Interview mit USGS-Experten zu Peak Gold, Goldfundamentaldaten und Exploration
20.06.2012 | The Gold Report
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The Gold Report: Um noch mal auf den Vergleich von Gold und Öl zurückzukommen: Eine Bedeutung des Begriffes "Peak Oil" ist, dass uns das günstige, einfach zu fördernde Öl ausgeht. Es gibt zwar insgesamt noch viel Öl, doch die Förderung ist teuer. Gibt es eine vergleichbare Situation beim Gold? Solange der Goldpreis hoch ist, wird das Metall auch gesucht. Werden die Suche, der Abbau und die Verarbeitung denn nicht immer teurer? Micheal George: Nur wenn man einen nominalen Dollarvergleich macht. Die Suche nach Gold ist zwar heutzutage schon teurer als zuvor, aber nicht deutlich. Wenn man die Inflationsfaktoren berücksichtigt, so sind die Explorations- und Produktionskosten nicht ansatzweise so stark gestiegen wie beim Öl. Steigt der Goldpreis aber drastisch an, werden die Unternehmen auch Lagerstätten mit niedrigeren Gehalten abbauen. Wenn der Goldpreis deutlich sinkt, steigen also auch die Gehalte. Im Bergbau definiert man aktuell eine Lagerstätte dadurch, wo sie endet, oder wo die Grubenwand sein soll. Mit steil steigenden Preisen wird die Mine dann ausgeweitet. Sinken die Preise, wird die Mine kleiner. Sind die Goldpreise niedrig, wird verstärkt nach Lagerstätten mit hohen Gehalten gesucht. Sind die Preise aber hoch, versucht man im wirtschaftlichen Rahmen so viel Erz wie möglich abzubauen.
The Gold Report: Das 2010 Minerals Yearbook des USGS ist gerade erschienen. Hier heißt es, dass Gold im Jahr 2010 das wichtigste Explorationsziel war - mit mehr als 50% des 5,4 Milliarden $ schweren globalen Explorationsbudgets für Nichteisenmetalle (engl.: “Non-ferrous exploration” - bezieht sich auf Edel- und Basismetalle, Diamanten, Uran und eine Reihe von Industriemetallen, schließt aber Eisenerz, Aluminium, Kohle, Öl und Gas explizit aus; Anm. d. Red.) Das waren 59% mehr als im Jahr 2009. Wird dieser Trend Ihrer Einschätzung nach anhalten?
Micheal George: Ja. Der Trend hat auch 2011 angehalten und er zeigt nach oben. Gold macht mengenmäßig immer noch mehr als die Hälfte der gesuchten Stoffe aus.
The Gold Report: Welches Mineral wird als nächstes die Beliebtheitsliste anführen?
Micheal George: Möglicherweise Kupfer. Aber hier wird es ein wenig verwirrend, weil die Bergbauunternehmen stärker nach Porphyrkupferlagerstätten suchen werden, und Kupferporphyr enthält eben auch Gold. Aber wahrscheinlich wird es Kupfer sein.
The Gold Report: Ist der Bergbausektor nach wie vor von zyklischen Schwankungen geprägt?
Micheal George: Klar, so ist das im Bergbau. Es gibt Auf- und Abschwungphasen. Den erfolgreichen Unternehmen gelingt es, die eigenen Risiken besser zu verteilen als die anderen. Sie machen aktuell enorme Gewinne, mit denen die kommenden enormen Verluste wieder ausgeglichen werden. Der Bergbau ist einer der wenigen Sektoren, in denen die Unternehmen wissen, dass ihnen am Ende wieder große Verluste ins Haus stehen. Der Sektor ist natürlich zyklisch. Die Goldpreise steigen, die Goldpreise fallen. Im Bergbau muss man die wirklich guten Jahre nutzen, um die wirklich schlechten später ausgleichen zu können. Man hofft darauf, dass sich die Gewinne und die Verluste ausgleichen und dass das Unternehmen über 30 bis 40 Jahre betrachtet insgesamt Gewinn machen wird.
The Gold Report: Das in Ihrem MCS-Bericht aufgelistete US-Goldangebot setzt sich zu einem großen Teil aus Erz- und Konzentratimporten aus Mexiko zusammen? Wie passt das ins Bild?
Micheal George: Dabei handelt es sich um grenzüberschreitende Veredelung. Mexiko hat nicht ausreichend Veredelungskapazitäten, um sein eigenes Erz zu raffinieren und schickt es dann über die Grenze - oft ist es ein und dasselbe Unternehmen, das die Anlagen in den USA und in Mexiko besitzt. Das Erz wird in die USA geliefert, um hier weiterverarbeitet zu werden, entweder zu Doré oder zu Barren, um an den Märkten verkauft zu werden. Manchmal wird das veredelte Erz auch in andere Länder wie die Schweiz geschickt, wo es zu Feingold weiterveredelt wird, das dann an den Londoner Märkten angeboten wird.