USA weiterhin im konsumtiven Schuldenrausch, aber ohne Konsequenzen …
03.07.2012 | Folker Hellmeyer
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Laut der US-Treasury stellt sich die verfassungskonforme Neuverschuldung (Public Debt) per Ultimo Juni nach 9 Monaten des laufenden Fiskaljahres auf 1.066 Mrd. USD. Die USA steuern auf das Jahr hochgerechnet auf eine Neuverschuldung in Höhe von 9,2% des BIP zu. Die Gesamtverschuldung stellt sich per 29. Juni 2012 auf 15.856,4 Mrd. USD oder auf 102,5% des BIP.
Diese Neuverschuldung entspricht circa der 3 fachen Staatsverschuldung Griechenlands. Nun mag es nicht opportun sein, Griechenland mit den USA bezüglich der Größe der Volkswirtschaft zu vergleichen. Gleichwohl soll dieser Vergleich verdeutlichen, dass die USA sich den eigenen Realitäten nicht stellen. Im Gegensatz zu Griechenland gibt es in den USA keine Reformen, die diesen Begriff verdienen.
Mangels Reformen in den USA kommt es dort zu einer primär konsumtiven Tendenz in der Neuverschuldung. Dank der Reformen in Griechenland ergibt sich dort durchaus eine investive Tendenz. Das wird unter anderem deutlich bei dem Blick auf den Primärhaushalt. Die Daten stammen vom IWF. Wir haben uns erlaubt, die Daten der gesamten als kritisch begutachteten Länder beizufügen und den Gewinnerländern am Devisenmarkt (USA, Japan, UK) gegenüberzustellen, um zu verdeutlichen, wie "antiautoritär" Märkte derzeit "Realitäten" diskontieren.
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Intern diskutieren wir als Konsequenz den Begriff "Markteffizienztheorie". Sie können hoffentlich einen morgendlichen Spaß verstehen, oder?
Finnland bemüht sich die positiven Tendenzen für die Eurozone zu konterkarieren. In der Folge der Verlautbarung aus Helsinki verlor der Euro circa 1 Cent. "Chapeau" - hier entwickelt sich ein Stück Kontinuität aus Helsinki heraus. Nennen wir es schmerzliches "Friendly Fire".
Wir bemühen uns um den ganzen Zusammenhang und bedienen uns des Reuters Artikels mit Anmerkungen in "Blau". Der Eindruck, dass die Reaktion Finnlands einen primär innenpolitischen Hintergrund hat, dominiert.
(Reuters) Die auf dem EU-Gipfel mühsam ausgehandelte Rettungsstrategie für die klammen Euro-Staaten Italien und Spanien steht bereits wieder in Frage. Das ist von Reuters verbal scharf geschossen und überzeichnet. Die finnische Regierung machte am Montag nur drei Tage nach dem Brüsseler Beschluss deutlich, dass sie ein Veto gegen Staatsanleihekäufe durch den Europäischen Rettungsfonds ESM einlegen will. "Finnland hält das für einen ineffizienten Weg, um die Märkte zu stabilisieren", betonte ein Regierungsvertreter in Helsinki. Wir erlauben uns, festzustellen, dass Finnland offensichtlich europäische Staatsanleihemärkte für die Spekulation berechenbar gestalten will. Damit wird eine Ineffizienz der Verteidigung gegen unangemessene Spekulation durch Helsinki befördert. Wir empfehlen den Damen und Herren in Finnland einen Blick auf die Primärhaushalte und die Frage, welche westliche Wirtschaftsregion sachlich Zukunft schafft und damit verteidigt werden sollte.
Auch die Niederlande äußerten sich kritisch, wollen allerdings von Fall zu Fall entscheiden. Das klingt doch gleich eleganter, es ist aber ebenso klug wie die Einlassungen aus Helsinki. Der EU-Gipfel hatte mit Blick auf Anleihekäufe der Euro-Rettungsfonds beschlossen, bestehende Instrumente "flexibler und effizienter" zu nutzen und mit einer europäischen Aufsicht den Weg in Richtung Bankenunion zu gehen. Exakt …
Für den Kauf von Bonds überschuldeter Länder ist im ESM-Führungsgremium Einstimmigkeit nötig. Ein finnisches Nein würde somit das Vorhaben torpedieren, wenngleich es einen Ausweg gibt: Sollten Europäische Zentralbank und EU-Kommission die Lage als Notfall beurteilen, kann der Fonds auch lediglich mit der Zustimmung von 85 Prozent handeln. Also ist die Berechenbarkeit für die Spekulation doch nicht wie zuvor.
Werfen wir einen Blick auf die gestern veröffentlichten Wirtschaftsdaten:
Der Markit Einkaufsmanagerindex für den produzierenden Sektor stellte sich per Juni auf 45,1 Punkte nach zuvor 44,8 Zählern bei dem vorläufigen Wert. Diese Zunahme ist marginal und ist unerheblich. Meine kritische Haltung zu der Datenqualität von "Markit" halte ich absolut aufrecht. Das gilt um so mehr, als dass der Index für das Vereinigte Königreich sportlich von 45,9 auf 48,6 Punkte zulegt, obwohl es eine ausgemachte Kontraktion im produzierenden Gewerbe des UK seit Ende letzten Jahres gibt.
Die Arbeitslosenrate der Eurozone legte per Berichtsmonat Mai von zuvor 11,0% auf 11,1% zu. Die Situation ist prekär. Die Notwendigkeit einer anderen Gangart in der Eurokrisenpolitik wird auch an dieser Entwicklung deutlich.
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Der US “ISM-Manufacturing Index“ per Juni enttäuschte auf voller Linie. Der Index brach unerwartet von zuvor 53,5 auf 49,7 Zähler ein und markierte das tiefste Ergebnis seit .Juli 2009. Die Prognose lag bei 52,0 Zählern. Insbesondere der Auftragsindex kollabierte von zuvor 60,1 auf 47,8 Punkte.
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Die US-Bauausgaben setzten dagegen positive Akzente. Per Mai stellte sich eine Zunahme um 0,9% (Prognose 0,2%) nach zuvor 0,6% (revidiert von 0,3%) ein. Der Blick auf den Chart belegt, dass sich die Erholung fortsetzt, aber das Niveau immer noch weit unterdurchschnittlich ist.
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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Erst einnachhaltiges Überwinden der Widerstandszone bei 1.2820 – 50 neutralisiert den negativen Bias des Euros.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
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