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Der FOMC bleibt locker und "quantitativ" - Defizitpotpourri aus den USA auf ...

11.08.2010  |  Folker Hellmeyer
Der FOMC bleibt locker und "quantitativ" - Defizitpotpourri aus den USA auf der Agenda

Der Euro eröffnet heute bei 1.3115 (07.45 Uhr), nachdem im gestrigen europäischen Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3075 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 85.25. In der Folge notiert EUR-JPY bei 111.80 während EUR-CHF bei 1.3790 oszilliert.

Der Offenmarktausschuss hat den Erwartungen entsprechend den Leitzins unverändert in der Zielbandbreite für Fed Funds bei 0,00% - 0,25% belassen. Das haben wir erwartet und gestern bereits ausreichend an dieser Stelle diskutiert. Wir können den Offenmarktausschuss verstehen. Schlußendlich wird jedoch hier mit zyklisch sensitiven Maßnahmen nichts an den strukturellen Problemen der USA etwas geändert.

Der Offemarktausschuss konstatierte, daß die konjunkturelle Erholung in den USA moderater als erwartet ausfallen werde. Das sehen wir auch so. Einige US-Wirtschaftsoptimisten müssen jedoch ihr Fähnlein noch in den Wind drehen und alle Teilnehmer dieser Klientel sollten sich zu dem Zusammenhang zwischen Entwicklung des US-Kapitalstocks und des US-Potentialwachstums Gedanken machen. Wir werden gleich Hilfestellung leisten.

Die Federal Reserve wird die Ankaufprogramme nicht auslaufen lassen, sondern das Portfolio aufrecht erhalten, indem die durch fällige Papiere oder Zinszahlungen frei werdende Liquidität wieder in entsprechende Anlagen reinvestiert wird. Damit wird das Volumen dieser Intervention im Dunstkreis von gut 2 Billionen aufrecht erhalten. Bis zum Jahresende wäre dieses Volumen ansonsten um circa 200 Mrd. USD abgeschmolzen.


So weit zur Faktenlage. Schauen wir nun hinter die Kulissen:

Es ist verständlich, daß die US-Zentralbank ein Interesse daran hat, weiter stabilisierend auf die Märkte einzuwirken. Sie tut das, was im Bereich ihrer Möglichkeiten liegt, aber auch fraglos das, was die Politik von ihr erwartet. Das sind jedoch alles Mittel, die bei primär zyklischen Problemen eine hohe Wirkung entfalten. Mithin können sie hier nur in Teilen helfen.

Die Tatsache, daß die USA so schnell bereits konjunkturelle Dynamik verlieren, belegt, daß die Probleme in den USA eben nicht nur eine zyklische Qualität, sondern vielmehr eine strukturelle Qualität aufweisen. Bei diesen strukturellen Problemen kann die Fed nichts ausrichten. Im Gegenteil kann eine zu laxe Politik neue strukturelle Probleme hervorrufen, zum Beispiel unangemessene Bewertung wirtschaftlicher Aktiva.

Die Politik ist in den USA gefordert, sich der strukturellen Probleme anzunehmen. Der Kapitalstock ist wieder zu stärken. Damit würden die Leistungsbilanzdefizite auf Zeit reduziert. Es würde hochwertige Beschäftigung generiert. Die Komposition der US-Wirtschaft würde weniger konsumlastig. Dazu bedarf es nachhaltiger Investitionstätigkeit.

Um das prekäre Bild der Bruttoinlandsinvestition in den USA hier noch einmal vor Augen zu führen, bieten wir Ihnen einen Blick auf die Entwicklung zwischen 2006 und 2009 in verschiedenen Industrienationen/regionen.

Dieser Datenpotpourri zeigt die prekäre Situation der USA insbesondere im Vergleich zur Eurozone, die unter den großen Industrienationen/regionen positiv hervorsticht und damit Zukunftsfähigkeit belegt!

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Es greift zu kurz, sich nur auf obige Themen zu kaprizieren. Die jetzige Ausrichtung, die quantitativen Maßnahmen nicht auslaufen zu lassen, belegt eine qualitative Neuausrichtung im Offenmarktausschuß.

Bisher standen diese quantitativen Maßnahmen in einer primären Verbindung mit der Bekämpfung der globalen Finanzkrise und waren von daher hoffähig.

Jetzt bekommt diese Geschichte eine neue Ausrichtung. Auch zur Unterstützung der Konjunktur sind diese Maßnahmen jetzt hoffähig.

Ob diese neue Ausrichtung zu einer unbestechlichen Stabilitätspolitik paßt, sei dahin gestellt. Diese Frage muß gestellt werden, da die eigentlichen Ursachen der Krise der USA mit diesen Maßnahmen nicht kuriert werden können.

Die US-Arbeitsproduktivität sank per 2. Quartal 2010 laut vorläufigen Berechnungen unerwartet im Quartalsvergleich um -0,9% auf annualisierter Basis. Erwartet war eine Zunahme um +0,2%. Hintergrund war, daß der Anstieg der gearbeiteten Stunden höher ausfiel als der Anstieg des erzielten "Outputs".

Diese "Enttäuschung" wurde jedoch neutralisiert durch die Revision des Werts des 1. Quartals 2010. Hier wurde der Anstieg von +2,8% auf +3,9% nach oben angepaßt.

Trotz des Rückgangs per 2. Quartal 2010 hat sich die Produktivität in den USA in den letzten 12 Monaten um 3,9% erhöht. Wir nehmen die Daten zur Kenntnis. Werfen wir einen Blick auf das "Produktivitätswunder" USA:

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Seit Erreichen der zwischenzeitlichen Höchststände per Mai 2010 bei 92,2 Punkten, kommt es nun den zweiten Monat in Folge bei der Stimmungslage der kleinen US-Unternehmen laut der "National Federation of Independent Business" zu Eintrübungen. Im Berichtsmonat Juli sank der Index von zuvor 89,0 auf 88,1 Punkte. Der Rückgang war zu 90% einer eingetrübten Erwartungshaltung in den nächsten sechs Monaten geschuldet.

Dieser Index wird zu 45% von der Baubranche und dem Einzelhandel bestimmt. Diesbezüglich ist das Auslaufen der Steuersubventionierung am Wohnimmobilienmarkt per April voraussichtlich ein wesentlicher Katalysator der Eintrübung.

Der Blick auf den Chart verdeutlicht im Verlauf der letzten 12 Monate weitestgehend eine Seitwärtsbewegung zwischen knapp 87 und gut 89 Punkten mit dem Ausreißer per April und Mai 2010 mit Werten über 90 Punkten.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.2770-1.2800 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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