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Kann Debby die Ölpreise unterstützen?

25.06.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise starteten mit leichten Gewinnen in die neue Handelswoche, haben diese mittlerweile aber schon wieder abgegeben. Brent kostet aktuell 90,5 USD je Barrel, WTI 11 US-Dollar weniger. Vorübergehende Unterstützung könnten die Preise beider Ölsorten von Angebotsausfällen erhalten. In Norwegen werden seit gestern zwei Ölfelder bestreikt, welche zusammen für 150 Tsd. Barrel pro Tag bzw. 9% der norwegischen Ölproduktion stehen. Dadurch wird sich das Angebot an Brentöl entsprechend verringern. In den USA hat Tropensturm Debby zur vorsorglichen Schließung von Öl- und Gasplattformen im Golf von Mexiko geführt. Betroffen sind Produktionsmengen von ca. 314 Tsd. Barrel pro Tag Rohöl und 1,03 Mrd. Kubikfuß pro Tag Erdgas, was jeweils knapp 23% der US-Öl- und Gasproduktion im Golf von Mexiko entspricht.

Auch der Louisiana Offshore Oil Port, der einzige Ölhafen der USA, in dem Supertanker anlanden können, hat seinen Betrieb vorübergehend eingestellt. Ob dies ausreicht, eine Trendwende bei den Ölpreisen auszulösen, muss allerdings bezweifelt werden. Denn diese Angebotsausfälle sind nur vorübergehend und das Überangebot noch immer beträchtlich. Nachhaltig helfen kann nur eine Produktionskürzung der OPEC und hier vor allem von Saudi-Arabien. Die spekulativen Finanzanleger gehen ebenfalls nicht von einer bevorstehenden Trendwende aus und ziehen sich weiter zurück. Die spekulativen Netto-Long-Positionen bei WTI sanken in der Woche zum 19. Juni um weitere 8 Tsd. auf 101,5 Tsd. Kontrakte und liegen damit auf dem niedrigsten Stand seit 21 Monaten.

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Edelmetalle

China hat im Mai 9,9 Tonnen Platin eingeführt, so viel wie zuletzt im März 2011. Die Palladiumimporte sind dagegen auf 1,85 Tonnen gefallen. Noch schwächer waren die Silberimporte: Im Mai führte China lediglich 227 Tonnen Silber ein. Im August 2009 hat China noch über 600 Tonnen Silber importiert. Offensichtlich meidet die Industrie Silber auf dem aktuellen Preisniveau, während die Anleger bei Silber noch deutlich weniger Einfluss haben als bei Gold. Silber scheint also noch kein "Goldersatz" oder sicherer Hafen zu sein.

Die starke Nachfrage nach Platinmetallen bestätigt auch die Schweizer Handelsstatistik vom Mai. Demnach sind die Platin- und auch Palladiumexporte aus der Schweiz, die traditionell als Handelsort auftritt, erneut gestiegen auf 5,3 bzw. 6,8 Tonnen. Wir gehen davon aus, dass die Käufe seitens der europäischen Autoproduzenten den aktuell attraktiven Preisen und den Befürchtungen vor einer Angebotsverengung geschuldet sind. Einen Hinweis auf die Angebotsprobleme Südafrikas, das 75% der weltweiten Platinminenproduktion stellt, liefern bereits die Schweizer Importe aus dem Land, die auf den niedrigsten Stand seit März 2010 gefallen sind. Die Platinpreise liegen offensichtlich unter den Grenzproduktionskosten, was zu zahlreichen Minenschließungen führen dürfte. Der weltgrößte Platinproduzent, Anglo Platinum, der 40% der weltweiten Minenproduktion bei Platin verantwortet, erwartet für dieses Fiskaljahr Betriebskosten von 14.000-14.500 ZAR pro Unze Platinäquivalent. Aktuell liegt der Platinpreis jedoch bei fast genau 12.000 ZAR und es ist zu befürchten, dass die Betriebskosten wegen der Produktionsausfälle noch höher ausfallen werden.


Industriemetalle

Die Metalle starten in der Breite mit einem freundlichen Unterton in die neue Handelswoche. Kupfer legt zum Wochenauftakt moderat auf 7.400 USD je Tonne zu, nachdem letzten Freitag kurzzeitig der niedrigste Stand seit sechs Monaten verzeichnet wurde. Die spekulativen Finanzanleger haben sich bei Kupfer zum ersten Mal seit sieben Wochen wieder etwas optimistischer gezeigt und in der Woche zum 19. Juni ihre Netto-Short-Positionen um 1,4 Tsd. auf 11,9 Tsd. Kontrakte abgebaut. In Anbetracht des nach dem Datenstichtag erfolgten Preisrückgangs dürfte dies jedoch nur ein kurzes Strohfeuer gewesen sein.

Wer erwartet hätte, dass die niedrigen Aluminiumpreise zu zahlreichen Produktionsschließungen führen würden, wurde durch die jüngsten Daten des International Aluminium Institute (IAI) eines Besseren belehrt. Denn die weltweite Aluminiumproduktion ist demnach im Mai im Vergleich zum Vormonat um 5,8% auf 3,78 Mio. Tonnen gestiegen und hat damit fast wieder das Rekordhoch von August 2011 erreicht. Ausschlaggebend war eine massive Produktionssteigerung in China um 9,7%. Somit kommt es weiterhin nicht zum dringend benötigten Abbau der hohen Überschüsse. Nach dem deutlichen Rückgang der Energiepreise und dank der Subventionierung der Strompreise in China dürfte es auch in absehbarer Zukunft nicht zu nennenswerten Produktionskürzungen kommen. Der Aluminiumpreis dürfte daher weiter unter Druck bleiben.


Agrarrohstoffe

Vor dem heute zur Veröffentlichung anstehenden neuen USDA-Erntefortschrittsbericht werden angesichts der noch immer heißen und trockenen Witterung v.a. im südlichen Mittleren Westen der USA die Prognosen für den zu erwartenden Durchschnittsertrag bei US-Mais reduziert. Anders als das USDA mit seiner noch gültigen Schätzung von rekordhohen 166 Scheffel je Morgen erwartet etwa der Wetter- und Agrardienst Cropcast nur noch 158,6 Scheffel je Morgen und hat seine Ernteprognose entsprechend auf unter 14 Mrd. Scheffel reduziert. Das USDA schätzt die Ernte noch auf 14,8 Mrd. Scheffel (375,7 Mio. Tonnen). Die bisherige Rekordernte von 13,1 Mrd. Scheffel wurde 2009 eingebracht. Die sich verschlechternden Aussichten dürften ein entscheidender Faktor dafür sein, dass die Finanzinvestoren ihre Netto-Long-Positionen bei Mais erstmals seit vier Wochen wieder ausgebaut haben. In der Woche zum 19. Juni stiegen diese um 15 Tsd. auf 63,3 Tsd. Kontrakte.

Bei Weizen wurden hingegen die Netto-Short-Positionen in derselben Berichtswoche um 5,3 Tsd. auf 12,2 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. Das ist der höchste Stand seit fünf Wochen. Bei Weizen hilft das trockene Wetter bei der zügigen Abernte der Winterweizenflächen. Diese war Mitte Juni landesweit bereits zur Hälfte abgeschlossen, was normalerweise erst Anfang Juli der Fall ist. In einigen US-Bundesstaaten war die Winterweizenernte Mitte Juni bereits vollständig bzw. nahezu vollständig eingebracht.




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