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Interview mit H.-J. Bocker: Wie geht´s weiter Herr Professor? (Teil1/2)

12.08.2010  |  Prof. Dr. Hans J. Bocker
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Frage: Sicher arbeiten die Politiker aber an Alternativen der Krisenbewältigung?

Prof. Dr. H.-J. Bocker: Ja, auf ihre Art. Der Steuerzahler und künftige Generationen werden in beispielloser Weise durch Megaschulden und immer neue "Rettungen" und "Garantien" belastet. "Das ist alternativlos" tönt es von den Politkanzeln. Ansonsten verharren die Leitzinsen immer noch im Nullbereich, sonst würden die Steuereinnahmen nicht mehr ausreichen, allein die dann gestiegenen Schuldzinsen zu bedienen.

Die letzte Supermacht vergrößert ihre Haushalts- und Außenhandelsdefizite wie auch die Rüstungsausgaben lustig weiter als gäbe es kein Morgen. Die "Sparpakete" bestehen zum Großteil, genau wie früher, aus buchhalterischen Tricks und sind reine Augenwischerei. Sie würden im Ernstfall unter dem Druck der Strasse annulliert.

Allerdings wird auf den unteren Ebenen, also bei Städten und Gemeinden, mitunter schon "gespart". In Kansas City beispielsweise wurden 50% aller öffentlichen Schulen wegen Geldnot geschlossen und 7 US-Bundesstaaten können aus gleichem Grund den Bürgern ihre Steuerrückzahlungen nicht mehr überweisen. Mindesten 12 von ihnen geben bereits Schuldscheine aus und der regierende Terminator von Kalifornien schickt seine 200.000 Beamten in unbezahlten Zwangsurlaub selbst ohne die inzwischen üblichen Schuldscheine dieses bankrotten Bundesstaates.

Wegen seiner sozialen Ader und starken Mitgefühls verordnete der Gute vorerst nur 3 "völlig freie" Arbeitstage im Monat. Bei seinem bedrohlichen Aussehen zeigt sich hier überraschende Milde. Aber vielleicht sind es schon bald 14 Tage? Wer weiss das schon. "Arnie" war schon immer für Überraschungen gut.

Den Politikern sagt die mächtige Hochfinanz, wo es lang geht. Diejenigen, die wirklich entscheiden, sind nicht gewählt, wie z.B. die Brüsseler Kommissare. Und diejenigen die wirklich gewählt wurden, wie z.B. das Europaparlament, haben nichts zu entscheiden. So, was ist neu??

Krisenbewältigung sieht irgendwie anders aus und wäre selbst in den frühen Anfangsstadien so schmerzhaft, dass sofort Autos in tausend Straßenzügen brennen und Schaufenster zu zehntausenden eingeschlagen würden. Without pain, no gain. 3 Tage Beamtenurlaub ohne Geld beispielsweise, sind eher als Erholung denn als Schmerz einzustufen.


Frage: Wo sehen Sie die Gründe, die zur Finanzkrise führten?

Prof. Dr. H.-J. Bocker: Eine Vielzahl, die sich jedoch auf wenige Kernprobleme reduzieren lassen. Das jahrzehntelange "Über-die-Verhältnisse-leben" von sowohl Staaten bzw. Regierungen, von Unternehmen als auch Konsumenten, ist eines der Ursachen. Die indischen Weisen sagten schon vor Jahrtausenden: "Wer über seine Verhältnisse lebt, erntet stets Verdruss".

Das Fundament der US-Wirtschaft basiert seit einem halben Jahrhundert auf der These: "Durch Konsum auf Kredit - also durch immer neue Verschuldung - wird man reich". Etwa 72% des US BIP basiert auf Konsum. Der echte Wertschöpfungsprozess ist weitgehend zusammengeschrumpft. Amerika ist im fortgeschrittenen Stadium de-industriealisiert und hat bereits, im Wesentlichen und von der Öffentlichkeit kaum bemerkt, auf Kriegswirtschaft umgestellt.

Seit 2007 sind rund 8 Millionen Arbeitsplätze, und meist gutbezahlte, verlorengegangen. Die Rolle des Staates und seiner Dienerscharen wächst und wächst. Vater Staat zieht immer größsere Anteile des Brutto-Inlandsproduktes an sich und verwaltet, reguliert planwirtschaftlich und kontrolliert immer mehr und stärker. Damit aber schrumpft die einzige Erzeugerin realer Mehrwerte, nämlich die Privatwirtschaft. Die milchgebende Kuh stirbt, zusammen mit der Mittelklasse, wegen zunehmender Blutarmut langsam vor sich hin.

Die Erzeugung von Finanzblasen durch enorme Liquiditätsschübe der Zentralbanken, kombiniert mit Niedrigstzinsen und dem nachfolgenden Platzen dieser Blasen, wie die Hightech- oder die Immobilienblase, waren weitere Gründe. Der Zinseszinsformel folgend, wachsen die Geldmengen und Schulden exponentiell, aber die Realwirtschaft nur linear, oder sie schrumpft sogar. Damit klaffen Finanz- und Realwirtschaftssektor - genau wie die Schere zwischen Arm und Reich - immer weiter auseinander. Das nennt man dann "Krise". Aber solchen einfachen Zusammenhängen sind die hochdotierten Finanzwissenschaftler und Analysten noch lange nicht auf der Spur. Es wird noch viele Jahre der "Forschung" brauchen,


Frage: Gibt es vielleicht noch weitere Gründe?

Prof. Dr. H.-J. Bocker: Ja, leider. Neben einem kranken Finanzsystem existiert ein krankes System der Politik. Notwendige Maßnahmen, wie eine Balance der Haushalte oder eine Beschneidung der nicht mehr finanzierbaren Wohlfahrts-, Renten- und Gesundheitssysteme traut sich niemand durchzusetzen, da sonst dessen Karriere nebst fetten Gehältern und indexierter Pension sofort endeten. Banken, Großkonzerne und Politiker formten ein schon unheimliches Machtkartell, dem das Wohl der Nationen so ferne liegt, wie einer Kuh das Querflötenspiel. Nur der Erhalt und Ausbau der eigenen Machtposition zählt.

Entsprechend weitete sich militärisches Abenteurertum aus - denn wer zuhause keine Erfolge vorzuweisen hat, muss diese im Ausland suchen. Dies war schon immer so. Das Grundübel jedoch war und ist die ungehemmte Kredit- und Geldschöpfung aus dem Nichts und die systematische Herabstufung des einzigen Geldes, nämlich Gold und Silber, zu zinslosem regelrechten "Schmutz". Unter einem Goldstandard wäre eine Finanzkrise genauso unmöglich wie ein Großkrieg.

Man könnte sagen, dass die Wurzel der Finanzkrise im Ignorieren der amerikanischen Verfassung und den Vorschriften des Korans liegen. Beide schreiben gleichermaßen Gold und Silber als einzige Währungen vor und untersagen ein beliebig ausweitbares Papiergeldsystem.




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