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Euphorie nach Spanien-Hilfe schnell wieder verflogen

12.06.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise haben ihre Gewinne von gestern vollständig wieder abgegeben und stehen am Morgen weiter unter Abgabedruck. Brent handelt am Morgen bei 97 USD je Barrel, WTI bei knapp 82 USD je Barrel. Neben einer allgemeinen Stimmungseintrübung an den Finanzmärkten belasten Kommentare des saudi-arabischen Ölministers al-Naimi. Dieser sprach sich vor der OPEC-Sitzung am Donnerstag für eine Anhebung des Produktionsziels aus. Dieses liegt seit Dezember bei 30 Mio. Barrel pro Tag. Laut OPEC-Ökonomen würde der Bedarf an OPEC-Öl derzeit 30,7 Mio. Barrel pro Tag betragen. Angesichts einer möglichen weiteren Abwärtsrevision der Nachfrageprognosen und einer höheren Nicht-OPEC-Produktion dürfte dieser Bedarf aber tendenziell sinken. Zudem produziert die OPEC derzeit 31,8 Mio. Barrel pro Tag und damit deutlich mehr als eigentlich benötigt wird.

Laut al-Naimi erfolgte die Produktionsausweitung seines Landes nicht, um wegfallendes Angebot zu ersetzen, sondern weil die Nachfrage dies erforderte. Al-Naimi betonte außerdem, dass die Produktionsausweitung dazu beigetragen hat, dass der Ölpreis von 128 auf 100 USD je Barrel gefallen ist. Saudi-Arabien scheint derzeit offensichtlich nicht bereit, seine Produktion zu reduzieren. Sollte das derzeitige Produktionsniveau beibehalten werden, droht dem globalen Ölmarkt im zweiten Halbjahr ein Überangebot von deutlich mehr als 1 Mio. Barrel pro Tag, was weiteren Druck auf die Ölpreise ausüben würde. Angesichts dessen ist es nicht verwunderlich, dass die spekulativen Finanzanleger ihre Netto-Long-Positionen bei Brent in der Woche zum 5. Juni um 14,3 Tsd. auf 57.303 Kontrakte reduziert haben. Dies entspricht dem niedrigsten Stand seit November 2011.

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Edelmetalle

Gold verhält sich wieder mehr und mehr wie ein sicherer Hafen. Erst gab das gelbe Edelmetall gestern im Zuge der anfänglichen Euphorie nach, holte die Verluste im weiteren Handelsverlauf jedoch wieder komplett auf. Heute Morgen zeigt sich Gold im schwachen Marktumfeld bei knapp 1.600 USD je Feinunze relativ stabil. Das Kalkül der Politiker, dass die Finanzmärkte Spanien wieder günstiger Geld zur Verfügung stellen, wenn das Hauptproblem - der Bankensektor - entschärft ist, ist nicht aufgegangen. Die Renditen 10-jähriger spanischer Staatsanleihen sind gestern sogar wieder gestiegen. An den Märkten regiert zudem offenbar die Angst vor einer Ausbreitung der Staatsschuldenkrise in der Eurozone.

Mit Italien könnte bald das nächste hochverschuldete Land in den Fokus der Märkte geraten. Und die anstehenden Wahlen in Griechenland am Wochenende tragen ebenfalls nicht zur Beruhigung bei. Die Staatsschuldenkrise sowie die relativ niedrigen Goldpreise haben in den letzten Wochen verstärkt Anleger angelockt. So berichtet der Fondsanbieter ETF Securities die dritte Woche in Folge von Zuflüssen in seine Gold-ETFs. Diese summierten sich in den letzten drei Wochen auf 503 Mio. USD. Damit könnte der Goldpreis auch von dieser Seite her wieder Unterstützung erhalten, nachdem bereits die spekulativen Finanzanleger zuletzt ihre Wetten auf steigende Preise zum ersten Mal seit fünf Wochen deutlich ausgeweitet hatten.


Industriemetalle

Die anfängliche Euphorie nach der Finanzhilfe für Spanien und den überraschend starken Importdaten aus China ist schon wieder verflogen. Die Metalle gaben bereits gestern ihre Gewinne zum Teil wieder ab und setzen heute Morgen ihren Rückgang weiter fort. China scheint unterdessen seine Bemühungen, die heimische Wirtschaft zu stimulieren, zu intensivieren: Im Mai ist die Vergabe von neuen Krediten im Vergleich zum Vormonat um 16% auf 793 Mrd. CNY gestiegen. Die chinesische Regierung hat weiteren Spielraum, um z.B. neue Konjunkturprogramme zu implementieren. Dies sollte sich positiv auf die Nachfrage nach Metallen auswirken und die Preise stützen.

Der Anstieg der Kupferimporte im Reich der Mitte im Mai (siehe TagesInfo Rohstoffe von gestern) dürfte auch durch eine geringere inländische Kupferproduktion bedingt worden sein. Gemäß Daten des Nationalen Statistikbüros ist diese im Mai den zweiten Monat in Folge auf nunmehr 484 Tsd. Tonnen gesunken und lag damit 5% unter dem Rekordwert vom März. Einige große Kupferschmelzen hatten im Zuge der niedrigeren Preise Reparatur- und Wartungsarbeiten durchgeführt. Dagegen ist die Aluminiumproduktion in China im Mai wieder gestiegen - und zwar auf einen Rekordwert von 1,68 Mio. Tonnen. Die dringend benötigten Produktionskürzungen zum Abbau der hohen Überschüsse am globalen Aluminiummarkt bleiben damit vorerst weiter aus. Der Aluminiumpreis fällt weiter und notiert heute Morgen bei rund 1.970 USD je Tonne.


Agrarrohstoffe

Der Zustand der Maispflanzen in den USA hat sich ein weiteres Mal verschlechtert. Statt 72% wie in der Vorwoche werden nun nur noch 66% der Pflanzen als gut oder sehr gut bezeichnet. Die anhaltende Trockenheit fordert hier ihren Tribut. Auch die Bewertung der Sojabohnenpflanzen in den beiden besten Kategorien wurde um 5 Prozentpunkte auf 60% zurückgenommen. Damit sind die Bewertungen bei beiden Produkten unter den 5-Jahresdurchschnitt zu dieser Zeit gefallen. Zuletzt gab es vereinzelte Regenfälle, die gestern bereits wieder auf die Preise drückte. Dennoch ist heute angesichts des verschlechterten Pflanzenzustands mit einer Abwärtsrevision der US-Ernteschätzung bei Mais zu rechnen.

In Arkansas und Oklahoma ist die Winterweizenernte quasi abgeschlossen, in wichtigen Anbaustaaten wie Kansas zu mehr als der Hälfte eingebracht. Dort und in einigen Staaten, die noch nicht mit der Ernte begonnen haben, sind die Bewertungen der Winterweizenpflanzen besonders schlecht und lassen nur enttäuschende Ernteergebnisse erwarten. Dies spricht dafür, dass auch in der heute zur Veröffentlichung anstehenden neuen Prognose des USDA die US-Weizenernte nach unten korrigiert wird. Für die US-Lagerbestände zum Saisonende 2011/12 wird bei Mais, Sojabohnen und Baumwolle eine Abwärtsrevision erwartet, was auf eine gute Exportentwicklung und eine höhere Verfütterung zurückgeführt wird.




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