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Diskussion um höheres OPEC-Produktionsziel belastet Brent

13.06.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Die beiden wichtigsten Ölpreise entwickelten sich gestern entgegengesetzt zueinander. Während der Brentpreis auf 97 USD je Barrel nachgab, konnte der WTI-Preis auf 83 USD je Barrel steigen. Im Vorfeld des OPEC-Treffens am morgigen Donnerstag zeichnet sich keine einheitliche Linie ab. Die arabischen OPEC-Staaten aus der Golfregion wollen angeblich mit der Forderung in das Treffen gehen, das Produktionsziel von derzeit 30 Mio. Barrel pro Tag auf 30,5 Mio. Barrel pro Tag anzuheben. Dieses Ansinnen dürfte angesichts des derzeitigen Überangebots und des Preisverfalls der vergangenen Wochen bei den anderen OPEC-Mitgliedern auf wenig Gegenliebe stoßen. Das derzeitige Produktionsniveau von 31,6 Mio. Barrel pro Tag liegt bereits deutlich über dem vereinbarten Zielwert und dem von der OPEC geschätzten Bedarf an OPEC-Öl von 29,9 Mio. Barrel pro Tag.

Im gegenwärtigen Umfeld wäre eine Anhebung des Zielwertes daher das falsche Signal. Die OPEC würde damit nämlich signalisieren, dass sie nicht bereit ist, die (Über-)Produktion zurückzuführen. Damit droht ein anhaltendes Überangebot und ein weiterer Preisrückgang. Hiervon wäre vor allem Brent betroffen, was die schlechtere Preisentwicklung gestern erklärt. Die US-Energiebehörde EIA hat die Prognose für die weltweite Ölnachfrage in diesem Jahr um 150 Tsd. Barrel pro Tag gesenkt und erwartet nur noch einen Anstieg um 810 Tsd. Barrel pro Tag. Die OPEC erwartet einen Anstieg um 900 Tsd. Barrel pro Tag und sieht im zweiten Halbjahr eine weitere Lockerung der Fundamentaldaten trotz einer saisonal höheren Nachfrage. Einer Anhebung des OPEC-Produktionsziels fehlt somit die fundamentale Grundlage.


Edelmetalle

Gold hat gestern zum ersten Mal seit einer Woche wieder über der Marke von 1.600 USD je Feinunze geschlossen und konnte damit gegen den Trend an den Rohstoffmärkten zulegen. Die zugesagte Finanzhilfe für die spanischen Banken verfehlt bislang seine gewünschte Wirkung. Im Gegenteil: Der Ausverkauf spanischer und auch italienischer Staatsanleihen setzt sich fort und die Renditen erreichten gestern neue Rekordstände. Die Ratingagentur Fitch hat darüber hinaus das Kreditrating von 18 spanischen Banken weiter gesenkt. Zudem hat Fitch gewarnt, dass sich die spanische Konjunktur so schlecht entwickeln würde und das Land so sehr in der Rezession gefangen sei, dass die spanische Regierung die angepeilten fiskalpolitischen Ziele deutlich verfehlen werde.

Die Staatsschuldenkrise dürfte die Märkte noch lange in Atem halten und die Nachfrage nach Gold wieder anziehen lassen - nicht nur von Privatinvestoren. So hat z.B. die kasachische Zentralbank angekündigt, in diesem Jahr 24,5 Tonnen Gold kaufen zu wollen um den Goldanteil in den Währungsreserven von derzeit 15% auf 20% zu erhöhen. Laut Aussagen des stellvertretenden Zentralbankchefs hat Kasachstan zwischen Januar und Mai 10,3 Tonnen Gold gekauft. Daten des IWF zufolge sollen es in diesem Zeitraum sogar 16 Tonnen gewesen sein. Der sog. offizielle Sektor dürfte in diesem Jahr ein wesentlicher Nachfrage- und damit Preistreiber für Gold sein.


Industriemetalle

Gemäß Daten des Nationalen Statistikbüros ist die Stahlproduktion in China im Mai im Vergleich zum Vorjahr zwar um 2,5% auf 61,23 Mio. Tonnen gestiegen. Auf Tagesbasis kam es allerdings zu einem moderaten Rückgang von 2,02 Mio. im April auf jetzt 1,98 Mio. Tonnen. Dies ist auf eine schwache Nachfrage seitens des Bausektors und der Automobilindustrie zurückzuführen. Weitere deutliche Produktionskürzungen sind jedoch nicht zu erwarten. Vielmehr dürften die Stahlproduzenten ihre Preise senken, um so Käufer anzulocken und keine Marktanteile zu verlieren. Baosteel, einer der größten chinesischen Stahlhersteller, hat als erster die Preise für seine Stahlprodukte für Juli um 200 RMB je Tonne (entspricht gut 31 USD je Tonne) gesenkt. Die anderen Produzenten dürften bald folgen.

Damit bleibt das hohe Überangebot nicht nur im chinesischen Markt bestehen. Denn aufgrund von höheren Exporten aus China wird auch das Angebot am Weltmarkt ausgeweitet. Sollte die Nachfrage nicht spürbar anziehen, dürften die Stahlpreise weiter unter Druck stehen. Der Preis für LME-Stahl ist Ende letzter Woche zum ersten Mal seit 2½ Jahren wieder unter die Marke von 400 USD je Tonne gefallen. Die anhaltend hohe chinesische Stahlproduktion spiegelt sich auch in hohen Eisenerzimporten wider. Diese sind im Mai auf ein 3-Monatshoch von 63,84 Mio. Tonnen gestiegen, was wiederum den Preis für Eisenerz stützen sollte. Dieser notiert mit 133,1 USD je Tonne knapp über einem 6½-Monatstief.


Agrarrohstoffe

Das USDA geht in seiner gestern veröffentlichten Prognose weiterhin von einer Rekord-US-Maisernte von 376 Mio. Tonnen aus, obwohl sich der Zustand der Maispflanzen aufgrund der Trockenheit zuletzt deutlich verschlechtert hat. Da dies offensichtlich noch nicht hinreichend berücksichtigt ist, dürfte es in den kommenden Monaten noch zu Abwärtsrevisionen kommen. Weltweit soll die Maisproduktion 2012/13 sogar noch stärker steigen als im Mai prognostiziert: Durch Aufwärtsrevisionen für China und die EU wird ein Anstieg auf fast 950 Mio. Tonnen erwartet. Angesichts dessen wird für 2012/13 ein globaler Angebotsüberschuss von mehr als 26 Mio. Tonnen erwartet, welcher die weltweiten Lagerendbestände auf ein 13-Jahreshoch von knapp 156 Mio. Tonnen steigen lassen soll.

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Für Weizen wurde die globale Produktion 2012/13 mit 672 Mio. Tonnen um 5,5 Mio. Tonnen niedriger angenommen als im Mai, was vor allem auf eine 3 Mio. Tonnen niedriger ausfallende Ernte in Russland zurückzuführen ist. Da das USDA die globale Nachfrage ebenfalls nach unten nahm, bleibt es bei einem erwarteten Marktdefizit von knapp 10 Mio. Tonnen. Das staatliche australische Prognoseinstitut ABARES hat heute die Prognose für die nächste australische Weizenernte aufgrund trockenheitsbedingter Aussaatschwierigkeiten auf 24,1 Mio. Tonnen gesenkt, während das USDA weiter von 26 Mio. Tonnen ausgeht.




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