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Euro weiter en vogue - JPY unter spekulativem Aufwärtsdruck - China und Gold …

04.08.2010  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute bei 1.3210 (07.40 Uhr), nachdem im gestrigen europäischen Handel Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3261 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 85.40. In der Folge notiert EUR-JPY bei 112.80 während EUR-CHF bei 1.3760 oszilliert.

Der Euro bleibt an den Märkten aus guten und überzeugenden fundamentalen als auch technischen Gründen "en vogue", der JPY ist jedoch noch beliebter.

Es ist schon interessant, welche Fluchtwährung sich der "Markt" aussucht. Der CHF ist trotz bester Wirtschaftsdaten plötzlich keine Fluchtwährung mehr.

Die „Big Shots“ fokussieren sich nun auf den JPY, dessen Wirtschaftsdaten nicht ansatzweise an die Qualität der Schweiz heranreichen und deren nachhaltigen Probleme, ob Demographie, verpaßter Strukturwandel oder Deflation grundsätzlich jeden sachlich orientierten Anlegen abschrecken müßten. Das gilt insbesondere, da japanische Staatsanleihen im 10 Jahresbereich eine Rendite von 1% aufweisen und der Aktienmarkt wegen der Währungsbewegung nicht in die Gänge kommt, aber auch wenn bedacht wird, auf welchem bereits hohen Bewertungsniveau des JPY diese neuerliche Attacke geritten wird.

Die „Big Shots“ des Finanzmarkts mögen von dem Willen getrieben sein, die "neue" japanische Regierung, die nicht den stabilsten Eindruck abgibt, einem Test zu unterziehen, wie die Bereitschaft zur Intervention am Devisenmarkt aussieht.

Nachdem angedeutet wurde, daß dieses Kursniveau des JPY als kritisch von der Regierung bewertet wird, bittet der „Markt“ nun zum Tanz. Es heißt "Butter bei die Fische" Tokio! Dabei gilt die Devise: Greife niemals in ein Wespennest, aber wenn Du greifst, dann greife fest!

Bevor wir uns mit den gestrigen Wirtschaftsdaten auseinandersetzen, ist ein kurzer Blick auf den Goldmarkt angebracht.

Die grundsätzlich positive Haltung zum Edelmetallinvestment, die hier bisweilen im Forex Report aufblitzt, setzen wir als bekannt voraus.

• Wir räumen edlen Metallen einen Status als "de facto" - und nicht "de jure" Währung ein. Gold hat bereits seit 5000 Jahren bewiesen, werthaltig zu sein. Das galt insbesondere für Krisenphasen. Der USD kämpft ohne Golddeckung seit 40 Jahren (Nixon Exit vom Goldfenster) mit wechselndem Fortune um seine Rolle, die dabei latent durch Inflation minimiert wird.

• Wir erkennen in der natürlichen Knappheit dieser edlen Ressourcen, die sich von der Beliebigkeit der Nutzung der Gelddruckmaschinen insbesondere nach Nutzungsart der Fed abhebt, ihren finanziellen "Sex Appeal".

• Wir wissen um die zu geringe Exploration (Ausnahme China) und des damit potentiell sinkenden Angebots bei gleichzeitig steigender Nachfrage. Diese Nachfrage kommt einerseits von smarten Zentralbanken (Schwellenländer im Gegensatz zu vielen, Gott sei dank nicht allen Industrienationen) als auch zunehmend aus der Öffentlichkeit in den Schwellenländern, die höhere Kaufkraft entwickelt und denen die Probleme des US-Systems sehr wohl bewußt sind. Aber auch in den Industrienationen kann man vereinzelt auf eine smarte Öffentlichkeit stoßen.

China, mittlerweile der zweitgrößte Goldnachfrager der Welt nach Indien, öffnet den nationalen Goldmarkt weiter. Die Zentralbank gab bekannt, daß erwogen wird, die Anzahl ausländischer Mitglieder an der Shanghai Gold Exchange zu erhöhen als auch zu untersuchen, in wie weit qualifizierte ausländische Goldlieferanten zu der Börse zugelassen werden können.

Wir freuen uns sehr darüber, daß China das Thema Goldmarkt vorantreibt. Damit nimmt China nationale (u.a. Werbung für den privaten Erwerb edler Metalle), aber auch internationale Verantwortung wahr. Das gilt insbesondere bezüglich des Börsenplatzes. Hier ergeben sich zu unserem Bedauern international im Laufe der letzten Jahre offene Flanken.

Der bisherige führende Marktplatz in den USA (Comex, diverse Aufsichtsbehörden) hat Bedingungen zugelassen, die kritisch bewertet werden müssen. Es ist im höchsten Maße fragwürdig, daß ein bis zwei Marktteilnehmer am Edelmetallmarkt eine beherrschende Stellung über Derivate (Termingeschäfte/Optionen/Futures) eingenommen haben, ohne daß es hier zu ernsthaftem Widerstand gekommen ist. Diese beherrschende Stellung, die sich nicht ansatzweise in das Konzept perfekter und vor allen Dingen freier Märkte einfügt, öffnet dem Thema Preismanipulation Tor und Tür.

(Wer diesbezüglich tiefer gehende Informationen beansprucht, hat die Möglichkeit sich bei Gata - www.gata.org/ -oder Bill Murphy vom Metropole Cafe http://www.lemetropolecafe.com/ kundig zum machen).


Kommen wir zu den gestrigen Veröffentlichungen:

Die Erzeugerpreise der Eurozone legten den Erwartungen weitgehend entsprechend im Monatsvergleich um 0,3% und im Jahresvergleich um 3,0% nach zuvor 3,1% zu.

Der Chart belegt eindrucksvoll den Anstieg der letzten 12 Monate von mehr als -8% auf nun +3,0%. Dieser Anstieg der Preise um mehr als 11% in 12 Monaten geht einher mit einem Leitzins von 1%. Da Zinsmaßnahme erst nach 12 Monaten ihre volle Wirkung entfalten, stellt sich schon die Frage, ob das aktuelle Leitzinsniveau sachlich angemessen ist.

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Der Datensatz aus den USA war von Enttäuschungen geprägt:

Persönliche Einkommen waren per Juni im Monatsvergleich unverändert. Die Prognose lag bei +0,2%. Der Vormonatswert wurde von +0,4% auf +0,3% revidiert. Gegenüber dem Vorjahr ergab sich ein Anstieg von 2,6%. Die Sparrate erhöhte sich von 6,3% auf 6,4%.

Der Konsum zeigte im Monatsvergleich keine Veränderung. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 3,1%.

Die Zahlen sind nicht Besorgnis erregend, sie verfehlen lediglich die Prognose.

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Der Auftragseingang der US-Industrie ging per Juni unerwartet stark um -1,2% zurück. Die Prognose lag bei -0,5%. Darüber hinaus wurde der Vormonatswert von -1,4% auf -1,8% revidiert. Der Blick auf den Chart zeigt, daß die US-Erholung in diesem Sektor nicht sehr ausgeprägt ist. Das ist ein erheblicher qualitativer Unterschied zu der Situation der Eurozone oder zu den Schwellenländern.

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Anhängige Hausverkäufe gingen per Juni um 2,6% zurück. Erwartet war eine Zunahme um 0,6%. Der Vormonatswert wurde von -30,0% auf -29,9% marginal verändert. Ohne Steuersubvention läuft in diesem Sektor der US-Wirtschaft wenig.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.2700-1.2730 neutralisiert den positiven Bias.


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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