Suche
 
Folgen Sie uns auf:

OPEC-Sitzung im Blickpunkt

14.06.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise befinden sich am Tag der OPEC-Sitzung in Wartestellung. Der Bedarf an OPEC-Öl soll laut IEA in der zweiten Jahreshälfte saisonbedingt auf 30,9 Mio. Barrel pro Tag steigen, was von Saudi-Arabien bei der heutigen Sitzung als Argument für eine Anhebung des Produktionsziels von derzeit 30 Mio. Barrel pro Tag ins Feld geführt werden könnte. Wie wir gestern geschrieben haben, wäre dies im gegenwärtigen Umfeld allerdings das falsche Signal und würde den Ölpreis weiter unter Druck setzen. Derzeit produziert die OPEC ohnehin bereits zwischen 31,6 Mio. und 31,9 Mio. Barrel pro Tag. Eine Erklärung zur Rückführung der Überproduktion dürfte an Saudi-Arabien und seinen Verbündeten scheitern. Am wahrscheinlichsten ist daher, dass der Status Quo beibehalten wird.

Die US-Rohöllagerbestände sind in der vergangenen Woche lediglich um 191 Tsd. Barrel zurückgegangen, was deutlich weniger war als erwartet. Dennoch konnten die Ölpreise im Anschluss an die Veröffentlichung kurzzeitig steigen. Denn gleichzeitig gingen die US-Benzinvorräte um 1,7 Mio. Barrel zurück. Sie liegen derzeit 4% unter dem zu diesem Zeitpunkt des Jahres üblichen Niveau. Dies ist bemerkenswert, da wir uns zu Beginn der Sommerfahrsaison und damit der nachfragestärksten Zeit befinden, was für eine weiter steigende Raffinerietätigkeit spricht. Die Raffinerieauslastung ist letzte Woche bereits auf 92% gestiegen, was dem höchsten Niveau seit knapp fünf Jahren entspricht. Dies spricht für fallende Rohöllagerbestände in den kommenden Wochen.


Edelmetalle

Der Goldpreis kann auf ein Wochenhoch von mehr als 1.620 USD je Feinunze steigen. Die Ratingagentur Moody’s ist dem Beispiel von Fitch gefolgt und hat das Kreditrating von Spanien ebenfalls um drei Stufen gesenkt. Damit spitzt sich die Lage für das krisengeschüttelte Land zu, was sich auch in weiter steigenden Renditen für spanische Staatsanleihen widerspiegelt. Und auch die Ansteckungsgefahr auf andere Länder nimmt zu. So wird mittlerweile offen darüber spekuliert, dass Italien ebenfalls bald Hilfe benötigen könnte. Neu ist, dass seit ein paar Tagen auch die Renditen deutscher Bundesanleihen steigen, die bislang als sicherer Hafen angesehen wurden.

Dieser Status scheint bei einigen Marktteilnehmern nun zu bröckeln. Zudem steigen die deutschen CDS Spreads, also die Kosten für eine Versicherung gegen den Ausfall deutscher Staatsanleihen. Dies schürt zunehmend Sorgen, dass auch Deutschlands finanzielle Leistungsfähigkeit überstrapaziert werden könnte. Sollten die deutschen Staatsanleihen in absehbarer Zeit ihren Status des sicheren Hafens einbüßen, könnte dies einige Investoren veranlassen, in Gold umzuschichten, zumal sich das gelbe Edelmetall gerade selbst wieder als sicherer Hafen etabliert. Die dann zu erwartende höhere Goldnachfrage sollte preistreibend wirken.


Industriemetalle

Indonesien, der weltweit zweitgrößte Zinnproduzent und größte -exporteur, hat im Mai Daten des Handelsministeriums zufolge 7.866 Tonnen Zinn ausgeführt, 5% mehr als im Monat zuvor. In den ersten fünf Monaten des Jahres gingen die Exporte im Jahresvergleich allerdings um 4% auf 37.688 Tonnen zurück. Das südostasiatische Land befindet sich derzeit in der Hochsaison der Zinnproduktion. Die zuletzt stark gefallenen Zinnpreise - das Metall hat von seinem Zwischenhoch Anfang Februar bis zum aktuellen Rand 25% verloren - könnten laut Einschätzung des Verbands der indonesischen Zinnproduzenten jedoch zu einem Rückgang der Produktion in den kommenden Monaten führen.

Angaben des International Tin Research Institute (ITRI) zufolge sind einige kleinere Zinnproduzenten in Indonesien bei Preisen unter 20.000 USD je Tonne nicht mehr profitabel. Eine geringere Produktion dürfte zu niedrigeren Exporten führen, was wiederum den Preis stützen sollte. Indonesien steht für rund 40% der weltweiten Zinnexporte. Die globale Zinnnachfrage soll laut ITRI in diesem Jahr moderat auf 363-365 Tsd. Tonnen steigen. Damit könnte der globale Zinnmarkt in diesem Jahr das dritte Jahr in Folge im Angebotsdefizit verharren. Sollte die Staatsschuldenkrise in der Eurozone nicht vollends eskalieren und die Nachfrage im Zuge dessen einbrechen, erwarten wir bis Jahresende eine moderate Erholung des Zinnpreises auf knapp 22.000 USD je Tonne.


Agrarrohstoffe

Der Maispreis kann sich von seinen nach der Veröffentlichung der jüngsten USDA-Schätzungen erlittenen Verlusten erholen. Offensichtlich wächst die Erkenntnis, dass die Annahmen des USDA für die US-Maisernte deutlich zu optimistisch sind. Das USDA kalkuliert trotz einer deutlichen Verschlechterung des Pflanzenzustands in den vergangenen Wochen weiterhin mit einem rekordhohen durchschnittlichen Flächenertrag von 166 Scheffel je Morgen. Laut aktuellem USDA-Erntefortschrittsbericht befanden sich Ende letzter Woche 66% der Maispflanzen in gutem oder sehr gutem Zustand. Das waren vier Prozentpunkte weniger als der 5-Jahresdurchschnitt (Grafik des Tages).

Open in new window


Vor zwei Jahren, als letztlich ein Flächenertrag von 153 Scheffel je Morgen erzielt wurde, lag der Anteil der Maispflanzen in gutem und sehr gutem Zustand Anfang Juni bei 76% und bei Erntebeginn drei Monate später bei knapp 70%. In den letzten fünf Jahren hat sich der Pflanzenzustand von Anfang Juni bis Anfang September um durchschnittlich acht Prozentpunkte verschlechtert. Selbst wenn es in diesem Jahr gelingen sollte, den derzeitigen Pflanzenzustand bis zum Erntebeginn beizubehalten, dürfte die US-Maisernte weniger als 14 Mrd. Scheffel betragen und damit ca. 1 Mrd. Scheffel niedriger ausfallen als vom USDA bislang erwartet. Wir gehen daher in den kommenden Monaten von Abwärtsrevisionen aus. Nichtsdestotrotz dürfte die bisherige Rekordernte von 13,1 Mrd. Scheffel aus dem Jahr 2009 noch immer deutlich übertroffen werden.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"