimporte in diesem Jahr beitragen. Die Bombay Bullion Association schätzt, dass sich das Angebot an Altgold 2012 im Jahresvergleich auf rund 300 Tonnen mehr als verdoppelt. Dank einer starken chinesischen Goldnachfrage kann die aktuelle Nachfrageschwäche in Indien zwar weitgehend ausgeglichen werden. Dennoch stellt diese einen Belastungsfaktor für den Goldpreis dar.


Industriemetalle

An der LME ist heute Morgen nach den Feiertagen zum Thronjubiläum der britischen Königin wieder der Handel aufgenommen worden. Die Metallpreise zeigen sich dabei zwar mehrheitlich freundlich, aber nur wenig verändert. Im Vorfeld der Veröffentlichung neuer Konjunkturdaten und der Handelsstatistik für Mai in China am Wochenende dürften die Preise im Wesentlichen von externen Faktoren wie der Staatsschuldenkrise in der Eurozone, der Risikoaversion der Marktteilnehmer und dem EUR/USD-Wechselkurs getrieben sein. BHP Billiton, der weltweit größte Bergbaukonzern, hat deutlich vor den Gefahren der europäischen Schuldenkrise gewarnt. Sollte es zu keiner nachhaltigen Lösung der Krise kommen und die globale wirtschaftliche Unsicherheit daher anhalten, könnte dies die Rohstoffnachfrage auf kurzfristige Sicht negativ beeinflussen.

Bereits im letzten Monat hat BHP Billiton angekündigt, aufgrund fallender Rohstoffpreise und steigender Kosten bis zum Jahresende keine neuen Großprojekte mehr zu genehmigen. Andere Unternehmen der Branche dürften diesem Beispiel folgen. Sollten die Rohstoffpreise weiter fallen und im Zuge dessen vermehrt geplante Projekte verschoben oder gar komplett auf Eis gelegt werden, könnte dies in einigen Jahren wieder zu merklichen Angebotsengpässen bei manchen Rohstoffen führen. Dies sollte langfristig betrachtet zu merklich steigenden Preisen beitragen.


Agrarrohstoffe

In Argentinien haben Landwirte einen einwöchigen Stopp von Getreideverkäufen ausgerufen. Damit wollen sie gegen höhere Steuern protestieren. Stein des Anstoßes ist der Plan der Provinzregierung von Buenos Aires, der Hauptgetreideanbauregion in Argentinien, die Bewertung für Land höher anzusetzen und so mehr Steuereinnahmen auf dessen Grundlage zu generieren. Die Vertreter der Landwirtschaft fürchten, dass dies nicht wenige ihrer Mitglieder zu einem Verkauf von Flächen zwingen könnte. Bereits lange gibt es Konflikte zwischen der Bundesregierung und der Landwirtschaft wegen der Eingriffe in den Export von Getreide, die innerhalb Argentiniens die Preise dämpfen. Erinnerungen werden nun wach an die Jahre 2008 und 2009, als Proteste von Farmern zu Behinderungen im Getreide- und Ölsaatenexport führten.

Gerade die Exportsteuer auf Sojabohnen und deren Produkte - Argentinien ist weltgrößter Exporteur von Sojaöl und -mehl sowie drittgrößter Exporteur von Sojabohnen nach den USA und Brasilien - ist eine wichtige Finanzierungsquelle des argentinischen Staates. Es bleibt nun abzuwarten, ob die Proteste sich weiter ausdehnen und zu größeren Verzögerungen auch im Export führen werden. Staatliche Stellen weisen diese Gefahr bisher von sich. Argentinien ist gerade dabei, seine diesjährige Ernte an Sojabohnen abzuschließen, auch bei Mais ist bereits ein großer Teil der Ernte eingebracht.

Open in new window





Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"