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Massive Preissprünge bei Erdgas und Baumwolle

15.06.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI hat sich auf 13 USD je Barrel verringert. Die Spreadeinengung um zwei USD seit Wochenbeginn hat nichts mit der Seaway-Pipeline zu tun. Dafür war der zuletzt gemeldete Lagerabbau in Cushing nicht stark genug. Der Grund liegt eher in der zuletzt unterdurchschnittlichen Preisentwicklung von Brent, welches seit Anfang der Woche 5% verloren hat, während WTI "nur" 2% eingebüßt hat. Seit vier Tagen hinkt Brent deutlich hinterher. Diese Entwicklung erklärt sich mit der gestrigen OPEC-Sitzung. Das Produktionsziel von 30 Mio. Barrel pro Tag wurde bestätigt. Zudem wurden die OPEC-Mitglieder aufgerufen, das Produktionsziel einzuhalten. Ob sich Saudi-Arabien daran gebunden fühlt und seine Produktion entsprechend drosselt, ist allerdings fraglich.

Der US-Erdgaspreis ist gestern um 14% auf 2,5 USD je mmBtu gestiegen. Nach den US-Lagerdaten dürfte es zu größeren Short-Eindeckungen gekommen sein. Der vom US-Energieministerium gemeldete Lageraufbau war mit 67 Mrd. Kubikfuß deutlich geringer als für die Berichtswoche üblich. Die Abweichung der Erdgasvorräte vom 5-Jahresdurchschnitt hat sich im Zuge dessen auf 29,2% verringert. Ende März betrug der Lagerüberhang noch 60%. Setzt sich diese Tendenz fort, könnte das Erreichen der Kapazitätsobergrenze der Erdgasspeicher zum Ende der Auffüllphase vermieden werden. Das vergangene Jahr mahnt aber zur Vorsicht. Nachdem die Erdgasvorräte im August sogar unter den 5-Jahresdurchschnitt gefallen waren, stiegen sie deutlich und erreichten im November mit 3,853 Bio. Kubikfuß sogar ein Rekordniveau. Das Erreichen der Kapazitätsgrenze von knapp 4,4 Bio. Kubikfuß bleibt somit ein Risiko, was höheren Erdgaspreisen entgegenstehen sollte.

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Edelmetalle

Meldungen der Nachrichtenagentur Reuters zufolge stehen die Notenbanken angeblich bereit, die Finanzmärkte nach den Wahlen in Griechenland falls nötig in einer konzertierten Aktion mit weiteren Liquiditätsmaßnahmen zu stabilisieren. Zwar ist es fraglich, ob weitere Liquiditätszuflüsse nachhaltig helfen würden, da die Finanzmärkte bereits seit Monaten mit Liquidität überflutet sind. Gold verteuert sich dennoch auf rund 1.625 USD je Feinunze. Die größten Preiszuwächse verzeichneten gestern mit 2% bzw. 2,5% Platin und Palladium. Platin handelt heute Morgen zwischenzeitlich zum ersten Mal seit fünf Wochen wieder über der Marke von 1.500 USD je Feinunze, Palladium steigt ebenfalls auf ein 5-Wochenhoch von gut 640 USD je Feinunze.

In Südafrika, dem weltweit größten Platinproduzenten, verschärft sich der gewalttätige Konflikt zwischen den Gewerkschaften, der bislang viele Verletzte und sogar Tote gefordert hat. Die aufstrebende Gewerkschaft AMCU wirbt im großen Stil Mitglieder von der alteingessenen Gewerkschaft NUM ab und droht mit neuen umfangreichen Streiks. Dies könnte die Produktion von Platin und auch Palladium stark beeinträchtigen sowie die Preise weiter unterstützen.


Industriemetalle

Die Marktteilnehmer zeigen sich im Vorfeld der anstehenden Wahlen in Griechenland am Wochenende zurückhaltend und scheuen sich offenbar, größere Positionen einzugehen. Dies spiegelt sich teilweise in einem niedrigen Handelsvolumen wider. Am Ende des gestrigen Handelstages verzeichneten die Metallpreise mehrheitlich moderate Gewinne.

Die globale Edelstahlproduktion ist gemäß vorläufigen Daten des International Stainless Steel Forum (ISSF) im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 2,8% auf 8,6 Mio. Tonnen gesunken. Der größte Rückgang (22%) wurde in Amerika verzeichnet. Allerdings weist das ISSF auf Unstimmigkeiten in der US-Edelstahlproduktion hin, die derzeit untersucht würden. Für den Rest des Jahres zeigt sich das ISSF optimistisch. Es geht nicht davon aus, dass sich die negativen Wachstumsraten im Jahresverlauf fortsetzen und erwartet für das Gesamtjahr 2012 eine leicht höhere Produktion als im Vorjahr. Diese erreichte 2011 mit 32,1 Mio. Tonnen einen Rekordwert. Die höhere Produktion soll laut ISSF durch eine robuste reale Nachfrage und ein Aufstocken der Lagerbestände im zweiten Halbjahr bedingt werden. Eine hohe Edelstahlproduktion sollte sich in einer robusten Nachfrage nach Nickel widerspiegeln und letztendlich den Nickelpreis unterstützen. Zugleich könnte das Nickelangebot geringer ausfallen, sollte im Zuge der aktuell niedrigen Nickelpreise die Produktion gedrosselt werden.


Agrarrohstoffe

Der Preis für den Juli-Baumwollkontrakt ist gestern um den maximal möglichen Tagesbetrag gestiegen und eröffnet heute weitere 3% höher. Das doppelt so hohe Handelsvolumen als üblich deutet darauf hin, dass es nach den US-Exportdaten zu Shorteindeckungen im Juli-Kontrakt gekommen ist. Laut US-Landwirtschaftsministerium sind die US-Baumwollexporte in der vergangenen Woche auf 1,015 Mio. Ballen gestiegen. Davon entfielen knapp 800 Tsd. Ballen auf die alte Ernte. Das ist das höchste wöchentliche Verkaufsvolumen seit Anfang November 2011. Allein China hat in der vergangenen Woche 744 Tsd. Ballen gekauft. Offensichtlich haben die Baumwollkäufer in China das niedrige Preisniveau genutzt, um sich mit physischer Ware einzudecken, da der Baumwollpreis in der Berichtswoche auf den tiefsten Stand seit mehr als zwei Jahren gefallen war.

Die US-Baumwollbestände sollen laut USDA mit 3,2 Mio. Ballen Ende des laufenden Erntejahres nur 20% über dem im Vorjahr erreichten 20-Jahrestief liegen. Der Dezember-Kontrakt ist gestern kaum gestiegen und handelt derzeit fast 10 US-Cents unter dem Juli-Kontrakt. Denn für die neue Ernte zeichnet sich eine deutliche Angebotsentspannung ab. Angesichts einer steigenden US-Produktion und wachsender Konkurrenz anderer Anbieter erwartet das USDA für das neue Erntejahr einen Anstieg der US-Lagerendbestände um mehr als 50% auf 4,9 Mio. Ballen.




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