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Stimmungswechsel an den Rohstoffmärkten

03.07.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Erholung der Ölpreise setzt sich fort. Der Brentölpreis steigt am Morgen über die Marke von 98 USD je Barrel auf den höchsten Stand seit Mitte Juni. Unterstützt wird der Preisanstieg durch die bis vor kurzem wenig beachteten Angebotsrisiken. So hat der Ausschuss für Nationale Sicherheit und Außenpolitik des iranischen Parlaments einen Gesetzesvorschlag eingebracht. Demnach soll die Durchfahrt von Tankschiffen durch die Straße von Hormus unterbunden werden, welche in Länder gehen, die die Sanktionen gegen den Iran unterstützen. In Norwegen hat der seit über einer Woche andauernde Streik in der dortigen Ölindustrie gut unterrichteten Quellen zufolge erstmals Verzögerungen bei den Öllieferungen des weltweit achtgrößten Ölexporteurs zur Folge.

Bemerkenswert ist, dass selbst schwächere Konjunkturdaten wie der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe in den USA die Preiserholung nicht stoppen können. Dies wäre vor einer Woche noch anders gewesen und deutet auf eine Stimmungswende an den Rohstoffmärkten hin. Angesichts des geringen Optimismus der spekulativen Finanzanleger könnte die Preiserholung durchaus noch etwas anhalten. Die Netto-Long-Positionen bei Brent sind in der Woche zum 26. Juni um knapp 8 Tsd. auf 37,8 Tsd. Kontrakte gefallen, was dem niedrigsten Stand seit Oktober 2011 entspricht. Für zusätzliche Unterstützung könnten die US-Lagerdaten sorgen. Aufgrund von Tropensturm Debby könnte es in der vergangenen Woche zu einem deutlichen Rückgang der Ölvorräte gekommen sein. Das API veröffentlicht die Daten heute nach Handelsschluss, das US-Energieministerium aufgrund des morgigen Feiertages am Donnerstag.


Edelmetalle

Gold unternimmt heute Morgen einen neuen Anlauf, die Marke von 1.600 USD je Feinunze nachhaltig zurückzuerobern. Neben der seit Ende letzter Woche allgemein guten Stimmung an den Finanzmärkten und dem schwächeren US-Dollar profitiert Gold von Erwartungen der Marktteilnehmer, dass die Notenbanken rund um den Globus die Geldpolitik weiter lockern, um das Wirtschaftswachstum zu stimulieren. So dürfte z.B. die EZB übermorgen die Zinsen senken und in China wird von einer weiteren Reduktion der Mindestreserveanforderungen für Banken ausgegangen. Auch die Erwartungen an die Fed sind gestiegen, nachdem der ISM-Index in den USA zum ersten Mal seit fast drei Jahren wieder unter die Marke von 50 gefallen ist. Darüber hinaus haben die Münzverkäufe in den USA zuletzt wieder angezogen.

Gemäß Daten der US-Münzanstalt sind die Verkäufe im Juni im Vergleich zum Vormonat um 13% auf ein 3-Monatshoch von 60 Tsd. Unzen gestiegen. Im ersten Halbjahr beliefen sich die Goldmünzenverkäufe damit auf 343.500 Unzen, was allerdings immer noch 40% weniger als im Vorjahr waren. Es besteht also weiterhin Aufholpotenzial, wodurch die Goldnachfrage und somit der Goldpreis gestützt werden könnte. Bei Silber sieht das Bild ähnlich aus: Mit 17,4 Mio. Unzen lagen die Münzverkäufe in den USA im ersten Halbjahr 22% unter dem Niveau des Vorjahres. Auch hier hat die Dynamik der Nachfrage zuletzt wieder angezogen und dürfte wie bei Gold preisunterstützend wirken.


Industriemetalle

Nach einer kurzen Verschnaufpause gestern setzt sich der Aufwärtstrend bei den Industriemetallen heute Morgen fort. Kupfer steigt vorübergehend auf ein 6-Wochenhoch von über 7.800 USD je Tonne. Das rote Metall hat sich damit nur kurzzeitig vom schwachen ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe in den USA beeindrucken lassen. Dieser ist im Juni unerwartet zum ersten Mal seit fast drei Jahren wieder unter die Marke von 50 gefallen, was auf eine Kontraktion hindeutet. Dies hat jedoch zugleich zu Spekulationen geführt, dass die US-Notenbank Fed die Geldpolitik lockern könnte, wovon sowohl Kupfer als auch die Metalle im Allgemeinen profitieren.

In Chile, dem mit Abstand weltweit größten Kupferproduzentenland, gibt es Anzeichen, dass der Trend rückläufiger Produktionsraten zumindest vorübergehend gestoppt ist. Wie das nationale Statistikinstitut INE meldet, ist die Kupferproduktion im Mai im Vergleich zum Vorjahr um 3,6% auf 458,6 Tsd. Tonnen gestiegen. Dies ist auf die Inbetriebnahme neuer bzw. die Erweiterung bestehender Minen zurückzuführen.

In den ersten fünf Monaten des Jahres betrug die Produktion insgesamt 2,19 Mio. Tonnen und lag damit 1,9% über dem Vorjahresniveau. Der globale Kupfermarkt bleibt trotzdem relativ angespannt. Denn so hat z.B. die Zentralbank von Sambia, der aufstrebendste Kupferproduzent weltweit, für die ersten fünf Monate des Jahres einen Rückgang der Kupferproduktion um 7,6% auf rund 360 Tsd. Tonnen vermeldet. Dieser ist vor allem geringeren Metallgehalten in den Erzen geschuldet - ein Zustand, mit dem nahezu alle großen Produzentenländer zu kämpfen haben.


Agrarrohstoffe

Der International Grains Council (IGC) hat gegenüber seiner letzten Prognose von Ende Mai die Erwartungen an die internationale Weizenernte in 2012/13 um 6 Mio. Tonnen auf 665 Mio. Tonnen reduziert. Damit steigt das erwartete Defizit von 10 auf 17 Mio. Tonnen. Bisher lagen die Schätzungen des IGC und des USDA für den Weizenmarkt nahe beieinander. Es ist wahrscheinlich, dass das USDA in der kommenden Woche seine Defizitschätzung ebenfalls nach oben nimmt.

Bei Mais hat der IGC dagegen seine Erwartungen an die Ernte im Jahr 2012/13 um 4 Mio. Tonnen angehoben. Mit 917 Mio. Tonnen bleibt der IGC aber deutlich unter den Schätzungen des USDA, die derzeit noch bei knapp 950 Mio. Tonnen liegen. Hier ist aber am 11. Juli eine Abwärtsrevision zu erwarten. Zumindest für die USA dürften die 376 Mio. Tonnen zu hoch angesetzt sein, auch wenn der Flächenbericht von Ende Juni eine leicht höhere als die im März von den Farmern beabsichtigte Maisfläche anzeigte, die bisher Grundlage der Kalkulation war. Der gestrige Bericht zur Pflanzenentwicklung machte einmal mehr deutlich, dass der bislang unterstellte Flächenertrag von 166 Scheffel je Morgen deutlich zu optimistisch ist: Der Anteil der als gut oder sehr gut beurteilten Maispflanzen sank um weitere 8 Punkte auf nur noch 48% und liegt damit weit unterhalb des Fünf-Jahres-Durchschnitts.

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