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Euro weiter freundlich, insbesondere gegen den CHF und JPY!

28.07.2010  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute bei 1.3010 (07.45 Uhr), nachdem gestern im europäischen Handel Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3045 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 87.80. In der Folge notiert EUR-JPY bei 114.30 während EUR-CHF bei 1.3785 oszilliert.

Die Marktideologie eines Scheiterns Südeuropas und damit des Euros stellt sich immer mehr als Wunschdenken einer begrenzten Klientel heraus. Das gilt zumindest für den überschaubaren Zeitrahmen.

Wir freuen uns darüber, daß damit die hier im Forex Report eingenommene Haltung im Kern bestätigt wird. Zu unserem Bedauern ist uns der Devisenmarkt bewertungstechnisch jedoch nicht gefolgt.

Wir haben betont, daß die Spekulation bezüglich der Budgetdefizite 12 Monate zu spät kam. Sie war angemessen im ersten Halbjahr 2009 als Untergangsszenarien a la Roubini gespielt wurden. Da Fiskallagen immer der Konjunkturlage folgen und sich seit dem 2. Halbjahr 2009 eine massive Erholung ergab, hat der Markt in den letzten Monaten hier eine Diskontierung der Vergangenheit gespielt. Die Aufgabe von Märkten ist es jedoch, nach vorne zu schauen und nicht im übertragenem Sinne Porsche zu fahren, indem man latent in den Rückspiegel schaut. Das funktioniert auf Dauer nicht!

Das aggressive Vorgehen gegen die Eurozone seitens wesentlicher Teile des Finanzmarkts als auch der Finanzanalyse, insbesondere mit Wall Street oder London City Hintergrund, aber auch aus eigenen europäischen Reihen, darf unter sachlichen Gesichtspunkten hinterfragt werden. Hier sei noch einmal betont, daß die Analyse das Phänomen des größten Landes der Eurozone Deutschland mit seinen absolut vom Mainstream nicht antizipierten Erfolgen vollkommen ignoriert hat und sich solitär auf Südeuropa kaprizierte. Vergleichbar wäre ein Ansatz, die USA nur nach dem Mißerfolg von Illinois zu beurteilen.

Ein durchaus interessanter Aspekt bleibt dabei der Fragenkomplex, was Gruppendynamik und was kartellrechtlich anfechtbare Absprache war. Aber wie schon 1992 (EWS Krise) ist hier mit Aufklärung nicht wirklich zu rechnen. Das mag auch Ausdruck eines Machtsystems sein. "Food for thought!"

Die Realität liefert ein alternatives Bild einer Eurozone, die zu nachhaltigen Reformschritten fähig ist und Südeuropa als auch Irland neu konfiguriert. Die Eurozone macht erfolgreich ihre Hausaufgaben.

Dazu paßt dann auch die jüngste Einlassung der FT. Die Financial Times schreibt, daß Griechenland weiter als geplant in der Konsolidierung fortgeschritten sei. Maßgeblicher Hintergrund ist eine deutliche Reduzierung der Ausgaben. Die Einnahmeseite hätte dagegen die Zielvorstellungen bisher leicht verfehlt. Voraussichtlich schrumpfe die griechische Wirtschaft per 2010 nicht wie erwartet um 4%, sondern lediglich um 3,0% - 3,5%.

Ebenso paßt dazu, daß die gestrige Mittelaufnahme Spaniens am Geldmarkt vollkommen problemlos stattfand.

In der Folge ist es nur konsequent, daß der Devisenmarkt sich der neuen Realität anpaßt. Die Fluchtwährungen CHF und JPY kommen insbesondere unter Druck.

Der USD hält sich noch wacker. Herr Geithner redet nun auch der Konsolidierung das Wort. Reformen nach europäischen Zuschnitt sind jedoch nicht zu erwarten. Die US-Wirtschaft hängt weiter am Tropf. 12% Input um 3% Output angreifbarer Qualität zu produzieren, belegen die strukturellen Schwächen der USA.

Die Geldmenge M-3 der Eurozone verzeichnete per Juni mit +0,2% den ersten Anstieg im Jahresvergleich seit Oktober 2009. erwartet war ein Rückgang um -0,1%. Die Kreditvergabe an den privaten Sektor lieferte eine Zunahme um 0,3% nach zuvor +0,2%. Der Anstieg der Kreditvergabe an die öffentliche Hand wies einen Zuwachs um 6,9% nach zuvor 7,7% per Mai aus.

Auch diese Aggregate beginnen die Belebung in Ansätzen zu spiegeln.

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Kommen wir zu den Daten aus den USA. Das Bild war zweigeteilt. Der Datensatz per Mai lieferte eine frohe Botschaft. Dieser Datensatz hat aber nicht die notwendige Nähe, da wir uns jetzt kurz vor Beginn des Augusts wünschen.

Der S&P Case/Shiller Hauspreisindex legte per Mai im Jahresvergleich auf Basis der 20 Städtevergleichs um 4,6% zu. Die Prognose lag bei 4,0%. Im Monatsvergleich stellte sich eine Zunahme um 1,3% ein. Hier war die Prognose bei lediglich +0,2% angesiedelt. Darüber hinaus wurde der Vormonatswert von +0,8% auf +0,9% revidiert.

Der Blick auf den Chart verdeutlicht die Verbesserung der Lage, er verdeutlicht aber auch das unverändert niedrige Niveau.

Da ab Mai die Steuersubventionierung am US-Wohnimmobilienmarkt ausgelaufen ist, darf damit gerechnet werden, daß die weitere Entwicklung der Preise etwas holpriger wird.

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Das Verbrauchervertrauen nach Lesart des „Conference Board“ sank von revidiert 54,2 (zuvor 52,9) auf 50,4 Punkte. Die Prognose lag bei 51,0 Zählern. Diese Daten passen zu der Entwicklung des „ABC News Money Magazine Consumer Comfort Index“. Hier dominiert eine deutliche Eintrübung, die in Zusammenhang mit der maladen Situation des US-Arbeitsmarkts als auch des US-Wohnimmobilienmarkts in Zusammenhang steht.

Selbsttragende Kräfte der konjunkturellen Erholung, die sich im Rest der Welt (Schwellenländer und starke Europäer) einstellen, sind in den USA nicht auffindbar. Nur der mit der Weltwirtschaft eng verzahnte Bereich reüssiert in den USA:

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Der Richmond Fed Manufacturing Survey lieferte per Juli einen Rückgang von zuvor 23 auf 16 Punkte. Der Auftragsindex sank von 25 auf 13 Zähler. Der Beschäftigungsindex legte dagegen von 9 auf 15 Punkte zu. Ergo ergeben sich sowohl positive als auch negative Aspekte aus diesem Datencocktail.

Fakt ist, daß mit durchgehend positiven Daten eine Situation beschrieben wird, die von Expansion geprägt ist.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.2500-1.2550 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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