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Nach Beordnung spanischer Banken ist Griechenland im Fokus!

12.06.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.45 Uhr) bei 1.2495, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im asiatischen Handel bei 1.2449 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 79.50. In der Folge notiert EUR-JPY bei 99.35, während EUR-CHF bei 1.2010 oszilliert.

Die deutliche Erholung des Euros und der Risikoaktiva fiel nur kurz aus. Das darf nicht überraschen. Die Bereitschaft zu einer nachhaltigen Positionierung ist vor den Wahlen in Griechenland nicht ausgeprägt. Die Vorbereitungen auf einen Ausstieg Griechenlands laufen, um die Möglichkeit einer ungeordneten Situation im Vorwege zu verhindern. Hinsichtlich dieser Konstellation ist eine Trendwende zu Gunsten der Risikoaktiva schlicht weg und ergreifend nicht gegeben. Die Einlassungen von Herrn Roubini in der Bild-Zeitung passen zu der aktuellen Gemütslage an den Märkten.

Losgelöst von der Reaktion an den Finanzmärkten ist das Paket für Spanien Ausdruck einer Neuorientierung der europäischen Krisenpolitik, die ich sehr begrüße. Es handelt sich um ein spezifisches Programm für Banken. Anforderungen an verstärkte Reformen sind mit diesem Programm nicht korreliert. Entsprechend ergibt sich für die Wirtschaft aus diesem Programm kein Abwärtsrisiko. Ganz im Gegenteil eröffnet die Rekapitalisierung der angeschlagenen Banken die Wiederaufnahme angemessener Kreditvergabe durch den Bankensektor mit positiven konjunkturellen Impulsen mittel- und langfristig.

Damit bewegt sich die europäische Krisenpolitik in Richtung einer gleichgewichtigeren Gestaltung innerhalb des "magischen Dreiecks“ der fiskalischen, der konjunkturellen und der gesellschaftspolitischen Stabilität. Lernkurven sind in der europäischen Politik erkennbar.

Unsere "Freunde“ in London und New York als auch einige kontinentaleuropäische Protagonisten bemühten sich gestern, Italien als nächsten Kandidaten für eine Abschirmung zu präsentieren. Dieses Risiko ist im Hinblick auf die Verfahrensweisen unsere "Freunde“ als ernst zu nehmendes Risiko zu klassifizieren. Unsere "Freunde“ kümmern sich dabei nicht wesentlich um Fakten ...

Gestern enttäuschte Italien mit schwachen Wirtschaftsdaten. Im ersten Quartal ergab sich ein Rückgang der Wirtschaftsleistung um -0,8% im Quartalsvergleich und um -1,4% im Jahresvergleich. Fakt ist jedoch, dass diese Daten schon von der ersten Schätzung bekannt waren. Da wurde alter Wein noch einmal heftig aufgekocht. Werfen wir einen Blick darauf, warum die Wirtschaftsleistung in Italien schwach ausfällt:

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Wirkliche Reformen haben kurzfristig eine belastende Wirkung auf die Wirtschaft. Die Krise der Eurozone ist ein zusätzlicher Belastungsfaktor. Diesbezüglich ist die Entwicklung nicht überraschend.

Schauen wir auf die wirklich bedeutenden Fakten bezüglich der fiskalischen Situation Italiens. Die Neuverschuldung soll in diesem Jahr in Italien bei 1,7% des BIP liegen (D circa 1,3%). Zum Vergleich liegt die Neuverschuldung in den USA im laufenden Fiskaljahr nach 246 Kalendertagen auf das Jahr hochgerechnet voraussichtlich bei 9,5% des BIP.

Mehr noch ist die Neuverschuldung der Eurozone dank Reformpolitik in der Qualität tendenziell investiv und durch den Mangel der Reformen in den USA konsumtiv. Wenn wir uns in der Eurozone erneut von unseren "Freunden“ vorführen lassen und bedeutsame Fakten, die Vertrauen verdienen, opferbereit ignorieren, dürfen wir uns den Vorwurf machen, Europas Zukunft willfährig auf dem Altar der Unsachlichkeit und der Spekulation geopfert zu haben.

Dazu erlauben wir uns noch einmal den Chart der Neuverschuldung und Gesamtverschuldung zu präsentieren. Die Daten sind an Eindeutigkeit nicht zu überbieten! Die Marktreaktion steht im diametralen Widerspruch dazu!

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Die Problematik der europäischen Defizitkrise führt aktuell dazu, dass die politischen Aktivitäten alle verstärkt in Richtung erhöhter Integration gehen. Die Fiskalunion wird zunehmend zwingend erforderlich, um die Reformerfolge der Eurozone zu sichern. Dazu erlauben wir uns heute, Herrn Barroso zu zitieren. Herr Barroso sagte gegenüber der FT dass Europa einen großen Schritt in Richtung stärkerer Integration gehen müsse, ansonsten ergäbe sich das Risiko einer Fragmentierung. Ja, so ist es …

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein nachhaltiges Überwinden des Widerstandsfelds bei 1.2820 - 50 neutralisiert den negativen Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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