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Danke an die BBA! - US-Arbeitsmarktbericht verfehlt Erwartungen …

09.08.2010  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute bei 1.3280 (07.30 Uhr), nachdem am Freitag im europäischen Handel Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3333 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 85.50. In der Folge notiert EUR-JPY bei 113.55 während EUR-CHF bei 1.3795 oszilliert.

Laut SKY News setzte die "British Bankers Association (BBA)" eine "Taskforce" ein, um das Thema stagnierende Kreditvergabe zu adressieren. Vorsitzender Green sagte, daß die BBA sicherstellen werde, daß gesunde Unternehmen in die Lage versetzt werden, die Finanzierung zu erhalten, die notwendig ist, um die Erholung zu unterstützen.

Wir freuen uns über diese Einlassung seitens der BBA, seitens Großbritanniens und Londons als internationaler Finanzmetropole. Sie verdeutlicht zweierlei und läßt eine Anmerkung zu:
  • Einerseits belegt sie eindeutig und zweifelsfrei, daß Banken unverzichtbare volkswirtschaftliche Funktionen im Rahmen nationaler Volkswirtschaften haben.

  • Diese These belegt aber auch andererseits, daß wir uns mehr Gedanken machen müssen, ob "Globale Player", die sich in der Beliebigkeit der Aufsichts-, Steuer- und Lohnarbitrage und damit in der Verantwortungslosigkeit für nationale Volkswirtschaften tummeln, die aber in der Krise für sie haften (Asymmetrie), zu diesem Ansatz passen. Wer diese Finanzkolosse nicht in ihrer Macht beschneidet, beschneidet damit die Macht der Öffentlichkeit und schlußendlich die Macht der Demokratie. Banken sollten sich dem ordnungspolitischen Rahmen unterwerfen und ihre Funktion mit Demut erfüllen und nicht Gesellschaftssysteme in ihre Abhängigkeit stellen, ohne Verantwortung gelebt zu haben!

Darüber hinaus wird deutlich, daß ein deutscher Vorstandsvorsitzender einer US-Investmentbank, der die volkswirtschaftliche Verantwortung der Banken unlängst in Abrede stellte, sich fragen lassen muß, in welcher Welt er lebt!

Die deutsche Industrieproduktion sank per Juni unerwartet um -0,6%. Die Prognose lag bei +0,8%. Der Vormonatswert wurde von +2,6% auf +2,9% revidiert. Im Jahresvergleich stellte sich ein Anstieg um 10,8% nach zuvor 12,8% ein.

Diese Entwicklung ist auf ersten Blick irritierend, da sie offensichtlich nicht zu der nach wie vor anziehenden Auftragslage paßt. Eine charmante Erklärung kann sein, daß hier unsere These bestätigt wird, daß der Lagerzyklus nicht abgeschlossen ist. Zu geringe Lagerhaltung kann den Produktionsprozeß behindern. Für Resonanz von Unternehmensseite sind/wären wir an dieser Stelle zu diesem Thema sehr dankbar!

Fakt ist, daß der profunde Anstieg des Auftragseingangs als auch der Auftragsbestand garantieren, daß hier kurz- und mittelfristig keine Trendwende auf der Agenda steht. Auch der beigefügte Chart kann hier beruhigen.

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Der US-Arbeitsmarktbericht enttäuschte am Freitag. In der Folge orientierte sich der Weltfinanzmarkt einmal mehr an einem der "letzten Waggons" des internationalen Konjunkturzugs. Zu dieser intellektuellen Meisterleistung gratulieren wir diesem Weltfinanzmarkt. Chapeau, so viel zum Stilmittel der Ironie.

Die Arbeitslosenrate verharrte angeblich bei 9,5% (U-3). Der Vormonatswert wurde von 9,6% auf 9,5% revidiert.

Das ist schon erstaunlich, wurde doch der Vormonatswert der "Nonfarm Payrolls" von -125.000 auf -221.000 revidiert. Nun denn, die Lustlosigkeit bezüglich Arbeitssuche hat dann wohl zugenommen, daß sich weniger Menschen als arbeitssuchend betrachten. Das ist die Schlüsselgröße, die diese Quote hervorbringt. In den letzten beiden Monaten sank diese Größe um -652.000 per Juni und um -181.000 per Juli, insgesamt um 833.000 Jobs. Das ist in einem Aufschwung auch nicht wirklich gewöhnlich. Die Partizipationsrate stellte sich per Juli auf 64,6% nach noch 65,2% per April 2010.

Um eine Vergleichbarkeit mit europäischen Pendants zu gewährleisten, schauen wir auf die Quote U-6 auf dem "Table A15" des "Bureau of Labor Statistics" der USA. Hier stellt sich per Juli unverändert eine Quote in Höhe von 16,5% ein. Das ist nicht erbaulich und hat schon "spanische" Merkmale!

Die "Nonfarm Payrolls" stellten sich auf -131.000. Erwartet waren lediglich Jobverluste in einer Größenordnung von -65.000.

154.000 Jobs wurden in öffentlichen Jobs verloren. Dahinter steht die ausgelaufene Volksbefragung, aber auch die prekäre Fiskalsituation auf Bundesstaatenebene, die zu Entlassungen zwingt. Im Sektor der öffentlichen Beschäftigung ist keine kurzfristige Trendwende erkennbar.

Leichte Lichtblicke gibt es aus dem Sektor der Privatwirtschaft lediglich von der Tendenz her. Hier wurden 71.000 neue Jobs nach zuvor 31.000 (revidiert von +83.000) geschaffen. Die Größenordnung der neu geschaffenen Stellen kann weiter nicht überzeugen.

Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit stellte sich auf 33,5 nach zuvor 33,4 Stunden. Das darf als zarte positive Entwicklung interpretiert werden. Auch die Tatsache, daß die Löhne im Monatsvergleich um 0,1% zunahmen, kann zumindest nicht als negatives Kriterium gewertet werden.

Der Chart belegt die prekäre US-Arbeitsmarktsituation:

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.2770-1.2800 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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