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FED: "Let’s twist again!“ - Die Märkte tanzen jedoch nicht …

21.06.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.50 Uhr) bei 1.2680, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Höchstkurse im US-Handel bei 1.2743 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 79.70. In der Folge notiert EUR-JPY bei 101.05, während EUR-CHF bei 1.2012 oszilliert.

Der Offenmarktausschuss hat erwartungsgemäß den Leitzins unverändert in einer Spanne zwischen 0,00% - 0,25% belassen. Die Wachstumsprognosen per 2012 und 2013 wurden deutlich reduziert. Laut Fed würden sowohl die Wirtschaftslage als auch der Inflationsausblick die Fortsetzung der Niedrigzinspolitik bis spät in das Jahr 2014 erlauben. Damit ergibt sich eine klare Ansage, die Kaufkraft des USD dauerhaft zu reduzieren. Das ist faktisch nicht anderes als ein weicher Schuldenschnitt, der den Ratingagenturen offensichtlich noch nicht aufgefallen ist.

Die Operation "Twist“, mit dem Ziel die langfristigen Renditen am Kapitalmarkt niedrig zu halten, wird verlängert und bis zum Jahresende fortgesetzt. Laufzeiten zwischen 6 - 30 Jahren werden gekauft und dagegen Laufzeiten mit bis zu drei Jahren an den Markt gegeben. Das damit verbundene Ankaufsvolumen wird bei circa 267 Mrd. USD liegen (bisher 400 Mrd. USD).

Die Märkte haben angeblich mehr erwartet, heißt es heute in der Frühe. Die von der Fed aufgelegte Musik verführt die Marktteilnehmer, nicht zu tanzen. Die Begründung der höheren Erwartungen sind aus meiner Sicht nicht stichhaltig. Die mangelnde Reaktion zu Gunsten der Anlageklasse der Risikoaktiva als auch des Euros passt in die Verhaltensmuster bezüglich der spanischen Bankenhilfe und der Griechenlandwahl. Diese grundsätzlich positiven Meldungen passen nicht zu der Positionierung unserer "Freunde“. Ergo wird der Versuch unternommen, positiven Meldungen keine Markttraktion zukommen zu lassen.

Fakt ist, dass die jüngsten Entwicklungen nahe am Optimum der möglichen positiven Meldungen liegen. China reduziert Zinsen und Mindestreservesätze und stimuliert die Wirtschaft. Das spanische Bankenproblem ist mit 100 Mrd. Euro nachhaltig adressiert. Die Griechenlandwahl eröffnet die Chance, dass Griechenland europäisch bleibt. Die USA unterstützen die Wirtschaft durch "Operation Twist II“, ohne alle Pfeile im Köcher zu verschießen. Die Verantwortlichen der Eurozone sicherten auf der G-20 Veranstaltung zu, die Integrität und Solidität der Eurozone zu sichern. Das Treffen der Regierungsvertreter der EU Ende Juni kann durchaus neue Ansätze der Krisenpolitik mit positivem Überraschungscharakter liefern.

Die historisch hohe Anti-Euro Positionierung erscheint vor diesem Hintergrund erhöhten Risiken ausgesetzt zu sein. Wir erlauben uns einen Chart aus dem "Le Metropole Cafe“ über die offenen Euro-Future Positionen einzustellen, um die historische Dimension zu verdeutlichen.

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Nun sind offene Positionen nicht alles Shortpositionen. Fakt ist, dass Shortpositionen überwiegen und alleine in den letzten zwei Wochen 55.000 Shortkontrakte seitens der spekulativen Kulisse eingegangen wurden.

Die Future-Positionierung ist nur als Indiz der gesamten Positionierung zu verstehen. Die eigentliche Shortposition läuft nicht über Börsen, sondern im freien außerbörslichen Handel. Die Positionierung impliziert einen Endspielmodus um die Eurozone und den Euro. Da die an dieser Stelle immer wieder dargestellte Faktenlage der Eurozone bei weitem besser ist als die Diskontierung am Finanzmarkt, ist das Risiko eines Scheiterns dieser Spekulationswelle gegen die Eurozone ausgeprägt. Der Begriff der "normativen Kraft des Faktischen“ steht im Raum. Europäische Solidarität ist dafür aber unverzichtbar.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein nachhaltiges Überwinden des Widerstandsfelds bei 1.2820 - 50 neutralisiert den negativen Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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