Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Warten auf die Fed ....

20.06.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis gibt am Morgen nach und nähert sich dem gestern verzeichneten 17-Monatstief. Die Schuldenkrise in der Eurozone und das Überangebot drücken weiter auf die Preise. Ein stärkerer Preisrückgang wird durch Hoffnungen verhindert, dass die US-Notenbank heute eine weitere quantitative Lockerung der Geldpolitik ankündigen könnte. Da wir nicht davon ausgehen, könnte der Preis im Anschluss an die FOMC-Sitzung weiter nachgeben. Ein Ende der Talfahrt ist u.E. erst in Sicht, wenn Saudi-Arabien seine Produktion zu drosseln beginnt. Die Atomgespräche mit dem Iran haben keinen Durchbruch gebracht und sollen Anfang Juli fortgesetzt werden. Allerdings spielen die Angebotsrisiken derzeit im Gegensatz zum Frühjahr keine nennenswerte Rolle.

Das US-Energieministerium veröffentlicht heute die Lagerdaten für die vergangene Woche. Angesichts einer zuletzt auf ein 5-Jahreshoch gestiegenen Raffinerieauslastung dürfte es die dritte Woche in Folge zu einem Abbau der Rohölvorräte gekommen sein, was den WTI-Preis unterstützen sollte und eine weitere Verringerung der Preisdifferenz gegenüber Brent zur Folge haben könnte. Diese ist inzwischen auf weniger als 12 USD je Barrel zurückgegangen, was allerdings eher auf den stärker fallenden Brentpreis zurückzuführen ist. Das API berichtete gestern nach Handelsschluss bereits einen Rückgang um 550 Tsd. Barrel. Enttäuschend war allerdings der kräftige Anstieg der Rohölbestände in Cushing um 625 Tsd. Barrel. Die umgekehrte Seaway-Pipeline hat somit noch nicht zu der erhofften Entlastung geführt.


Edelmetalle

Nachdem sich die erste Aufregung über Griechenland etwas gelegt hat, richtet sich der Fokus der Marktteilnehmer verstärkt auf Spanien. Es wird offen spekuliert, ob Spanien vollständig unter den Rettungsschirm schlüpfen muss, nachdem die Renditen spanischer Staatsanleihen auf über 7% gestiegen sind. Im bisherigen Krisenverlauf haben alle Länder, deren langfristige Zinsen auf das derzeitige spanische Niveau gestiegen sind, den Rettungsschirm in Anspruch genommen. Heute dürfte auch die Sitzung der US-Notenbank Fed im Mittelpunkt des Marktinteresses stehen. Hinweise von US-Präsident Obama auf dem G20-Treffen in Mexiko, dass die US-Regierung stärker gegen die wirtschaftliche Schwäche im Land vorgehen will, haben die Erwartungen an die Fed-Sitzung erhöht.

Wir rechnen jedoch nicht damit, dass die Fed heute "QE3" einläuten wird. Vielmehr dürften nur kleinere Aktionen beschlossen werden, wie z.B. die Fortsetzung der sog. "Operation Twist". Sollten die Erwartungen der Marktteilnehmer enttäuscht werden, könnte dies den Goldpreis kurzfristig unter Druck bringen. Mittel- bis langfristig gehen wir aber von steigenden Goldpreisen aus. Der World Gold Council hat gestern nochmals seine Einschätzung bekräftigt, dass die Goldkäufe der Zentralbanken in diesem Jahr das Niveau des Vorjahres von 456 Tonnen übertreffen werden. Damit würden die Zentralbanken das dritte Jahr in Folge netto Gold kaufen und dem Markt somit Angebot entziehen.


Industriemetalle

Besser als erwartet ausgefallene Konjunkturdaten in den USA haben Kupfer gestern auf ein 3-Wochenhoch von über 7.600 USD je Tonne geführt. Das rote Metall kann seine Gewinne heute Morgen auch weitgehend verteidigen. Die Zahl der Baugenehmigungen in den USA stieg im Mai auf eine Jahresrate von 780 Tsd. Dies ist der höchste Stand seit September 2008. Die leichte Belebung im Wohnungsbau setzt sich damit fort. Der Bausektor ist der größte Nachfrager nach Kupfer und die USA waren gemäß Daten von WBMS 2011 mit einem Marktanteil von 9% der weltweit zweitgrößte Kupferkonsument. Laut Einschätzung der International Copper Study Group wird die Kupfernachfrage in den USA in diesem Jahr um 3,9% und damit sogar stärker als in China steigen. Fundamental betrachtet bleibt der Kupferpreis gut unterstützt und sollte merklich zulegen, sobald sich die Verunsicherung in Bezug auf die Staatsschuldenkrise in der Eurozone gelegt hat.

In China wurde Medienangaben zufolge offensichtlich der Prozess zur Konsolidierung der Seltene Erden-Industrie gestartet. Demnach werden keine neuen Verarbeitungsanlagen mehr genehmigt und bestehende dürfen nicht erweitert werden. Unterdessen gab das Ministerium für Industrie und Informationstechnologie bekannt, dass China im letzten Jahr 18,6 Tsd. Tonnen Seltene Erden exportiert hat. Dies entspricht nur rund 61% der geplanten Exportmenge und dürfte die Diskussion um den Einfluss Chinas auf diesem Gebiet wieder anheizen.


Agrarrohstoffe

Der Baumwollpreis befindet sich weiter im Höhenflug. Gestern schloss der Preis für den nächstfälligen Terminkontrakt den zweiten Tag in Folge mit dem maximal erlaubten Tagesplus. Innerhalb von vier Handelstagen ist der Preis für den Juli-Kontrakt um gut 17% auf 89 US-Cents je Pfund gestiegen, was dem höchsten Stand seit Ende April entspricht. Marktteilnehmer verweisen auf die Eindeckung von Short-Positionen im Vorfeld der Lieferfrist für den in Kürze auslaufenden Juli-Kontrakt. Da wir uns am Ende des alten Erntejahres befinden und China zuletzt größere Mengen an US-Baumwolle geordert hat, ist das verfügbare Angebot derzeit knapp.

Die ICE hat als Reaktion auf die Preissprünge der vergangenen Tage die Hinterlegungspflicht für Baumwoll-Futures ab heute um 50% auf 3.000 USD je 50.000-Pfund-Kontrakt erhöht, was den Preisanstieg bremsen könnte. Auch wenn in den kommenden Tagen mit einem weiteren Preisanstieg zu rechnen ist, dürfte dies wenig Auswirkung auf die langfristige Preisentwicklung haben. Dies zeigt auch ein Blick auf die Terminkurve. Der Dezember-Kontrakt, welcher die neue Ernte repräsentiert, handelt derzeit bei 74 US-Cents je Pfund und ist im selben Zeitraum nur um 4,5% gestiegen. In der unterschiedlichen Preisentwicklung kommt die Erwartung einer Angebotsausweitung zum Ausdruck. Die US-Baumwollernte soll in diesem Jahr laut US-Landwirtschaftsministerium 9% höher ausfallen als 2011.

Open in new window





Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"