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Griechenland-Wahl sorgt nur kurzzeitig für Auftrieb

18.06.2012  |  Eugen Weinberg
Wer nach dem Wahlergebnis in Griechenland heute Morgen an den Rohstoffmärkten mit deutlichen Preissteigerungen gerechnet hat, wurde enttäuscht. Denn die Rohstoffe legen zum Wochenauftakt nur moderat zu, von Euphorie kann keine Rede sein. Offensichtlich ist den Marktteilnehmern bewusst, dass wieder nur Zeit gekauft wurde und das eigentliche Problem nicht gelöst ist. Die Staatsschuldenkrise wird den Markt noch lange beschäftigen, was deutlich steigenden Rohstoffpreisen entgegenstehen könnte.


Energie

Der Sieg der Spar-Befürworter bei den Parlamentswahlen in Griechenland hat den Rohölpreisen am Morgen leichten Aufwind gegeben. Allerdings wurde ein Teil der Gewinne schon wieder abgegeben, was die anhaltende Skepsis der Marktteilnehmer unterstreicht. Dies zeigt sich auch im geringen Optimismus der spekulativen Finanzanleger. Deren Netto-Long-Positionen sind in der Woche zum 12. Juni um weitere 10 Tsd. auf 109,6 Tsd. Kontrakte gesunken, den tiefsten Stand seit September 2010. Heute beginnen in Moskau die nächsten Atomgespräche mit dem Iran. Da die Risikoprämie mittlerweile vollständig abgebaut wurde, dürfte der Ölpreis im Falle eines Scheiterns der Gespräche stärker nach oben reagieren als im Falle eines Durchbruchs nach unten.

Der Ölpreisrückgang macht sich in den USA in einer geringeren Bohraktivität bemerkbar. Die Anzahl der aktiven Ölbohrlöcher ist in der vergangenen Woche zum ersten Mal wieder leicht gefallen, nachdem in der Woche zuvor ein Rekordniveau erreicht wurde. Bei derzeitigen Preisen von 75 USD je Barrel für Bakken-Öl dürften einige Schieferölprojekte unrentabel werden. Vor allem dank Schieferöl ist die Ölproduktion in den USA zuletzt auf den höchsten Stand seit mehr als 13 Jahren gestiegen. Die Anzahl der aktiven Gasbohrlöcher ist unterdessen auf den niedrigsten Stand seit September 1999 gefallen, was die Gasproduktion begrenzen und den Erdgaspreis unterstützen sollte.

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Edelmetalle

Gold profitiert zum Wochenauftakt nicht von der positiveren Marktstimmung und gibt gegen den Trend an den Rohstoff- und Aktienmärkten nach. Dies ist jedoch eine typische Verhaltensweise eines sicheren Hafens. Das gelbe Edelmetall dürfte allerdings auch zukünftig gefragt bleiben, da die griechische Saga trotz des von den Märkten erhofften Wahlausgangs weitergeht. Wie der Datenanbieter Thomson Reuters GFMS letzte Woche mitteilte, haben die Goldproduzenten im ersten Quartal ihre Hedge-Bücher um weitere 80 Tsd. Unzen bzw. 3 Tonnen reduziert und sind damit als Nachfrager am Markt aufgetreten. Damit bestanden per Ende März noch Hedges von 5,07 Mio. Unzen bzw. 158 Tonnen.

Für das Gesamtjahr 2012 erwartet Thomson Reuters GFMS in Summe eine moderate Ausweitung der Hedging-Aktivitäten. Dieses Angebot ist jedoch im Vergleich zu den anderen Komponenten wie z.B. Minenproduktion und Altgold von untergeordneter Bedeutung und sollte daher kaum preisbeeinflussende Wirkung haben. Bei den Netto-Long-Positionen der spekulativen Finanzanleger gab es in der Woche zum 12. Juni nur geringfügige Veränderungen. Während es bei Gold zu einem marginalen Positionsabbau kam, wurden die Positionen im Falle von Silber, Platin und Palladium leicht aufgestockt.


Industriemetalle

Dank fester asiatischer Aktienmärkte und eines stärkeren Euro im Zuge des Wahlausgangs in Griechenland können die Metallpreise zum Wochenauftakt zulegen. Die Preisgewinne fallen entgegen ersten Erwartungen jedoch moderat aus. Kupfer z.B. stieg im frühen Handel um gut 1% auf ein 3-Wochenhoch von über 7.600 USD je Tonne, hat sich mittlerweile von diesem Niveau allerdings bereits wieder etwas entfernt. Der Grundpessimismus der Marktteilnehmer bleibt unterdessen bestehen. Im Falle von Kupfer haben die spekulativen Finanzinvestoren ihre Netto-Short-Positionen in der Woche zum 12. Juni nochmals leicht auf 13,3 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. Dies ist der höchste Stand seit März 2009. Die rekordhohen Short-Positionen von 41,9 Tsd. Kontrakten dürften zunächst noch deutlichen Preissteigerungen bei Kupfer entgegenstehen. Sollte sich die Stimmung der Marktteilnehmer jedoch ändern, könnte dies zur Eindeckung von Short-Positionen führen und somit Kupfer Rückenwind geben.

Aluminium ist am Freitag kurzzeitig auf 1.925 USD je Tonne und damit den tiefsten Stand seit fast zwei Jahren gefallen. Somit werden immer mehr Aluminiumproduzenten unprofitabel. Jetzt hat der weltweit größte Hersteller, Rusal aus Russland, angekündigt, bis Ende des Jahres 10% der Produktionskapazitäten stillzulegen. In China dagegen wird die Aluminiumproduktion künstlich hochgehalten. So erwägt die Provinz Henan – dort wird am meisten Aluminium produziert – Strom zu subventionieren, um das lokale Wachstum zu unterstützen. Dies trägt jedoch nicht zum Abbau der hohen Angebotsüberschüsse bei.


Agrarrohstoffe

Der französische Agraranalysedienst Strategie Grains hat seine Prognose für die diesjährige EU-Weichweizenernte um 1,5 Mio. auf 124,2 Mio. Tonnen angehoben. Grund hierfür sind bessere Witterungsbedingungen aufgrund der Regenfälle in den vergangenen Wochen. Verglichen mit dem Vorjahr steht aber noch immer ein erwarteter Ernterückgang um 4,6 Mio. Tonnen zu Buche, nachdem die Ernteprognosen in den Monaten zuvor um insgesamt 8,5 Mio. Tonnen gesenkt worden waren. Auch die Weizenernte in Russland dürfte in diesem Jahr geringer ausfallen als im Vorjahr. Die in Paris ansässige Agrarberatungsfirma Agritel schätzt, dass die russische Weizenernte um knapp 5 Mio. auf 50,5 Mio. Tonnen fallen wird. Einer russischen Agrarfirma zufolge könnte die Ernte sogar um mehr als 10 Mio. auf 45 Mio. Tonnen fallen. Das USDA geht in seiner aktuellen Schätzung für Russland trotz Abwärtsrevision noch immer von 53 Mio. Tonnen aus.

Die verbesserten Ernteaussichten bei Weizen machen sich auch in der Marktpositionierung der spekulativen Finanzanleger bemerkbar. Die Netto-Short-Positionen wurden in der Woche zum 12. Juni um 3,5 Tsd. auf 6,7 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. Vor zwei Wochen hatten die Finanzanleger per Saldo noch auf steigende Preise gesetzt.




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