Interview mit H.-J. Bocker: Wie geht´s weiter Herr Professor? (Teil1/2)
12.08.2010 | Prof. Dr. Hans J. Bocker
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Frage: Wurde die Lösung dieser Probleme in Angriff genommen, und wenn dem nicht so ist: Warum nicht?Prof. Dr. H.-J. Bocker: Nicht eine einzige wirkliche Lösung wurde bisher angeboten. Man bekämpft lediglich Schulden mit noch mehr Schulden, genau wie die Feuerwehr, die zu einem brennenden Haus mit einem Riesentank voll Superbenzin ausrückt und dieses dann "löscht". Dies kann nicht anders sein, denn das "Kartell" muss eine Dämpfung der Schuldenorgie um jeden Preis verhindern.
Warum? Ganz einfach. Die Politiker würden nach einschneidenden Maßnahmen ihre Wiederwahlen verlieren, die Banker ihre Boni, Supergehälter, Macht und ihren Einfluss. Spekulation, Derivate und Preismanipulation: Ade. Die ratgebenden Gremien in der Politik bestehen vielfach aus Vertretern der Hochfinanz und der Bankenszene. Und die Großkonzerne brauchen superbillige Kredite von ihren Bankkollegen und Steuerfreiheit, Produktzulassungen, Garantien aller Art oder Unterdrückungs-Regelungen gegen die konkurrierende Mittelklasse-Unternehmen von ihren Genossen aus der Politik.
Umgekehrt finden abgehalfterte Politiker höchst lukrative Posten und Unterschlüpfe bei ihren Kumpanen in der weitgehend steuerfreien Konzern- und Bankenszene. Wer noch im Amt verbleibt, erhält saftige Nebenverdienstmöglichkeiten. Das Lebensblut für alle Beteiligten aber sind die immer weiter anschwellenden Papiergeldströme.
Gold ist der Todfeind dieses Systems, da es den heute Mächtigen eine Zwangsjacke in ihren Machenschaften überstülpen würde. Außerdem muss es auffallen, das genau diejenigen die Krisenprobleme jetzt "lösen" sollen, die eben diese verursachten. Das entspricht der Ernennung eines völlig ausgehungerten Wolfsrudels zu den Wächtern einer Schafherde. Diese werden das "Schafsproblem" schon lösen, jedoch auf ihre besondere Weise.
Das Beste daran: Die Schafsmassen haben noch immer nicht die geringste Ahnung. Sie verwechseln Wölfe, sofern diese nicht schon Schafspelze tragen, mit Teddybären. Wenn es endlich zum grossen unvermeidlichen Eklat kommt, stehen den gutgläubigen Bürgern nach Tiefe und Intensität religiöse Erfahrungen bevor.
Frage: Wie lauten Ihre Vorschläge, die zur Gesundung des Systems führen könnten?
Prof. Dr. H.-J. Bocker: Es gibt kein Patentrezept oder eine Wunderlösung. Gleich, welcher Lösungsweg beschritten wird, er ist, um mit Churchill zu sprechen, mit Blut, Schweiß und Tränen verbunden. Wenn jemand gigantische Schulden angehäuft hat, kommt kein leichter Windhauch und alles ist schlagartig wieder in Butter. Die Hoffnung auf eine bequeme schmerzfreie Lösung entspringt Wunschdenken und reiner Phantasie.
Die Naturgesetze, von denen die Wirtschaftsgesetze einen Teil darstellen, lassen sich nicht übertölpeln: Sie lassen sich in ihren verheerenden Wirkungen durch immer neue Tricks, Täuschungspropaganda und Machenschaften für eine Weile verzögern, aber danach wird es umso schlimmer. Die Endabrechnung wird mit jedem Tag der Verschiebung immer teurer. Der Junkie braucht immer größere Dosen Heroin. Die letzte Dosis ist dann ein ganzes Kilo dieses herrlichen Stoffes. Der Süchtige springt noch einmal bis zur Decke des dritten Stockes und verabschiedet sich dann in den hoffentlich überreichlich versorgten Junkiehimmel.
Es gibt nur fünf mögliche Wege zur Gesundung des todkranken Systems:
1) Überhaupt nichts tun, und es herrschen Friede, Freude, Eierkuchen auf ewig. Alles geht so weiter. Dann fressen die wachsenden Schuldzinsen schon bald alle Steuereinnahmen auf. Ende, Aus, Mickymaus.
2) Flucht in die Hyperinflation (wie 1923) durch Gelddrucken, und zwar 10 Güterzüge voll Papier- oder noch einfacher: Digitalgeld - pro Tag. Dann ist der Staat seine Schulden los, es dauert jedoch Monate oder vielleicht auch ein Jahr bis zum Exitus.
3) Erklärung des offenen Staatsbankrotts (wie 1948), das geht schlagartig, und alle Konten rutschen genau wie bei 2) auf (fast?) Null und Bargeld wird wertlos. Man nennt das dann auf die feine Art nicht Totalenteignung der Bevölkerung, sondern "Währungsreform". Klingt richtig edel.
4) Die Zauberfee schwingt den Stab, rauft sich die goldenen Locken und alles ist für immer in paradiesischen Nirvana-Zuständen.
5) Krieg. Diese Lösung mit dem Aufbau von Feindbildern und Sündenböcken, die "an allem schuld sind", ist leider die Wahrscheinlichste.
Frage: Immer mehr Menschen schenken Gold und Silber Beachtung. Aus gutem Grund?
Prof. Dr. H.-J. Bocker: Gold und Silber sind echte Naturwährungen und als einziges wahres Geld seit Jahrtausenden die letzte Fluchtburg, wenn die Papierwährungen oder das gesamte Wirtschafts- und Sozial-System zusammenbrechen oder eben Krieg ausbricht. Gold ist das Krisenmetall, gestern, heute, morgen und auch überübermorgen: Unteilbar, edel, selten, schön, ewig, leicht teil- und transportierbar und in allen 194 Ländern der Welt anerkannt. Noch nie ging seine Kaufkraft auf Null.
Wer Gold hat, hat IMMER Geld! Da die modernen Finanzsysteme wanken und seit August 1971 eine reine ungedeckte Papierleitwährung, genannt "Dollar" (vom deutschen Wort "Taler") nebst ihren Vasallenwährungen global herrscht, wird es ersten Mitmenschen langsam heiß zu Mute. Andere hegen lediglich erste Zweifel.
Der Grund: Die schleichende Enteignung der Bürger durch Inflation fällt langsam auf. Seit 1913, dem Gründungsjahr der "Fed", verlor der Dollar ca. 98% seiner Kaufkraft und in den letzten 9 Jahren etwa 30%. Seit der Einführung des Papier-Euro Anfang 2002 verlor dieser etwa 57% an Kaufkraft, daher auch "Teuro" genannt. Gleichzeitig gewannen die Edelmetalle nominal fast das Fünffache, und dies steuerfrei. Selbst "schwachsinnige Pygmäen" begreifen inzwischen dieses unterschiedliche Verhalten von Papier und Edelmetallen, und die Zahl der Aufwachenden wächst.