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China importiert weniger Rohöl und Kupfer

10.07.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise starten mit deutlichen Abschlägen in den neuen Handelstag. In Norwegen hat die Regierung kurz vor Beginn der Aussperrung den seit gut zwei Wochen andauernden Streik in der Öl- und Gasindustrie für beendet erklärt. Eine Aussperrung hätte die komplette Ölproduktion des achtgrößten Ölexportlandes von bis zu 2 Mio. Barrel pro Tag lahmgelegt. Damit entfällt von nun an ein wesentlicher Faktor, welcher die Ölpreise in den vergangenen Tagen unterstützt hat. Zusätzliche Belastung für die Preise kommt von enttäuschenden chinesischen Importzahlen. China hat im Juni deutlich weniger Rohöl importiert, da die Raffinerien ihren Auslastungsgrad im vergangenen Monat merklich reduziert haben.

Die Rohöleinfuhren sanken laut chinesischer Zollbehörde um 12% gegenüber dem Vormonat auf 5,29 Mio. Barrel pro Tag, das niedrigste Importniveau in diesem Jahr. Im Mai wurde ein Rekordniveau von 6 Mio. Barrel pro Tag erreicht. Angesichts der gesunkenen Preise war mit einer ähnlich hohen Importmenge gerechnet worden. Die geringere Ölnachfrage aus dem Reich der Mitte könnte zu einem weiteren Anstieg des ohnehin schon beträchtlichen Überangebots auf dem Ölmarkt führen und einer weiteren Erholung der Ölpreise somit entgegenstehen. Der Anstieg der Ölpreise um mehr als 10% Ende Juni/Anfang Juli ging mit einem Anstieg der spekulativen Netto-Long-Positionen einher. Bei WTI kam es in der Woche zum 3. Juli zu einem Anstieg um 14,1 Tsd. Kontrakten, bei Brent zu einem Anstieg um 15,4 Tsd. Kontrakten. Bei WTI war es der erste Aufbau seit fünf Wochen, bei Brent seit neun Wochen. Dieser Trend dürfte sich seither nicht fortgesetzt haben.


Edelmetalle

Die Bullen sind los! Von einer Stierhatz wie in Pamplona kann man bei Gold zwar nicht sprechen, jedoch hat sich die Stimmung zuletzt wieder aufgehellt. In der Woche zum 3. Juli sind die Netto-Long-Positionen der Anleger im Wochenvergleich um 24% gestiegen, bleiben allerdings mit rund 96 Tsd. Kontrakten im historischen Vergleich auf einem relativ niedrigen Niveau. Insgesamt lässt jedoch die Goldnachfrage zurzeit zu Wünschen übrig, was aber für die Sommermonate typisch ist. Der größte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, hat gestern die stärksten Abflüsse seit Mai in Höhe von 3,62 Tonnen berichtet.

Noch weniger dürfte den "Goldbullen" die Einschätzung des World Gold Council schmecken, der seine vorherige Schätzung für die chinesische Goldnachfrage für dieses Jahr von zuvor 1000 Tonnen auf "nur" 870 Tonnen nach unten revidiert hat, was immerhin einen Zuwachs von 13% bedeutet. Kein Wunder, wenn man berücksichtigt, dass die Inflationsrate in China im Juni auf ein 29-Monatstief fiel, was vor allem die Nachfrage nach Barren und Münzen bremsen dürfte, die im Vorjahr um 38% gestiegen war. So gesehen wäre dies schon eine gute Nachricht, wenn der Goldpreis sein Niveau über die Sommermonate halten könnte.

Die stabilen Goldpreise sind umso bemerkenswerter, wenn man die aktuelle Stärke des US-Dollar berücksichtigt: Während sich der Goldpreis in US-Dollar seit Jahresbeginn nicht verändert hat, ist der Goldpreis in Euro um 6% gestiegen. Wir sind davon überzeugt, dass sich Gold langfristig angesichts der anschwellenden Liquidität und den Finanzmarktrisiken einer immer größeren Akzeptanz als Kapitalschutz und Alternativwährung erfreuen wird.


Industriemetalle

China hat im Juni gemäß Daten der Zollbehörde gut 346 Tsd. Tonnen Kupfer importiert. Dies waren 17,5% weniger als im Mai und stellte zugleich den tiefsten Wert seit 10 Monaten dar. Der Rückgang der Einfuhren trotz niedrigerer Kupferpreise im Juni ist zum einen darauf zurückzuführen, dass es keine attraktiven Arbitragemöglichkeiten zwischen den Börsen in London und Shanghai gab. Zum anderen zeigte sich im vergangenen Monat allerdings auch die Nachfrage in China relativ verhalten, was sich z.B. in steigenden Lagerbeständen an der SHFE widerspiegelte. Mit 2,5 Mio. Tonnen lagen die Kupfereinfuhren im ersten Halbjahr aber immer noch 47% über dem Vorjahresniveau.

Bei Aluminium zeigt sich ein ähnliches Bild: Zwar waren die Importe im Juni den vierten Monat in Folge rückläufig, im ersten Halbjahr lagen sie jedoch mit 612 Tsd. Tonnen trotz rekordhoher inländischer Produktion 33% über Vorjahr. Die Marktteilnehmer konzentrieren sich heute Morgen aber eher auf die Entwicklung der letzten Monate, was sich in fallenden Metallpreisen widerspiegelt. China steht bei allen Metallen für mehr als 40% der weltweiten Nachfrage.

Die spekulativen Finanzanleger haben in der Woche zum 3. Juli ihre Netto-Short-Positionen bei Kupfer fast komplett aufgelöst, was in erster Linie auf eine Eindeckung von Short-Positionen zurückzuführen war. Damit haben die Spekulanten maßgeblich zum gut 6%-igen Preisanstieg in der Beobachtungsperiode beigetragen. Da der Kupferpreis anschließend jedoch wieder gefallen ist, dürften die Short-Eindeckungen nur kurzfristiger Natur gewesen sein.

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Agrarrohstoffe

Die Hitze und Dürre im Mittleren Westen der USA hinterlassen immer tiefere Spuren. Inzwischen werden vom USDA nur noch 40% der US-Maispflanzen in ihrem Zustand als gut oder sehr gut beschrieben. Damit ist die Qualität auf den niedrigsten Wert für den gegenwärtigen Zeitpunkt seit dem Dürrejahr 1988 gefallen. Das gleiche gilt für Sojabohnen, bei denen die gut oder sehr gut bewerteten Pflanzen ebenfalls nur noch 40% ausmachen. Heftige Einschnitte in die Ertrags- und Ernteprognose durch das USDA morgen sind unausweichlich.

Nach einem Anstieg um 3% schloss der Kakaopreis in New York gestern wieder über der Marke von 2.300 USD je Tonne. Die hohe Feuchtigkeit in wichtigen Anbaugebieten schürt die Angst vor Pilzkrankheiten. Der drittgrößte Anbieter Nigeria fürchtet Einbußen bis 30%. In der Elfenbeinküste ist die Blüte zwar befriedigend verlaufen, doch wird nun mehr Sonnenschein gebraucht, um die Bohnen ohne Pilzbefall reifen zu lassen und zu einer guten Haupternte ab Oktober zu kommen. Die derzeit laufende Zwischenernte ist wegen der hohen Feuchtigkeit insbesondere von der Pilzkrankheit Black Pod negativ betroffen. Nachfrageseitig wird erwartet, dass die Krisen in wichtigen Abnehmerländern ihre Bremsspuren hinterlassen. Aufschluss hierüber können die Verarbeitungszahlen für das zweite Quartal geben, welche am Donnerstag für Europa und in der kommenden Woche für Nordamerika veröffentlicht werden.




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