Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Schlimmste US-Dürre seit 1956 treibt Agrarpreise

17.07.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis erreicht bei 103,7 USD je Barrel den höchsten Stand seit Ende Mai, WTI mit 88,75 USD je Barrel das höchste Niveau seit Anfang Juli. Dies ist umso bemerkenswerter, als dass der US-Dollar in der Nähe eines 2-Jahreshochs notiert, was sich normalerweise negativ auf die Rohstoffpreise auswirken sollte. Selbst negative Nachrichten wie die Abwärtsrevision der Wachstumsprognose durch den IWF können den Ölpreis derzeit nicht belasten. Der IWF erwartet für dieses Jahr nur noch ein globales Wirtschaftswachstum von 3,9% und geht für das kommende Jahr von einer weiteren Verlangsamung auf nur noch 3,5% aus. Dadurch steigen allerdings die Aussichten auf weitere konjunkturunterstützende Maßnahmen durch die Regierungen und Zentralbanken.

Die jüngsten Äußerungen des chinesischen Ministerpräsidenten Wen Jiabao dahingehend und neuerliche Spekulationen, dass der Fed-Vorsitzende Bernanke bei seiner heutigen Anhörung vor dem US-Kongress eine weitere quantitative Lockerung der US-Geldpolitik in Aussicht stellen könnte, geben den Rohölpreisen derzeit Auftrieb. Diese Spekulationen wurden gestern durch schwächere US-Einzelhandelsdaten neu entfacht. Gestern kam es im Persischen Golf zu einem Zwischenfall mit einem US-Marineschiff, welcher die angespannte Lage vor Ort unterstreicht. Abgesehen von den Angebotsrisiken und der Hoffnung auf weitere Stimulierungsmaßnahmen gibt es derzeit wenig Argumente, welche den jüngsten Preisanstieg bei Rohöl rechtfertigen.


Edelmetalle

In Anbetracht des seit Wochen festen US-Dollars kann sich der Goldpreis relativ gut behaupten und nähert sich wieder der Marke von 1.600 USD je Feinunze an. Dazu dürfte auch die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts beigetragen haben, sich für den Eilantrag gegen den ESM und Fiskalpakt bis zum 12. September Zeit zu nehmen. Damit kann der ESM bis dahin nicht in Kraft treten. Heute wird die Anhörung vom Vorsitzenden der US-Notenbank Fed, Ben Bernanke, vor dem US-Kongress im Mittelpunkt des Marktinteresses stehen. Zuletzt schwächere Konjunkturdaten in den USA nähren Hoffnungen auf eine weitere Lockerung der Geldpolitik der Fed. Sollte Bernanke dies in Aussicht stellen, dürfte der Goldpreis profitieren.

Am Automarkt der EU könnte es zu einer Bodenbildung kommen. Daten des Herstellerverbands ACEA zufolge gingen die PKW-Neuzulassungen in der EU im Juni im Vergleich zum Vorjahr zwar um 2,8% auf 1,2 Mio. Fahrzeuge zurück. Allerdings war dies der geringste Rückgang seit acht Monaten. Im ersten Halbjahr wurden in der EU 6,64 Mio. Fahrzeuge neu zugelassen, 6,8% weniger als im Vorjahr. Während insbesondere die südeuropäischen Länder deutliche Absatzrückgänge verzeichneten, zeigten sich der deutsche und britische Automarkt relativ robust. Ein Wiederanziehen der Autoverkäufe sollte sich positiv auf Platin und Palladium auswirken, die in der Herstellung von Autokatalysatoren verwendet werden. Da in der EU Dieselmotoren eine größere Rolle spielen, dürfte insbesondere Platin profitieren.


Industriemetalle

China hat im Juni trotz der anhaltend niedrigen Preise die Aluminiumproduktion den achten Monat in Folge ausgeweitet. Mit 1,69 Mio. Tonnen wurde gemäß Daten des Nationalen Statistikbüros im Juni ein neuer Rekordwert erzielt. Während der Juni-Wert zwar nur leicht über dem Niveau des Vormonats liegt, entspricht dies im Vergleich zum Vorjahr einem Anstieg um 5,8%. Im ersten Halbjahr lag die chinesische Aluminiumproduktion mit 9,51 Mio. Tonnen 9,7% über Vorjahr. Durch die gesunkenen Ölpreise und dank Stromsubventionierungen in den wesentlichen Produzentenregionen des Landes wird die Kostenbasis chinesischer Aluminiumschmelzen aktuell entlastet. Daneben erwarten die Produzenten offensichtlich ein Anziehen der Nachfrage im zweiten Halbjahr, nachdem sich der chinesische Premierminister Wen Jiabao zuletzt mehrfach für Konjunkturprogramme ausgesprochen hat.

Laut Angaben der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission sollen die Ausgaben für die Eisenbahn-Infrastruktur im zweiten Halbjahr im Vergleich zu den ersten sechs Monaten des Jahres auf rund 300 Mrd. CNY (entspricht rund 47 Mrd. USD) verdoppelt werden. Nicht zuletzt deshalb hat auch die Kupferproduktion in China im Juni im Vergleich zum Vormonat um 7% auf 518 Tsd. Tonnen angezogen. Im ersten Halbjahr lag die Kupferproduktion mit 2,92 Mio. Tonnen 10,3% über dem Vorjahr. Ausgehend von China dürften sich die Metallpreise u.E. in der zweiten Jahreshälfte merklich erholen.


Agrarrohstoffe

Die schlechten Nachrichten für die Ernteaussichten für Getreide und Ölsaaten reißen nicht ab. Derzeit werden von der US-Wetterbehörde NOAA 55% der USA als Gebiete mit moderater bis extremer Dürre eingestuft, was zuletzt 1956 der Fall war. Auch in der letzten Woche hat sich die Pflanzenqualität in den USA weiter verschlechtert. Nur noch 31% der Mais- und 34% der Sojabohnenpflanzen werden durch das USDA mit "gut" oder "sehr gut" bewertet. Schlechter war der Zustand zur gleichen Zeit zuletzt 1988 gewesen. Die Notierung für den meistgehandelten November-Kontrakt für Sojabohnen nahm im gestrigen Tagesverlauf die Marke von 16 USD je Scheffel, schloss aber etwas darunter. Dadurch sowie durch die Aussicht auf ein weltweites Defizit in 2012/13 wird derzeit auch der Preis von Raps nach oben gezogen.

Open in new window


In Paris bricht die Notierung für Raps mit gut 520 EUR je Tonne den Rekord seit Aufzeichnungsbeginn aus dem Jahr 2008. Bei Mais wird heute mit 7,96 USD je Scheffel der Rekord eines nächstfälligen Kontrakts aus dem Juni 2011 fast erreicht. Die hohen Preise lösen bereits Anpassungsreaktionen aus: Indien meldet, dass in diesem Jahr die Sojabohnenfläche wohl um 10% ausgeweitet wird. Die Hauptanbaugebiete für Sojabohnen wurden bisher nicht so stark vom mageren Monsun betroffen wie andere Landesteile. Dies könnte zu Lasten auch von Baumwolle gehen, deren Preis im bisherigen Jahresverlauf um 20% nachgegeben hat.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"