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Iran-Krise könnte wieder stärker in den Fokus rücken

26.06.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis kann am Morgen auf 91 USD je Barrel steigen, der WTI-Preis fällt dagegen auf 79 USD je Barrel. Die Preisdifferenz zwischen den beiden Ölsorten hat sich somit binnen eines Tages um einen USD ausgeweitet. Die unterschiedliche Preisentwicklung erklärt sich damit, dass Brent weiter durch Angebotsrisiken unterstützt wird, WTI dagegen weniger. Während der Streik der norwegischen Ölarbeiter anhält und zu Produktionsausfällen führt, läuft die US-Öl- und Gasproduktion im Golf von Mexiko wieder an. Auch der Louisiana Offshore Oil Port hat seinen Betrieb wieder aufgenommen. Die Auswirkungen von Tropensturm Debby auf das Ölangebot in den USA dürften daher überschaubar sein. Mit dem Beginn des EU-Ölembargos gegen den Iran rückt zudem die ungelöste Iran-Krise wieder stärker in den Fokus.

Die EU hat gestern bekräftigt, dass das Embargo am 1. Juli wie geplant in Kraft tritt. Das Embargo hat auch Auswirkungen auf andere Ölabnehmer. Da es den in der EU ansässigen Versicherungsgesellschaften künftig verboten ist, Öllieferungen aus dem Iran gegen Verlust abzusichern, wird beispielsweise Südkorea ab dem 1. Juli kein Rohöl aus dem Iran mehr importieren. Indien wird sich stattdessen die vereinbarten Öllieferungen vom Iran versichern lassen. Indien muss keine Sanktionen befürchten, da die USA eine Ausnahmegenehmigung erteilt hatten. Bis zum 28. Juni müssen die USA darüber entscheiden, ob auch China von den Sanktionen ausgenommen wird. Zwar dürften sich die Ölpreise dem allgemeinen negativen Markttrend nicht entziehen. Die genannten Faktoren sollten aber dazu beitragen, dass die Ölpreise die Verluste nicht mehr anführen.


Edelmetalle

Gold zeigte sich gestern wieder einmal als sicherer Hafen. Nach anfänglichen Verlusten legte das gelbe Edelmetall merklich zu. Heute Morgen handelt es bei rund 1.585 USD je Feinunze. Grund für den jüngsten Preisanstieg ist die Staatsschuldenkrise in der Eurozone, die weiter hochkocht. Wie angekündigt hat Spanien offiziell finanzielle Hilfen für seine Banken beantragt. Die Bankenkrise im Land ist damit allerdings nicht gelöst, sondern wurde durch die Herabstufung des Kreditratings von 28 Banken von der Ratingagentur Moody’s sogar noch verschärft. Die Eurogruppe hatte Spanien bereits Kredite von bis zu 100 Mrd. EUR in Aussicht gestellt. Auch wenn es absehbar war, kam gestern neu hinzu, dass auch Zypern als fünftes Land unter den EU-Rettungsschirm flüchtet.

Die Banken des Landes leiden extrem unter der Krise in Griechenland, da sie sowohl dem griechischen Staat als auch griechischen Unternehmen Kredite gewährt haben, welche das Bruttoinlandsprodukt Zyperns deutlich übersteigen. Und in Griechenland selbst reißen die Probleme ebenfalls nicht ab. Nachdem der designierte Finanzminister das Amt aus gesundheitlichen Gründen nicht antritt, hat Griechenland noch immer keine handlungsfähige Regierung. Der am Donnerstag beginnende EU-Gipfel steht damit unter keinem guten Stern. Gold sollte allerdings im aktuellen Umfeld als sicherer Hafen weiter gefragt bleiben.


Industriemetalle

Die Metallpreise konnten gestern zum Teil ihre anfänglichen Verluste nach besser als erwartet ausgefallenen Konjunkturdaten in den USA wieder wettmachen. Der Index der Londoner Metallbörse, LMEX, notiert allerdings nur marginal über seinem am Freitag verzeichneten 8-Monatstief. Und heute Morgen sind die Vorzeichen bereits wieder mehrheitlich negativ. Aluminium handelt zum ersten Mal seit Juni 2010 unter 1.850 USD je Tonne. Zink und Blei fallen auf 8-Monatstiefs. Vor dem Hintergrund der hochkochenden Staatsschuldenkrise in der Eurozone und der damit verbundenen Unsicherheiten sowie hohen Risikoaversion dürften die zyklischen Rohstoffe und damit auch die Metalle weiter unter Druck stehen.

Im Falle der Seltenen Erden zieht sich China weiter den Unmut großer Abnehmerländer zu. Japanischen Medienberichten zufolge werden Japan, die USA und die EU in dieser Woche eine neue Klage gegen China vor der Welthandelsorganisation (WTO) einreichen. Darin wird China beschuldigt, nur begrenzten Zugang zu Seltenen Erden zu gewähren. Die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua berichtet unterdessen, dass China in 8-10 Jahren ein strategisches Reservensystem für "wichtige“ Mineralien schaffen will. Dazu dürften auch die Seltenen Erden gehören. Damit besteht die Gefahr, dass das Angebot an Seltenen Erden aus China langfristig knapp bleibt.


Agrarrohstoffe

Die Auswirkungen der trockenen und heißen Witterung in wichtigen US-Anbaugebieten werden immer dramatischer wahrgenommen. Nur noch 56% der Maispflanzen und 53% der Sojapflanzen werden vom USDA mit "gut“ oder "sehr gut“ bewertet. Damit sind die Bewertungen so schlecht wie in keinem anderen Jahr seit 1988 zur gleichen Jahreszeit. Da insbesondere die Maisaussaat in diesem Jahr früh erfolgte, befinden sich die Pflanzen häufig in einem Entwicklungsstadium, in dem die Schäden quasi nicht mehr aufgeholt werden können, selbst wenn eine gemäßigtere und feuchtere Witterung einträte. Auch für die nächsten 10 Tage ist im Mittleren Westen allerdings kein Regen vorhergesagt, was eine weitere Verschlechterung des Pflanzenzustands erwarten lässt. Gestern legten die Notierungen bei Mais um 6,8% auf ein 5-Wochenhoch von 631 US-Cents je Scheffel zu.

Die Preise für Sojabohnen stiegen um 2,8% auf mehr als 1480 US-Cents je Scheffel. Damit haben sie fast wieder das Niveau von Ende April erreicht. Weizen wurde gestern ebenfalls erheblich teurer gehandelt. Nach einem Anstieg um fast 8% betrug der Schlusskurs in Chicago 724 US-Cents je Scheffel, was dem höchsten Niveau seit knapp 10 Monaten entspricht. Neben den Vorgaben vom Maismarkt kommen hier auch die Sorgen über das durch Trockenheit verringerte Angebot aus Russland und der Ukraine sowie die robuste internationale Nachfrage nach US-Weizen in den letzten Wochen zum Tragen. Zudem dürfte es zu Schließungen von Short-Positionen gekommen sein.

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