Edelmetalle Aktuell
13.08.2010 | Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
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- Silber
Der Silberpreis bewegte sich in den letzten Woche einigermaßen parallel zum Goldpreis und erreichte zwischenzeitlich wieder Kurse von deutlich über 18 $ je Unze. Kurzfristig wird das Metall wohl in einer Spanne zwischen 17,40 $ und 18,35 $ bleiben; langfristig hängt vieles vom Verhalten der Investoren und vom industriellen Verbrauch ab.
Letzterer entwickelt sich aktuell zumindest in Teilbereichen sehr erfreulich. Aus dem Elektronikbereich sehen wir eine wieder steigende Nachfrage, wobei diese zumindest zum Teil auch eine Folge des guten Autoabsatzes der deutschen Autohersteller ist. Die hiesigen Fahrzeugbauer profitieren dabei vor allem von den Exporten; die heimischen Verkaufszahlen haben im Gegensatz dazu ja durchaus noch Potential nach oben (siehe oben bei Platin).
Ein anderes Feld, das derzeit "brummt" und das sich für einen rasch steigenden Silberverbrauch verantwortlich zeichnet, ist die Photovoltaik-Industrie. In jedem Fall werden in diesem Jahr weltweit über 1.000t Silber auf den Dächern der Welt "landen", am Ende könnten es sogar bis zu 1.500t werden. Damit entwickelt sich diese Branche zu einem echten Motor, was den industriellen Silberverbrauch angeht.
- Platin
Zu Beginn der Berichtperiode konnte das Platin zunächst zulegen und ein erster Anlauf brachte Kurse von 1.560 $ je Unze. Nach einer kurzen Verschnaufpause setzte sich die Rallye weiter fort und Anfang August verfehlte das Metall dann die Marke von 1.600 $ je Unze nur knapp.
Dies war der höchste Stand seit Mitte Juni, damals war das Metall sogar auf fast 1.610 $ gestiegen. Verantwortlich für die beschriebenen Kursgewinne war eine Kombination aus industrieller Nachfrage (hier lockten ab Mitte Juli vor allem auch die sehr tiefen Preise gegen Euro) und von neuem Anlegerinteresse. So stiegen an den Terminbörsen und bei den ETFs die Pluspositionen Ende Juli/Anfang August um zusammen immerhin fast fünf Tonnen an.
Die Anleger wurden bei ihrer Kaufentscheidung sicher von dem allgemein freundlichen Umfeld für Industriemetalle beeinflusst; unterstützend kam aber auch die Meldung hinzu, dass Anglo Platinum die Produktion in diesem Jahr nun doch nicht auf 2,7 Mio. Unzen ausweiten möchte, sondern sie bei 2,5 Mio. Unzen belässt. In den ersten sechs Monaten hatte Amplats davon sogar erst 1,1 Mio. Unzen verkauft, so dass es im zweiten Halbjahr noch zu einer erheblichen Steigerung der Ausbringung kommen müsste. Interessant war auch, was die Firma zu den Produktionskosten mitteilte: Mit 11.493 Rand lagen diese nur sehr knapp unter dem durchschnittlichen Marktpreis von R11.900 je Unze. Viel Luft nach unten hat das das Unternehmen - immerhin mit Abstand die Nr. 1 weltweit - scheinbar also nicht. Nicht zuletzt dank der anderen Platinmetalle (bei Rhodium ist Anglo ebenfalls die Nr. 1; bei Palladium die Nr. 2 weltweit) blieb für die Aktionäre trotzdem genug hängen: Der Gewinn von Amplats stieg um 532% auf 2,6 Mrd. Rand an. Weitere Details finden sich unter dem entsprechenden Link auf Seite 4 dieses Reports.
Was die Verbrauchsseite angeht, wurden in den letzten Tagen die jeweiligen Absatzzahlen von den wichtigsten Automärkten bekannt gegeben. Den Anfang machten dabei wie immer die USA. Hier gab es im letzten Monat ein Plus von 5,1% gegenüber 2009 auf jetzt knapp über 1 Mio. Autos. Allerdings war dieses Ergebnis nicht wirklich prickelnd: was das Gesamtjahr anging, hatten die Verkäufe 2009 ja auf einem 30-Jahrestief gelegen. So fällt auch die in den USA vielbeachtete Vorhersage für das Gesamtjahr bestenfalls gemischt aus. Mit hochgerechnet 11,98 Mio. Autos könnte der Absatz zwar deutlich über den 10,4 Mio. Fahrzeugen des letzten Jahres liegen, von den 16,9 Mio. Stück des Jahres 2005 ist der Markt aber weiter Lichtjahre entfernt.
In Deutschland sah es im Juli einmal mehr mau aus. Knapp 240.000 Autos und damit 30,2% weniger als 2009 und immerhin noch fast 10% weniger als 2008 wurden letzten Monat neu zugelassen. Hier sorgt die durch die Abwrackprämie hervorgerufene Sonderkonjunktur des letzten Jahres noch immer für Bremsspuren und eine kurzfristige Änderung ist nicht in Sicht. Immerhin liegt aber der Dieselanteil jetzt wieder bei 43%; vor einem Jahr hatte er bei unter 30% gelegen.