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Moody’s macht keine halbe Sachen - der IWF klingt wie der Forex Report ...

17.07.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.50 Uhr) bei 1.2285, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Höchstkurse im asiatischen Handel bei 1.2313 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 78.90. In der Folge notiert EUR-JPY bei 96.95, während EUR-CHF bei 1.2010 oszilliert.

Moody’s macht keine halbe Sachen. Wer Italien ohne Ansehen der Reformen in Grund und Boden herabstuft, muss dann auch bei den Banken und Institutionen liefern. Das geschah gestern.

Dazu der Reuters O-Ton: (Reuters) - Die Ratingagentur Moody's hat nach der Kreditwürdigkeit Italiens auch die zahlreicher Banken des Landes herabgestuft. Insgesamt nahm Moody's den Angaben vom späten Montagabend zufolge die Benotung von 13 italienischen Großbanken zurück, darunter als die landesgrößten Institute Intesa San Paolo und Unicredit. Sieben Geldhäuser wurden um zwei Noten zurückgestuft, sechs weitere um jeweils eine Stufe. Zudem wurde der Ausblick auf negativ gesetzt. Eine schlechtere Kreditwürdigkeit zieht im allgemeinen höhere Zinskosten bei der Aufnahme neuer Kredite nach sich.

Wir erlauben uns noch einmal, eine Auswahl von Vergleichsdaten zwischen USA und Italien anzubieten und diskutieren intern die Begriffe „Home Bias“ und „Skandal“.

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Wieviel Respektlosigkeit vor sich selbst ist aus kontinentaleuropäischer Sichtweise erforderlich, diese Umstände zu tolerieren?

In den vergangenen Jahren haben wir immer wieder darauf verwiesen, dass das Procedere seitens der europäischen Politik das Risiko einer konjunkturellen Verunfallung mit sich bringt. Die Fakten sprechen für sich. Nun steht auch die Mahnung des IWF im Raum. Der IWF klingt aktuell wie der Forex Report der vergangenen Monate bezüglich der konjunkturellen Risiken, oder?

Der IWF hat die Prognosen für die Weltwirtschaft per 2012 und 2013 revidiert. Der weltwirtschaftliche Aufschwung habe sich weiter abgeschwächt. Abwärtsrisiken hätten zugenommen. Drängendstes Risiko sei die Staatsschuldenkrise. Es seien schnelle Schritte und weitere Anti-Krisenmaßnahmen nötig. Nur bei schnellem Handeln der Politik in der Eurozone bliebe die Abschwächung der Weltwirtschaft begrenzt. Es gäbe weiteren Spielraum für geldpolitische Lockerungen der EZB. Weitere unkonventionelle Maßnahmen der EZB könnten erforderlich werden. Weitere Risiken seien ein abrupter finanzpolitischer US-Bremskurs als auch fehlende Konsolidierungsstrategien in den USA und Japan.

Prognosen 2012/2013: Weltwirtschaft 3,5%/3,9%, USA 2,0%/2,3%, Eurozone -0,3%/0,7%, China 8,0%/8,5%.

Fakt ist, dass die Verunfallung der kontinentaleuropäischen Konjunktur mehr und mehr zum Katalysator der Verfehlung der fiskalischen Defizitreduktionsziele wird. Wenn dann noch stärker reformiert wird, bricht die Konjunktur noch weiter ein. So ein Konstrukt ist vergleichbar mit einer Todesspirale. Derzeit ergibt sich eine leichte Ansteckung in Richtung der Weltwirtschaft. Die Risiken für das exportseitige Geschäftsmodell Deutschlands sind unübersehbar. Sie werden wahrscheinlich nur nicht in München gesehen ...

Wenden wir uns noch kurz dem Libor-Skandal zu. Sprechen wir zunächst abstrakt darüber.

Es ist ein Kartell, das dahintersteht. Das Kartell setzt sich aus dem Oligopol der global tätigen Bankenaristokratie zusammen. Ein Kartell ist immer auch eine Verschwörung. Es ist der größte Finanzskandal der Geschichte mit einem Einwirkungsumfeld in der Höhe von 360 Billionen USD.

Was muss noch passieren, zu erkennen, dass derartige Oligopole kein Existenzrecht haben. In der Banklehre (Deutsche Bank AG in Hamburg) von 1982 - 1984 haben wir gelernt, dass der perfekte Markt ein Polypol erforderlich macht. Die Erfahrungen der letzten 20 Jahre belegt, dass die Inhalte der Banklehre damals gut und richtig waren. Die Wandlung seit 1990 hin zu einem global aktiven Bankenoligopol mit Machtmissbrauch ist übrigens eine der Ursachen der Krisen seit 2000 …

Wer unseren Kindern Zukunft schenken will, ist gefordert, sich diesem Machtkartell zu widersetzen. Dieses Machtkartell ist übrigens nicht von kontinentaleuropäischen Interessen geprägt, sondern von den Interessen New Yorks und Londons. Damit schließt sich der Kreis zu Ratingagenturen, die zu großen Teilen im Besitz dieses Oligopols stehen.

Ex-Barclays-Manager - Libor-Daten auf Weisung manipuliert London, 16. Jul (Reuters) - In der Affäre um Zinsmanipulationen durch Großbanken hat ein Ex-Manager des britischen Geldhauses Barclays Fälschungen zugegeben. Er habe Mitarbeiter zur Nennung von unter dem tatsächlichen Wert liegenden Zinssätzen angewiesen, sagte der zuletzt für das operative Barclays-Geschäft zuständige Jerry del Missier am Montag vor einem Ausschuss des britischen Parlaments. Dabei habe er auf Anweisung des damaligen Barclays-Chefs Bob Diamond gehandelt. Diamond war Anfang Juli ebenso wie Missier wegen des Skandals zurückgetreten. Diamond hat aber erklärt, er habe keine Anweisungen zur Übermittlung falscher Zinssätze gegeben.

Der Verdacht, die britische Notenbank könnte Barclays zu falschen Angaben ermutigt haben, erhielt am Montag Auftrieb. Missier erklärte, sein Ex-Chef Diamond habe ihn gesagt, die Notenbank und die britische Regierung seien besorgt über die relativ hohen Zinskosten, die Barclays übermittele und sie wollten, dass die Bank reduzierte Zinssätze übermittle.


Werfen wir einen kurzen Blick auf die gestern veröffentlichten Wirtschaftsdaten:

  • Die Verbraucherpreise der Eurozone stellten sich per Juni laut finaler Berechnung auf +2,4% im Jahresvergleich.
  • Die Handelsbilanz der Eurozone lieferte per Mai einen Überschuss in Höhe von 6,9 Mrd. Euro (Prognose 6,0 Mrd. EUR) nach zuvor 3,7 Mrd. Euro (revidiert von 5,2 Mrd. EUR)
  • Der NY-Fed Manufacturing Index legte per Juli von zuvor 2,29 auf 7,39 Punkte zu. Die Prognose war bei 4,00 Zählern angesiedelt.
  • Die US-Einzelhandelsumsätze sanken per Juni unerwartet im Monatsvergleich um -0,5%. Analysten hatten einen Anstieg um 0,2% unterstellt.
  • Die US-Lagerbestände verzeichneten per Mai einen Anstieg um 0,3% nach zuvor 0,3%.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Erst ein nachhaltiges Überwinden der Widerstandszone bei 1.2530 - 60 neutralisiert den negativen Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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