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Gold-ETFs vermelden wieder Zuflüsse

19.06.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Erleichterung über den Ausgang der Griechenland-Wahl währte nur kurz. Der Brentölpreis markierte gestern bei 95,4 USD je Barrel sogar ein 16-Monatstief. Zunehmende Sorgen über Spanien führten zu einem Anstieg der Risikoaversion. Zudem wird der Ölpreis vom anhaltenden Überangebot belastet. So sind die Ölvorräte in Saudi-Arabien im April Regierungsangaben zufolge auf den höchsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen vor zehn Jahren gestiegen, d.h. das Königreich produziert offensichtlich mehr Rohöl als es Käufer dafür gibt. Der Irak gab zudem bekannt, seine Produktionskapazität bis Ende des Jahres auf 3,4 Mio. Barrel pro Tag steigern zu wollen. Derzeit produziert der Irak ca. 3 Mio. Barrel pro Tag.

Ein Ende der Angebotsschwemme scheint also nicht in Sicht. Angesichts dieser Nachrichten ziehen sich die Finanzanleger weiter aus dem Ölmarkt zurück. Die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Brent sind letzte Woche um weitere 10,5 Tsd. auf 46,8 Tsd. Kontrakte zurückgegangen, den niedrigsten Stand seit Oktober 2011. Kurzfristig dürfte der Ölpreis unter Druck bleiben. Damit der Ölpreis nicht weiter fällt, muss die OPEC Worten Taten folgen lassen und das Überangebot wie von Generalsekretär el-Badri nach der OPEC-Sitzung angekündigt reduzieren.

Der US-Erdgaspreis ist gestern um weitere 7% auf 2,65 USD je mmBtu gestiegen, den höchsten Stand seit knapp einem Monat. Die Vorhersage wärmerer Temperaturen an der US-Ostküste führte zur Eindeckung von Shortpositionen. Mit den höheren Gaspreisen - seit letzten Donnerstag ist der Erdgaspreis um mehr als 20% gestiegen - sinkt aber auch die Attraktivität der gasbasierten Stromerzeugung, so dass die Erwartung einer höheren Gasnachfrage enttäuscht werden könnte.


Edelmetalle

Gold setzt seinen Aufwärtstrend weiter fort und handelt heute Morgen bei rund 1.630 USD je Feinunze. Die hohe Verunsicherung unter den Marktteilnehmern in Bezug auf die noch lange nicht gelöste Staatsschuldenkrise in der Eurozone lässt offensichtlich die Goldnachfrage wieder anziehen. Der weltweit größte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, verzeichnete gestern Zuflüsse von gut 4 Tonnen. Im gesamten Monat summieren sich die Zuflüsse bislang auf über 11 Tonnen.

Auch der Fondsanbieter ETF Securities berichtet für die letzte Woche die vierte Woche in Folge von Zuflüssen in seine Gold-ETFs. In den vergangenen vier Wochen zusammen beliefen sich die Zuflüsse auf 550 Mio. USD, was bei einem durchschnittlichen Goldpreis von 1.592 USD je Feinunze in dieser Beobachtungsperiode umgerechnet knapp 11 Tonnen Gold entspricht. Dagegen zeigt sich die Goldnachfrage in Indien, dem ehemals weltweit größten Goldkonsumenten, weiter sehr schwach. So erwartet die Bombay Bullion Association für Juni einen deutlichen Rückgang der indischen Goldimporte auf 20-25 Tonnen, nach 55-60 Tonnen im Jahr zuvor. Dies ist im Wesentlichen dem hohen Goldpreis geschuldet, der in lokaler Währung ausgedrückt von Rekordhoch zu Rekordhoch eilt und damit massiv auf der Goldnachfrage lastet.


Industriemetalle

Die International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) hat gestern ihren Monatsbericht zum globalen Blei- und Zinkmarkt präsentiert. Demnach hat sich in den ersten vier Monaten des Jahres im Vergleich zum Vorjahr an beiden Märkten der Angebotsüberschuss deutlich reduziert. Im Falle von Blei übertraf das Angebot die Nachfrage um 22 Tsd. Tonnen, nach 76 Tsd. Tonnen im Jahr zuvor. Dabei ist das Angebot stärker gefallen als die Nachfrage. Am Zinkmarkt hat sich der Angebotsüberschuss von 191 Tsd. auf 121 Tsd. Tonnen reduziert. Während hier im Vorjahresvergleich das Angebot moderat gesunken ist, hat die Nachfrage deutlich angezogen, was der anhaltend hohen Stahlproduktion geschuldet sein dürfte. Dieser Trend sollte sich laut Einschätzung der ILZSG im weiteren Jahresverlauf jedoch nicht fortsetzen.

Für das Gesamtjahr 2012 erwartet die ILZSG am globalen Bleimarkt einen Angebotsüberschuss von 114 Tsd. Tonnen. Am globalen Zinkmarkt soll das Angebot die Nachfrage um 249 Tsd. Tonnen übertreffen. Die Angebotsüberschüsse spiegeln sich auch in hohen Lagerbeständen wider. An der LME sind die Zinkvorräte zuletzt auf knapp 980 Tsd. Tonnen und damit den höchsten Stand seit mehr als 17 Jahren gestiegen. Die Bleilagerbestände an der LME sind zwar in den letzten Wochen etwas gesunken, liegen aber mit rund 345 Tsd. Tonnen ebenfalls weiterhin auf einem sehr hohen Niveau. Die hohen Angebotsüberschüsse und Lagerbestände sollten deutlich steigenden Blei- und Zinkpreisen entgegenstehen.

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Agrarrohstoffe

Die Preise für Mais und Weizen konnten an der CBOT seit gestern um mehr als 3% steigen. Der nächstfällige Mais-Kontrakt handelt am Morgen bei mehr als 6 USD je Scheffel, der nächstfällige Weizen-Kontrakt oberhalb von 6,3 USD je Scheffel. Die Getreidepreise reagieren damit auf die weitere Verschlechterung der Pflanzenqualität bei Mais in den USA. Laut USDA-Erntefortschrittsbericht sank der Anteil der Maispflanzen in gutem und sehr gutem Zustand in der vergangenen Woche um weitere drei Prozentpunkte auf 63%. Das ist der niedrigste Wert zu diesem Zeitpunkt seit 2008 und liegt deutlich unter dem 5-Jahresdurchschnitt von 69%. Mittlerweile befinden sich landesweit bereits 5% der Maispflanzen in der Blütephase (Silking).

Während dieser Phase benötigen die Pflanzen hinreichend Feuchtigkeit, ansonsten drohen Ertragseinbußen. Während es in den nördlichen Anbaugebieten der USA zuletzt hinreichend geregnet hat, herrscht in den mittleren und südlichen Anbaugebieten weiterhin Trockenheit. Gerade in diesen Regionen ist die Entwicklung der Pflanzen schon weiter vorangeschritten und damit der Feuchtigkeitsbedarf besonders hoch. In den kommenden Tagen soll sich Wetterprognosen zufolge an der Trockenheit allerdings wenig ändern. Die optimistische Einschätzung des USDA eines rekordhohen durchschnittlichen Ernteertrags von 166 Scheffel je Morgen scheint somit kaum mehr zu halten.




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