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Die Augen sind auf die Federal Reserve gerichtet …

10.08.2010  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute bei 1.3150 (07.30 Uhr), nachdem im asiatischen Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3136 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 85.85. In der Folge notiert EUR-JPY bei 112.90 während EUR-CHF bei 1.3870 oszilliert.

Bei der heute anstehenden Sitzung des US-Offemarktausschusses wird es keine Überraschungen bei der Zinspolitik geben. Die Zielbandbreite für die Fed Funds wird weiter zwischen 0,00% - 0,25% gehalten werden.

Das mag dann kompatibel mit der Konjunkturlage sein. Es ist definitiv nicht kompatibel mit dem Begriff Geldwertstabilität. Um diese These zu belegen, werfen wir einen Blick auf die unterschiedlichen Preisindices, die uns zur Verfügung stehen.
  • 1. Verbraucherpreise Juni: 1,1%
  • 2. Erzeugerpreise: 2,7%
  • 3. Importpreise: 4,5%

Das aktuelle Preiscluster belegt, daß jeder der USD hält, egal ob Verbraucher, Erzeuger oder Importeur, auf das Jahr gesehen einen merklichen Kaufkraftverlust über real negative Zinsen (Preisniveau höher als Leitzins) erleidet. Ergo handelt es sich bei diesem Zins/Inflationssetup um eine "Kaufkraft - Burn Rate". Nach der "Cash - Burn Rate" des Neuen Markts und der "US-Immobilien Burn Rate" "erfreuen" wir uns derzeit an der dritten "Burn Rate" aus den USA innerhalb einer Dekade.

Die "Kaufkraft - Burn Rate" sozialisiert die hohe US-Verschuldung auf die USD-Halter. Das sind übrigens nicht nur US-Amerikaner. Es ist die Weltöffentlichkeit, die US-Gläubiger ist. Es ist bemerkenswert, daß sich dieser Begriff der "Kaufkraft - Burn Rate" trotz der Offenkundigkeit nicht durchsetzt.

Aus konjunkturellen Gründen ist das Verhalten des Offenmarktausschusses verständlich. Deswegen ist es aber noch nicht richtig!

Die US-Konjunktur holpert, obwohl sie mit circa 10% Budgetdefizit subventioniert wird. Es handelt sich derzeit bei der US-Wirtschaft um ein Geschäftsmodell, daß offenkundig nicht funktioniert. Es sind nicht primär zyklische, sondern strukturelle Probleme. Zinspolitik ist ein Instrument, daß bei zyklischen Problemen eine hohe Wirkung entfaltet. Mit dieser Argumentation soll deutlich werden, daß hier mit den falschen Mitteln agiert wird, die schlußendlich kosmetische Wirkung entfalten und mangels erzwungener Strukturreformen (siehe Südeuropa) keine nachhaltigen heilenden Wirkungen mit sich bringen. Im Gegenteil verschärfen sie die Lage mittel- und langfristig, da volkswirtschaftliche Ressourcen konsumiert und nicht investiert werden!.

Hinsichtlich der Konjunkturschwäche und der Tatsache, daß die Möglichkeit weiterer Zinssenkungen nicht gegeben ist, kolportiert der Finanzmarkt nun, daß verstärkt US-Staatsanleihen von der Fed angekauft werden könnten.

Der Markt giert förmlich danach, daß der Offenmarktausschuss in diese Richtung votiert. Halten wir inne. In dem Skript anständiger Zentralbanken steht, daß genau dieses Verhalten eine der größten Sünden ist. Das gilt insbesondere dann, wenn diese Maßnahmen zu einer Dauerveranstaltung werden (und nicht nur kurze Episode zur Infarktverhinderung, siehe Südeuropa).

Damit bestimmt die Zentralbank schlußendlich das langfristige Zinsniveau. Der Marktpreis ist nicht mehr Ausdruck einer sachlichen Bewertung, sondern es dominiert politische Beliebigkeit.

Diesen Umstand am Markt herbeizusehen oder gar zu feiern, ist unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten absurd. Der Markt würde seine eigene Entmündigung feiern. In der Sowjetunion waren politische Preise an der Tagesordnung. Daß die USA heute in diese Richtung laufen, müßte jeden Volkswirt oder Analysten mindestens im Mark erschüttern. Daß das nur in ausgesuchten norddeutschen Gefilden der Fall ist, irritiert ein wenig, oder?

Nun denn, was wird passieren? Der Offenmarktausschuss wird sich mindestens die Option auf verstärkte quantitative Maßnahmen freihalten. Bullard und seine Kollegen in den regionalen Fed-Distrikten haben den Markt sanft auf diese Politik vorbereitet. In Zeiten der Vollkaskopolitik der Zentralbanken darf halt nicht mehr überrascht werden. Schauen wir mal auf die Marktreaktionen heute nach 20.15 Uhr.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.2770-1.2800 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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