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China-Daten nicht so schlimm wie befürchtet

13.07.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise können am Morgen leicht zulegen. Der Brentpreis steigt auf 101,5 USD je Barrel. Die Konjunkturdaten in China fielen nicht so schlecht aus wie von manchen befürchtet und verringerten somit die Ängste vor einem "Hard Landing" des zweitgrößten Ölverbrauchslandes. Für einen fortgesetzten Preisanstieg besteht aus fundamentaler Sicht derzeit kein Anlass. Die Wachstumsabschwächung in China macht sich in einer geringeren Ölnachfrage bemerkbar. Die implizite Ölnachfrage Chinas sank im Juni auf 8,96 Mio. Barrel pro Tag, was dem niedrigsten Niveau seit Oktober 2010 entspricht. Dies ist insbesondere auf eine geringere Rohölverarbeitung der Raffinerien zurückzuführen, welche sich im Juni um 270 Tsd. auf 8,76 Mio. Barrel pro Tag verringerte und damit so niedrig war wie zuletzt im vergangenen Oktober.

Anfang der Woche hatte die Nationale Entwicklungs- und Reformkommission die Tankstellenpreise für Diesel und Benzin um 400 bzw. 420 CNY je Tonne gesenkt, was für einen weiteren Rückgang der Rohölverarbeitung im Juli spricht. Entsprechend ist in den Sommermonaten mit niedrigeren Rohölimporten zu rechnen. China steht laut Internationaler Energieagentur (IEA) für knapp die Hälfte des Anstiegs der weltweiten Ölnachfrage in diesem Jahr. Laut ihrem gestern veröffentlichten Monatsbericht geht die IEA für dieses Jahr von einem Wachstum der globalen Ölnachfrage von 800 Tsd. Barrel pro Tag aus. Für das kommende Jahr rechnet die IEA mit einem Nachfragewachstum von 1 Mio. Barrel pro Tag. Diese Zahlen könnten in den kommenden Monaten weiter nach unten revidiert werden.


Edelmetalle

"The Rolling Stones" sind 50! Die Band wurde über die letzten Jahrzehnte zum Inbegriff der Beständigkeit. Bereits seit 5000 Jahren dient Gold der Menschheit als Synonym der Stabilität, des Reichtums und der Schönheit. Und wenn man sich das nächste Mal über die hohen Goldpreise aufregt, sollte man sich vor Augen führen, dass sich zwar die Goldpreise seit Mitte der 70er Jahre verzehnfacht, die Preise für Konzertkarten der "Rolling Stones" aber mehr als verzwanzigfacht haben. Wir sehen langfristige Gefahren einer schleichenden Inflationierung im Hinblick auf die ultra-lockere Geldpolitik der Zentralbanken weltweit und halten Gold als Inflations- und Kapitalschutz weiter für attraktiv. Die negativen Realzinsen auf der einen Seite und die hohen Risiken auf der anderen Seite dürften den Goldpreis mittel- bis langfristig unterstützen.

Auch in China dürften sich die Bankeinlagen nominell bald nicht mehr rentieren, nachdem die Zentralbank den Einlagenzins zuletzt auf 3% gesenkt hat. Der Preisauftrieb in China dürfte dagegen im Hinblick auf die zuletzt stark steigenden Sojabohnen- und Getreidepreise zunehmen. Aktuell sorgen der starke US-Dollar und das schwache Wirtschaftswachstum, das Deflationsängste schürt, für Abgabedruck. Dieser könnte sich sogar verstärken, wenn der Goldpreis unter die wichtige Unterstützung von 1.530 USD je Unze fällt. Innerhalb von nur vier Tagen hat der größte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, Ablüsse von rund 10 Tonnen Gold im Wert von 500 Mio. USD verzeichnet.


Industriemetalle

Das chinesische BIP fiel im zweiten Quartal weitgehend im Rahmen der Erwartungen von 8,1% auf 7,6% gegenüber Vorjahr. Die Industrieproduktion verlangsamte sich im Juni auf 9,5%, die Investitionen in Sachanlagen legten leicht auf 20,4% zu. Die Daten spiegeln die anhaltende moderate Wachstumsverlangsamung in China wider. Da die Neukreditvergabe im Juni mit knapp 920 Mrd. CNY (entspricht rund 144 Mrd. USD) höher als erwartet ausfiel, dürfte es in den kommenden Monaten nicht zu einem Einbruch der Konjunktur in China kommen.

Im Einklang mit der zuletzt niedrigeren Inflation besteht zudem für die chinesische Regierung und Notenbank Raum, der heimischen Wirtschaft mit monetären Lockerungsmaßnahmen und Konjunkturprogrammen unter die Arme zu greifen. Dies lindert zugleich Sorgen, dass die Metallnachfrage Chinas, dem mit Abstand weltweit größten Metallkonsumenten, einbrechen könnte. Die Daten werden daher positiv vom Markt aufgenommen und die Metalle können heute Morgen einen Teil ihrer gestrigen Verluste aufholen. Nickel notiert wieder fast bei 16.000 USD je Tonne, nachdem gestern mit 15.770 USD je Tonne der tiefste Stand seit drei Jahren erreicht wurde. Kupfer handelt auf einem Wochenhoch von 7.600 USD je Tonne. Die CFTC-Statistik zur Marktpositionierung der spekulativen Finanzanleger, die heute Abend veröffentlicht wird, dürfte zeigen, dass die Eindeckung von Short-Positionen in der Vorwoche nur vorübergehender Natur war.


Agrarrohstoffe

Die schlimmste Dürre in den USA seit 25 Jahren gibt den Getreidepreisen weiterhin Auftrieb. Die Erwartung geringfügiger Niederschläge und leicht abkühlender Temperaturen reicht nicht aus, um die Ernteaussichten signifikant zu verbessern. Der heute auslaufende Juli-Kontrakt für Mais verzeichnete in den letzten 4 Wochen einen Anstieg von 45%. Der nächstfällige Terminkontrakt liegt mit 783,5 US-Cents je Scheffel nur noch knapp unter dem im Juni 2011 verzeichneten Rekordniveau. Der nächstfällige Terminkontrakt für Weizen erreichte gestern mit 842 US-Cents je Scheffel sogar das höchste Niveau seit 17 Monaten. Denn mit der Verteuerung von Mais steigt die Nachfrage nach Weizen als Futtermittel.

Der Kakaopreis ist gestern an der ICE in New York um 4,5% gefallen und notiert erstmals seit Ende Juni wieder unter der Marke von 2.200 USD je Tonne. Auslöser waren enttäuschende Daten zur Kakaonachfrage aus Europa, wo die Schuldenkrise offensichtlich Spuren bei der Nachfrage hinterlässt. Laut Europäischer Kakaovereinigung ist die Kakaovermahlung im zweiten Quartal um 17,8% gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. Dies war der stärkste Rückgang seit zwölf Jahren. Mit 292.551 Tonnen wurde im zweiten Quartal so wenig Kakao verarbeitet wie zuletzt während der schweren Wirtschaftskrise vor drei Jahren. Das Marktdefizit im laufenden Erntejahr 2011/12 könnte somit geringer ausfallen als bislang erwartet.

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