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Trichet liefert das erwartete Skript - Liquidität steht über Jahresende zur ...

03.09.2010  |  Folker Hellmeyer
Trichet liefert das erwartete Skript - Liquidität steht über Jahresende zur Verfügung ...

Der Euro eröffnet heute bei 1.2825 (07.20 Uhr), nachdem im gestrigen europäischen Handel die Höchstkurse bei 1.2848 als auch zuvor die Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.2778 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 84.25. In der Folge notiert EUR-JPY bei 108.05 während EUR-CHF bei 1.2985 oszilliert.

Die EZB hält am Leitzins bei 1,00% erwartungsgemäß fest. Die Zinsen seien angemessen sagt das EZB-Direktorium. Die Ausgestaltung des 3-Monatstendergeschäfts sei nicht in Richtung eines Signals der Geldpolitik zu verstehen. Die hohe Liquidität wird beibehalten über das Jahresende 2010 hinaus.

Die Leser dieses Formats wissen, daß wir schon im Jahresausblick 2009, der Ende 2008 erstellt wurde, das Anspringen der Weltkonjunktur ab Mitte 2009 prognostizierten und seitdem an diesem Szenario festhalten.

Wir haben es mit der geographischen Verteilung der Wachstumskräfte begründet und mehr noch wir haben es aufgebrochen über den Lagerzyklus, den Investitionsgüterzyklus und auch zuletzt den Konsumzyklus.

In dieser gesamten Phase seit Ende 2008 sieht das EZB-Direktorium Abwärtsrisiken. Auch gestern wurde dieses Thema wieder aufgegriffen. Trichet redete von einer unsicheren Lage und legte damit auf die positiven Überraschungen einen negativen "Spin". Die Risiken gab es und die gibt es fraglos. Das EZB-Direktorium thematisierte aber nicht einmal in abgemessener Form die "Aufwärtsrisiken", die sich im Gegensatz zu den Abwärtsrisiken als nachhaltig und stichhaltig erwiesen haben. Mit anderen Worten bewegte sich die EZB in der gesamten Aufschwungphase der Weltwirtschaft als auch der Konjunktur Europas am falschen Ende des Risikospektrums in ihrer Projektion.

Konnte Herr Trichet 2007/2008 die Krise und deren Folgen nicht erkennen, als er latent davon sprach, daß die Krise begrenzt sei ("The crisis is contained!" - Yes, they did not tell us the size of the container …), so hat er als Vertreter des EZB-Direktoriums die tatsächliche "Story" des Aufschwungs gleichfalls verpaßt. Kontinuität ist manchmal ein zweischneidiges Schwert.

Nun denn, wir freuen uns, daß die Stabprojektionen der EZB angepaßt werden. Es stellt sich die Frage, ob die Projektionen die Qualität einer Nacherzählung oder Prognose aufweisen? Per 2010 wird das Wachstum nun in einer Bandbreite zwischen 1,4% - 1,8% erwartet (bisher 0,7% - 1,3%). Per 2011 wurde die Prognose von 0,2% - 2,2% auf nun 0,5% - 2,3% angehoben. Der Preisauftrieb soll sich per 2010 auf 1,5% - 1,7% (bisher 1,4% - 1,6%) stellen. Per 2011 wurde die Preisinflationsprojektion von bisher 1,0% - 2,2% auf 1,2% - 2,2% revidiert.

Die Erzeugerpreise der Eurozone stellten sich per Juli 2010 im Jahresvergleich erwartungsgemäß auf 4,0% nach zuvor 3,0%. Im Monatsvergleich lag der Anstieg bei 0,2%.

Seit einem Jahr ergab sich hier ein Anstieg von knapp -8% auf nun +4,0%. 12% Preisanstieg in zwölf Monaten ist ein erheblicher Schluck aus der Pulle. Wir nehmen die Sichtweisen der EZB zur Kenntnis.

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Die erste Revision des BIP der Eurozone lieferte eine Bestätigung des Wachstum per 2. Quartals auf Quartalsbasis in Höhe von 1,0%. Im Jahresvergleich ergab sich sogar eine Zunahme um 1,9%. Der bisherige Wert lag bei "nur" 1,7%.

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Die US-Arbeitslosenerstanträge stellte sich per 28. August 2010 auf 472.000. Die Prognose lag bei 475.000. der Vorwochenwert wurde von 473.000 auf 478.000 angepaßt. Hier ergeben sich keine Neuigkeiten. Der Ausreißer auf die 500.000 war eben nur ein Ausflug und keine Reise.

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Die US-Produktivität sank nach neuen Berechnungen um 1,8% per 2.Quartal. wir nehmen den Wert zur Kenntnis.

Der US-Auftragseingang der Industrie legte per Juli lediglich um 0,1% zu. die Prognose war bei 0,3% angesiedelt. Gleichzeitig wurde der Vormonat jedoch markant von -1,2% auf -0,6% revidiert, so daß das aggregierte Zweimonatsergebnis sogar besser als erwartet ausfiel.

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Die anhängigen Hausverkäufe per Juli sind deutlich angezogen. Der Index legte überraschend von zuvor 75,5 auf 79,4 Punkte zu. Die Konsensusprognose lag bei 78,1 Zählern. Gleichwohl ist der markante Einbruch per Mai damit weiterhin nicht konterkariert.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützung bei 1.2580 - 1.2610 negiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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