Zinssenkungen in China und der Eurozone verpuffen
06.07.2012 | Eugen Weinberg
Energie
Der Brentölpreis ist wieder unter die Marke von 100 USD je Barrel gefallen. Durch die zweite Zinssenkung in China innerhalb eines Monats wurden Sorgen vor einer stärkeren Wachstumsabschwächung geschürt. Zudem geriet der Euro nach der stärker als erwarteten monetären Lockerung der EZB kräftig unter Druck, was auch die Rohstoffpreise belastete. Der Streik in der norwegischen Ölindustrie hat mit der Erklärung einer Aussperrung durch den Industrieverband eine neue Eskalationsstufe erreicht, woraufhin der Brentölpreis kurzzeitig bis auf 102 USD je Barrel steigen konnte. Betroffen hiervon ist die gesamte norwegische Ölproduktion vor der Küste, welche sich dem norwegischen Ölkonzern Statoil zufolge auf 2 Mio. Barrel pro Tag Öläquivalent beläuft. Allerdings wächst damit auch die Wahrscheinlichkeit, dass die norwegische Regierung in den Konflikt einschreitet, um den Streik zu beenden.
So überrascht es nicht, dass der Preisanstieg nicht nachhaltig gewesen ist. Tropensturm Debby hat dazu beigetragen, dass die Ölvorräte in den USA in der vergangenen Woche um 4,3 Mio. Barrel gefallen sind. Grund hierfür sind niedrigere Importe und eine gesunkene Ölproduktion im Golf von Mexiko. Dies konnte die Ölpreise aber kaum nennenswert unterstützen. Im Gegenteil, der WTI-Preis ist gestern sogar stärker gefallen als der Brentpreis. Zum einen dürfte der Lagerabbau in der kommenden Woche wieder neutralisiert werden, zum anderen befinden sich die Ölvorräte in den USA weiterhin auf einem sehr hohen Niveau.
Edelmetalle
Die EZB hat gestern wie erwartet den Leitzins um 25 Basispunkte auf 0,75% gesenkt. Zugleich, und dies kam überraschend, wurde der Einlagensatz auf 0% reduziert. EZB-Präsident Draghi begründete die Zinssenkungen damit, dass sich die bereits vorher sichtbaren Konjunkturrisiken bewahrheitet hätten, was die Inflation in Zukunft dämpfe. Darüber hinaus hat Draghi keine neuen unkonventionellen geldpolitischen Maßnahmen angekündigt, behält sich diese Option aber weiter offen. Die gestrigen Schritte zeigen, wie entschlossen die EZB ist, alle ihre Instrumente einzusetzen. Normalerweise reagieren die Edelmetallpreise und insbesondere Gold positiv auf Zinssenkungen, weil dadurch die Opportunitätskosten der Goldhaltung sinken.
Gestern wertete allerdings der Euro im Nachgang der EZB-Entscheidungen gegenüber dem US-Dollar merklich ab, was die Edelmetallpreise stark unter Druck brachte. Während Gold in US-Dollar ausgedrückt kurzzeitig unter die Marke von 1.600 USD je Feinunze fiel, stieg das gelbe Edelmetall in Euro gerechnet durch die Bewegung des Wechselkurses zum ersten Mal seit gut vier Wochen vorübergehend über das Niveau von 1.300 EUR je Feinunze. Die Bank von England hat gestern wie erwartet die Zinsen unverändert bei 0,5% belassen und das Anleihekaufprogramm um 50 Mrd. auf 375 Mrd. GBP ausgeweitet. Die ultralockere Geldpolitik der Zentralbanken spricht für einen steigenden Goldpreis.
Industriemetalle
Zum zweiten Mal innerhalb von vier Wochen hat die chinesische Zentralbank gestern die Zinsen gesenkt. Der Ausleihesatz wurde um 31 Basispunkte auf 6% und der Einlagensatz um 25 Basispunkte auf 3% reduziert. Da wir nicht von einer koordinierten Aktion der Notenbanken ausgehen - zeitgleich Zinssenkung der EZB, Ausweitung der Anleihekäufe der BoE - dürfte die chinesische Notenbank mit ihrem überraschenden Schritt auf die Lage der eigenen Wirtschaft reagiert haben. Dies hat zu Befürchtungen geführt, dass die Konjunkturdaten in China, die nächste Woche veröffentlicht werden, deutlich schwächer ausfallen könnten. Sollte dies der Fall sein, dürften die Wachstumserwartungen in China einen erheblichen Dämpfer erhalten.
Die Metallpreise reagierten daher gestern mit deutlichen Preisabschlägen. China ist mit einem Marktanteil von mehr als 40% bei allen Metallen der mit Abstand größte Nachfrager. Auch wenn die Erholungsrallye nach dem EU-Gipfel vor einer Woche mittlerweile zum Erliegen gekommen ist, gehen wir davon aus, dass der Aufwärtstrend der Metallpreise demnächst wieder aufgenommen wird. Zwar dürfte die CFTC-Statistik zur Marktpositionierung der spekulativen Finanzanleger eine massive Eindeckung von Short-Positionen zeigen. Dennoch ist die Mehrheit der Finanzanleger wahrscheinlich nach wie vor pessimistisch gestimmt, so dass von dieser Seite weiter Aufwärtspotenzial für die Preise besteht.
Agrarrohstoffe
Die Hitzewelle im Mittleren Westen der USA hält die Getreidemärkte weiter fest im Griff. Gestern wurden mit 7,68 USD je Scheffel bei Mais und 8,22 USD je Scheffel bei Weizen die höchsten Tagesschlussstände seit mehr als einem Jahr erreicht. Seit Mitte Juni haben die Preise für Mais und Weizen mehr als 30% zugelegt. Das höhere Preisniveau dürfte Spuren bei der Nachfrage hinterlassen. Aufschluss hierüber können die Getreideexportzahlen geben, welche vom US-Landwirtschaftsministerium am Nachmittag veröffentlicht werden. Dies könnte den Preisauftrieb stoppen und eine Korrektur auslösen, zumal am Wochenende eine leichte Abkühlung und vereinzelte Regenfälle vorhergesagt sind. Angesichts der Trockenheit revidieren immer mehr Marktbeobachter ihre Prognosen für die US-Maisernte nach unten.
Die Welternährungsorganisation FAO reduzierte ihre Prognose gestern um 25 Mio. Tonnen. Der Agrarwetterdienst Cropcast rechnet nur noch mit einem Flächenertrag von 150,6 Scheffel je Morgen und einer Erntemenge von 13,18 Mrd. Scheffel. Die Commodity Weather Group erwartet einen Ertrag von 152,2 Scheffel je Morgen und eine Ernte von 13,52 Mrd. Scheffel. Beide liegen damit deutlich niedriger als das US-Landwirtschaftsministerium, welches bislang einen Flächenertrag von 166 Scheffel je Morgen und eine Rekordernte von 14,79 Mrd. Scheffel (375 Mio. Tonnen) erwartet. Diese Schätzungen dürften ebenfalls deutlich nach unten revidiert werden, wenn das USDA seine neuen Schätzungen am kommenden Mittwoch veröffentlicht.
Der Brentölpreis ist wieder unter die Marke von 100 USD je Barrel gefallen. Durch die zweite Zinssenkung in China innerhalb eines Monats wurden Sorgen vor einer stärkeren Wachstumsabschwächung geschürt. Zudem geriet der Euro nach der stärker als erwarteten monetären Lockerung der EZB kräftig unter Druck, was auch die Rohstoffpreise belastete. Der Streik in der norwegischen Ölindustrie hat mit der Erklärung einer Aussperrung durch den Industrieverband eine neue Eskalationsstufe erreicht, woraufhin der Brentölpreis kurzzeitig bis auf 102 USD je Barrel steigen konnte. Betroffen hiervon ist die gesamte norwegische Ölproduktion vor der Küste, welche sich dem norwegischen Ölkonzern Statoil zufolge auf 2 Mio. Barrel pro Tag Öläquivalent beläuft. Allerdings wächst damit auch die Wahrscheinlichkeit, dass die norwegische Regierung in den Konflikt einschreitet, um den Streik zu beenden.
So überrascht es nicht, dass der Preisanstieg nicht nachhaltig gewesen ist. Tropensturm Debby hat dazu beigetragen, dass die Ölvorräte in den USA in der vergangenen Woche um 4,3 Mio. Barrel gefallen sind. Grund hierfür sind niedrigere Importe und eine gesunkene Ölproduktion im Golf von Mexiko. Dies konnte die Ölpreise aber kaum nennenswert unterstützen. Im Gegenteil, der WTI-Preis ist gestern sogar stärker gefallen als der Brentpreis. Zum einen dürfte der Lagerabbau in der kommenden Woche wieder neutralisiert werden, zum anderen befinden sich die Ölvorräte in den USA weiterhin auf einem sehr hohen Niveau.
Edelmetalle
Die EZB hat gestern wie erwartet den Leitzins um 25 Basispunkte auf 0,75% gesenkt. Zugleich, und dies kam überraschend, wurde der Einlagensatz auf 0% reduziert. EZB-Präsident Draghi begründete die Zinssenkungen damit, dass sich die bereits vorher sichtbaren Konjunkturrisiken bewahrheitet hätten, was die Inflation in Zukunft dämpfe. Darüber hinaus hat Draghi keine neuen unkonventionellen geldpolitischen Maßnahmen angekündigt, behält sich diese Option aber weiter offen. Die gestrigen Schritte zeigen, wie entschlossen die EZB ist, alle ihre Instrumente einzusetzen. Normalerweise reagieren die Edelmetallpreise und insbesondere Gold positiv auf Zinssenkungen, weil dadurch die Opportunitätskosten der Goldhaltung sinken.
Gestern wertete allerdings der Euro im Nachgang der EZB-Entscheidungen gegenüber dem US-Dollar merklich ab, was die Edelmetallpreise stark unter Druck brachte. Während Gold in US-Dollar ausgedrückt kurzzeitig unter die Marke von 1.600 USD je Feinunze fiel, stieg das gelbe Edelmetall in Euro gerechnet durch die Bewegung des Wechselkurses zum ersten Mal seit gut vier Wochen vorübergehend über das Niveau von 1.300 EUR je Feinunze. Die Bank von England hat gestern wie erwartet die Zinsen unverändert bei 0,5% belassen und das Anleihekaufprogramm um 50 Mrd. auf 375 Mrd. GBP ausgeweitet. Die ultralockere Geldpolitik der Zentralbanken spricht für einen steigenden Goldpreis.
Industriemetalle
Zum zweiten Mal innerhalb von vier Wochen hat die chinesische Zentralbank gestern die Zinsen gesenkt. Der Ausleihesatz wurde um 31 Basispunkte auf 6% und der Einlagensatz um 25 Basispunkte auf 3% reduziert. Da wir nicht von einer koordinierten Aktion der Notenbanken ausgehen - zeitgleich Zinssenkung der EZB, Ausweitung der Anleihekäufe der BoE - dürfte die chinesische Notenbank mit ihrem überraschenden Schritt auf die Lage der eigenen Wirtschaft reagiert haben. Dies hat zu Befürchtungen geführt, dass die Konjunkturdaten in China, die nächste Woche veröffentlicht werden, deutlich schwächer ausfallen könnten. Sollte dies der Fall sein, dürften die Wachstumserwartungen in China einen erheblichen Dämpfer erhalten.
Die Metallpreise reagierten daher gestern mit deutlichen Preisabschlägen. China ist mit einem Marktanteil von mehr als 40% bei allen Metallen der mit Abstand größte Nachfrager. Auch wenn die Erholungsrallye nach dem EU-Gipfel vor einer Woche mittlerweile zum Erliegen gekommen ist, gehen wir davon aus, dass der Aufwärtstrend der Metallpreise demnächst wieder aufgenommen wird. Zwar dürfte die CFTC-Statistik zur Marktpositionierung der spekulativen Finanzanleger eine massive Eindeckung von Short-Positionen zeigen. Dennoch ist die Mehrheit der Finanzanleger wahrscheinlich nach wie vor pessimistisch gestimmt, so dass von dieser Seite weiter Aufwärtspotenzial für die Preise besteht.
Agrarrohstoffe
Die Hitzewelle im Mittleren Westen der USA hält die Getreidemärkte weiter fest im Griff. Gestern wurden mit 7,68 USD je Scheffel bei Mais und 8,22 USD je Scheffel bei Weizen die höchsten Tagesschlussstände seit mehr als einem Jahr erreicht. Seit Mitte Juni haben die Preise für Mais und Weizen mehr als 30% zugelegt. Das höhere Preisniveau dürfte Spuren bei der Nachfrage hinterlassen. Aufschluss hierüber können die Getreideexportzahlen geben, welche vom US-Landwirtschaftsministerium am Nachmittag veröffentlicht werden. Dies könnte den Preisauftrieb stoppen und eine Korrektur auslösen, zumal am Wochenende eine leichte Abkühlung und vereinzelte Regenfälle vorhergesagt sind. Angesichts der Trockenheit revidieren immer mehr Marktbeobachter ihre Prognosen für die US-Maisernte nach unten.
Die Welternährungsorganisation FAO reduzierte ihre Prognose gestern um 25 Mio. Tonnen. Der Agrarwetterdienst Cropcast rechnet nur noch mit einem Flächenertrag von 150,6 Scheffel je Morgen und einer Erntemenge von 13,18 Mrd. Scheffel. Die Commodity Weather Group erwartet einen Ertrag von 152,2 Scheffel je Morgen und eine Ernte von 13,52 Mrd. Scheffel. Beide liegen damit deutlich niedriger als das US-Landwirtschaftsministerium, welches bislang einen Flächenertrag von 166 Scheffel je Morgen und eine Rekordernte von 14,79 Mrd. Scheffel (375 Mio. Tonnen) erwartet. Diese Schätzungen dürften ebenfalls deutlich nach unten revidiert werden, wenn das USDA seine neuen Schätzungen am kommenden Mittwoch veröffentlicht.