Interview mit USGS-Experten zu Peak Gold, Goldfundamentaldaten und Exploration
20.06.2012 | The Gold Report
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The Gold Report: Wird das Gold zu den aktuellen Preisen knapp? Im Energiesektor hört man immer wieder von "Peak Oil". Von "Peak Gold" wird eigentlich nie gesprochen. Gibt es überhaupt sowas? Micheal George: "Peak Gold" funktioniert als Theorie nicht wirklich. Aus historischer Sicht hat es mehrere "Peaks" in der Goldproduktion gegeben. Die US-Goldproduktion erreichte beispielsweise vor dem 2.Weltkrieg, im Jahr 1938, mit 161 t eine solche Spitze. Dann sank die Produktion wegen des Krieges, weil man dringend andere Materialen für den Krieg brauchte. Bis in die 1970er hatte die Goldproduktion aufgrund der niedrigen Preise einen Abwärtstrend zu verzeichnen. Nachdem dem plötzlichen Anstieg der Goldpreise zu Beginn der 1980er wurden fieberhaft neue Goldlagerstätten gesucht, im Verlauf dessen wurden neue Lagerstätten im Carlin-Gebiet von Nevada entdeckt. Die Carlin-Mine war seit den 1960ern in Produktion, hier baute man enorme Lagerstätten mit niedrigen Gehalten ab. Damals untersuchten US-Geologen diese Lagerstätten vor Ort. Das U.S. Bureau of Mines half damals bei der Entwicklung der Methode der Zyanid-Haufenlaugung, welche die Entwicklung von Lagerstätten mit niedrigen Gehalten wirtschaftlich machte. Das führte dann zu einer deutlichen Ausweitung der US-Goldproduktion. 1998 erreichte die US-Goldproduktion ein neues Hoch mit 366 t. Aber zu dieser Zeit hatte der Goldpreis ein historisches Tief erreicht.
Seit 2002 steigt der Goldpreis nun wieder stetig an. Die dauerhaft hohen Goldpreise führten zu Produktionsausweitungen in den Jahren 2010 und 2011, neue Minen gingen in die Produktion und bestehende Minen wurden ausgebaut und erweitert. Angetrieben durch die hohen Goldpreise sorgte die anhaltende Explorationstätigkeit für eine ganze Anzahl von Entdeckungen, einige haben recht beachtliche Reserven, wie der Cortez-Trend. Hier gibt es eine Mine, die erst vor einigen Jahren aufgebaut wurde und wo jetzt gewaltige Reserven zu finden sind. Aber auch die globalen Entwicklungen weisen ein ähnliches Muster wie in den USA auf, auch hier gab es zahlreiche Spitzen im Verlauf der Zeit.
Hier unterscheidet sich Gold auch vom Öl, das ein Verbrauchsmaterial ist. Gold ist dahingehend einzigartig, dass es auch ein Investment ist und nicht bloß ein Rohstoff. Aufgrund seines Wertes wird Gold so gut wie nie im eigentlichen Sinn verbraucht. Es ist fast unzerstörbar, und es wird fast komplett recycelt. Ich glaube, nur das in der Raumfahrt eigesetzte Gold wird nicht recycelt. Das heißt auch, dass eine steigende Nachfrage nicht einzig und allein durch steigendes Angebot ausgeglichen werden muss. Auch Altgold-Recycling könnte die Lücke schließen. Die Goldproduktion reagiert zudem manchmal um Jahrzehnte verzögert auf die Preisbewegungen, was an der Zeit liegt, die zwischen der Entdeckung der Lagerstätte und der eigentlichen Produktion vergeht.
Es kann Jahrzehnte dauern, bis eine Mine produktionsbereit ist. Wenn die Goldpreise zudem niedrig sind, verläuft die Produktion im Allgemeinen seitwärts oder geht auch zurück, bedingt durch sinkende Kapitalrenditen. Gleichzeitig werden so gut wie keine neuen Lagerstätten gesucht, weil die Unternehmen sparen müssen, wodurch die Suche nach neuen Lagerstätten wegfällt. Das passierte in den 1990ern und Anfang der 2000er. Die Explorationstätigkeit war vergleichsweise niedrig, und wir hatten dann diese Zeitverzögerung von ca. 10 Jahren. Jetzt sehen wir, wie die steigenden Goldpreise auch eine steigende Produktion bewirken, was vor ein paar Jahren aber noch nicht der Fall gewesen ist.
The Gold Report: Gibt es ähnliche Entwicklungen auf der Nachfrageseite, sprich, dass es manchmal Jahrzehnte oder aber sehr lange dauert, bis sich eine dauerhafte Nachfrage abzeichnet? Vielleicht passt hier das Beispiel China?
Micheal George: Das ist nicht unbedingt der Fall, da die Nachfrage wirklich stark ausschlagen kann. Es gibt zudem umfangreiche Recycling-Bestände. Wenn die Preise stark genug steigen, werden die Leute auch bereit sein, ihr Gold aufzugeben.