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BoJ interveniert zu Lasten des JPY - Datenpotpourri durchwachsen …

15.09.2010  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute bei 1,2975 (07.15 Uhr), nachdem im US-Handel die Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3033 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 84.95. In der Folge notiert EUR-JPY bei 110.25 während EUR-CHF bei 1,3000 oszilliert.

Die Bank of Japan hat am Mittwoch unilateral am Devisenmarkt zu Lasten des JPY interveniert. Aus dem "Ministry of Finance" verlautet, daß diese Aktion eine von mehreren Interventionsrunden sein kann. Die Intervention sei definitiv nicht eine Einmalaktion. Andere Zentralbanken sind über die Schritte der BoJ informiert worden.

Diese Aktion der BoJ war überfällig. Seit Wochen wird mit Verbalakrobatik gearbeitet, die sich im Zeitverlauf immer weiter abträgt und schlußendlich ein wirkungsloses Instrument darstellt. Mit der jetzigen Aktion wird dem Markt ein Signal gesetzt, die Spielfreude nicht zu übertreiben.

Das Spiel einiger Finanzjongleure, eine Währung eines schwachen Landes in unangemessener Art und Weise durch zum Teil massive spekulative Attacken in die Höhe zu treiben und damit noch stärkeren Schaden in diesem Land anzurichten, gilt es zu unterbinden. Schwache Länder sollten grundsätzlich auch schwache Währungen haben. Ansonsten ergibt sich über die Fehlallokation des Produktionsfaktors Kapital eine systemische Verwerfung, die die Qualitäten eines neuen Krisenherds entwickeln kann. Das ist zu vermeiden!

Die Ankündigung, daß es sich hier nicht um eine Einmalaktion handelt, ist bitter notwendig. Die Erfahrung zeigt, daß Nachhaltigkeit in der Interventionspolitik erforderlich ist, um erfolgreich zu sein.

Interventionen sind grundsätzlich dann erfolgreich, wenn sie eine Fehlbewertung des Devisenmarkts attackieren. Das ist hier nach unserer Lesweise der Fall. Nur Interventionen, die sich gegen die Realität stellen, scheitern regelmäßig. "Food for thought!"

Der deutsche ZEW Index lieferte per September sowohl eine positive als auch eine negative Überraschung.
  • Der Sentimentindikator sank unerwartet stark von zuvor 14,0 auf -4,3 Punkte. Die Prognose lag bei 10,0 Zählern. Um diesen Wert einzuordnen, gilt es, sich klarzumachen, daß das der niedrigste Wert seit März 2009 (Höhepunkt der Krise, Indexwert bei -6,5) darstellt. Diese Sichtweise der befragten Finanzanalysten darf als ambitioniert betrachtet werden.

  • Dagegen legte die Bewertung der aktuellen Lage unerwartet stark von 44,3 auf 59,9 Punkte zu. Hier stellte sich die Prognose auf 48,0 Punkte. Der aktuelle Wert ist der höchste Wert seit Dezember 2007 (seinerzeit 63,5 Punkte).

Die befragten Finanzmarktteilnehmer freuen sich also über die tolle Lage und sehen Probleme vor uns liegen und können das geistig problemlos miteinander verbinden. Wir nehmen das zur Kenntnis.

Wir teilen definitiv die Sichtweise, daß die aktuelle Lage gut ist und sich verbessert. Schließlich stellt sich weiteres Wachstum ein!

Der Einbruch des Sentimentindikators paßt nicht ansatzweise zu den Indikatoren, die von den Unternehmen der Realwirtschaft kommen. "Something has to give" sagt der Brite - "Schaun mer mal" sagt Beckenbauer. Dem schließen wir uns an und fühlen uns dabei der Realwirtschaft äußerst verbunden!

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Die Industrieproduktion der Eurozone verfehlte die Erwartungen. Per Juli stagnierte die Produktion im Monatsvergleich. Die Prognose war bei +0,2% angesiedelt. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 7,1% nach zuvor 8,3%.

Die im Vorjahr einsetzende Erholung der Produktion führt jetzt dazu, daß im Jahresvergleich die Zuwächse tendenziell eine rückläufige Tendenz aufweisen.

Die Disparität innerhalb der Eurozone, insbesondere die Reformen Griechenlands, Spaniens, Portugals und Irlands, sind wesentliche Gründe für das im Chart abgebildete Niveau.

Die Länder, die jetzt durch Reformen neu aufgestellt werden, bieten nach vorne schauend nachhaltiges Potential für eine deutlich verbesserte Performance, da die Konkurrenzfähigkeit dieser Länder positiv beeinflußt wird.

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Aus den USA setzten die Einzelhandelsumsätze per August mit einem Anstieg um 0,4% einen positiven Akzent. Die Prognose war bei 0,3% angesiedelt. Damit ergibt sich die letzten beiden Monate eine positive Tendenz.

Der Vormonatswert wurde von 0,4% auf 0,3% nach unten revidiert. Somit entsprach auf Zweimonatssicht das Ergebnis exakt der Prognose.

Der Chart belegt die Erholung in diesem Sektor. Sie belegt auch, daß das Niveau 2008 noch weit entfernt liegt.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützung bei 1.2580 - 1.2610 negiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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