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Gold & Co. werden im zweiten Halbjahr wieder glänzen

14.06.2012  |  Eugen Weinberg
Ein fester US-Dollar, Verkäufe der spekulativen Finanzanleger und eine verhaltene physische Nachfrage haben den Goldpreis in den vergangenen Wochen unter Druck gesetzt. Wir erwarten, dass die Nachfrage im zweiten Halbjahr wieder anzieht und der Goldpreis gegen Jahresende das Rekordhoch aus dem vergangenen Jahr wieder erreicht. Silber, Platin und Palladium dürften sich angesichts der eingetrübten Konjunkturaussichten mit deutlichen Preisgewinnen schwer tun.

Gold ist im Mai mit in den allgemeinen Abwärtssog geraten. Im Monatsverlauf gab das gelbe Edelmetall auf Dollarbasis 6,3% nach. Dies war der viertstärkste Monatsverlust in den letzten 3½ Jahren. Erstaunlich war, dass der Preisrückgang trotz der Zuspitzung der Staatsschuldenkrise in der Eurozone und der Eintrübung der weltweiten Konjunkturaussichten erfolgte. Zudem hat Gold im letzten Monat prozentual genauso viel verloren wie der S&P 500-Aktienindex. Hat Gold damit seine Rolle als sicherer Hafen in Krisenzeiten eingebüßt? Wie wir in einer Untersuchung im August letzten Jahres gezeigt haben, schlägt sich Gold in Krisenzeiten in der Regel zumeist besser als die anderen Anlageklassen. Eine Ausnahme stellten Staatsanleihen dar, welche in vergangenen Krisen ähnlich gut oder besser als Gold abschnitten. Wir haben die damals verwendeten Datenreihen um die Monate bis einschließlich Mai 2012 aktualisiert. Die Ergebnisse haben sich nicht geändert. Der vergangene Monat dürfte somit eine Ausnahme von der Regel darstellen. Derartige Ausreißer sind auch in der Vergangenheit zu beobachten gewesen, etwa im September 2011 und im Oktober 2008.

Dass Gold nicht von der Zuspitzung der Krise profitieren konnte, liegt vor allem am festeren US-Dollar. Dieser wertete zwischen Ende April und Ende Mai auf handelsgewichteter Basis um 5,5% auf und erreichte das höchste Niveau seit knapp zwei Jahren (Grafik 1). Der Grund hierfür war, dass Anleger wegen der Euro-Schuldenkrise in die sicheren Häfen der US-Staatsanleihen flüchteten, den größten und liquidesten Anleihemarkt der Welt. Andere Anleger flüchteten in die ebenfalls liquiden deutschen Bundesanleihen. Der schwächere Euro schlug sich in der Folge voll in einem fallenden Goldpreis nieder. Druck auf den Goldpreis ging bis zuletzt auch von den Verkäufen auf dem Futures-Markt aus. Die spekulativen Finanzanleger haben ihre Netto-Long-Positionen im Mai um weitere 37,5 Tsd. Kontrakte reduziert. Dies entspricht einer Menge von umgerechnet 117 Tonnen oder mehr als doppelt so viel wie im ersten Quartal 2012 durch die ETFs absorbiert wurde. Die spekulativen Netto-Long-Positionen haben sich seit Ende Februar mehr als halbiert und lagen Anfang Juni mit gut 70 Tsd. Kontrakten auf dem niedrigsten Niveau seit Dezember 2008 (Grafik 2).

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Doch auch die Investmentnachfrage entwickelte sich zuletzt eher verhalten. Die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs verzeichneten im Mai leichte Abflüsse von 15 Tonnen. Der Absatz von US-Goldmünzen belief sich im Mai auf 53 Tsd. Unzen, was gegenüber dem extrem schwachen Vormonat zwar mehr als eine Verdopplung darstellte. Im Vorjahr wurden aber noch mehr als 100 Tsd. Unzen abgesetzt. Die Nachfrage nach Barren und Münzen insgesamt betrug im ersten Quartal laut World Gold Council 338 Tonnen und lag damit 17% niedriger als im Vorjahr. Gleichzeitig war dies der niedrigste Wert seit dem dritten Quartal 2010. Angesichts rückläufiger Inflationsraten aufgrund der schwächeren Konjunktur, der Sparprogramme und fallender Ölpreise hat das Interesse an Gold als Inflationsschutz offensichtlich spürbar nachgelassen.

Besonders enttäuschend entwickelte sich in diesem Frühjahr die Goldnachfrage in Indien. Zwar haben die Schmuckhändler ihren wochenlangen Streik beendet, nachdem die Regierung die geplanten Steuererhöhungen teilweise zurückgenommen hat. Angesichts rekordhoher Goldpreise in lokaler Währung verkaufen die privaten Haushalte aber verstärkt Gold. Laut Bombay Bullion Association (BBA) könnte sich das Angebot an Altgold in diesem Jahr auf rund 300 Tonnen mehr als verdoppeln. Hinzu kommt, dass die Nachfrage aufgrund der rekordhohen inländischen Preise gedämpft wird. Entsprechend weniger Gold muss importiert werden. Im Mai sollen sich die Goldimporte der BBA zufolge auf 50-60 Tonnen gegenüber dem Vorjahr in etwa halbiert haben.




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