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Starke Preisanstiege bei Rohöl und Erdgas

19.07.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis erreicht am Morgen die Marke von 106 USD je Barrel und damit das höchste Niveau seit sieben Wochen. WTI notiert erstmals seit Ende Mai über der Marke von 90 USD je Barrel. Damit sind die Preis binnen einer Woche um über 8% gestiegen. Unterstützung bekommen die Preise derzeit von der geopolitischen Seite. In Syrien scheint der seit 16 Monaten laufende Konflikt zu eskalieren. Gestern kam es zu einem Anschlag, bei dem zwei hochrangige Verteter des Assad-Regimes getötet wurden. Auch der Iran-Konflikt rückt stärker in den Fokus, nachdem Israel Teheran für den Anschlag auf israelische Touristen in Bulgarien verantwortlich macht.

Neben der andauernden Unruhe im Nahen Osten sorgten auch die US-Lagerdaten für Preisauftrieb. Die Rohölvorräte sanken in der Vorwoche zum vierten Mal in Folge um 809 Tsd. Barrel. In dieser Zeit sind die Rohölbestände um 10 Mio. Barrel gefallen. Zudem sind auch die Benzinvorräte um 1,8 Mio. Barrel unerwartet deutlich zurück gegangen. Der kräftige Anstieg der Destillatevorräte um 2,6 Mio. Barrel fiel dagegen nicht ins Gewicht, da diese weiterhin auf einem relativ niedrigen Niveau liegen. Kurzfristig dürfte sich der Preisanstieg bei Rohöl daher fortsetzen.

Der gestrige US-Gaspreisanstieg lässt sich kaum allein mit Fundamentaldaten erklären. Der Preis ist im Laufe des Tages begleitet von hohen Volumina um über 8% erstmals seit Januar auf über 3 USD je mmBtu gestiegen. Zwar versucht man den Anstieg mit Ausfällen von AKWs an der US-Ostküste zu erklären oder geringeren Schätzungen für die Lagerbestände, die heute zur Veröffentlichung anstehen. Auch wenn große Preisschwankungen im Vorfeld der Lagerbestandsveröffentlichung nicht ungewöhnlich sind, ist das Ausmaß angesichts der bereits sehr starken Preisanstiege der vergangenen Wochen außergewöhnlich.

Wir führen den Anstieg vor allem auf die Finanzanleger zurück, wobei nicht nur die Großanleger seit wenigen Wochen per saldo stark positiv für Erdgas gestimmt sind, sondern auch die Kleinanleger, die zuletzt ihre Shorts an der NYMEX zurückgeführt haben und sich nun auch verstärkt im US Natural Gas Fund engagieren. Die Nähe zur psychologisch wichtigen Marke von 3 USD je MMBtu war vermutlich der Grund für deren anschließenden Durchbruch. Wir halten die Gewinne der letzten Tage für wenig nachvollziehbar und nicht nachhaltig.


Edelmetalle

Der Goldpreis hat sich gestern analog zum EUR/USD-Wechselkurs entwickelt. Zunächst gab Gold im Zuge eines festen US-Dollars deutlich nach, am Nachmittag kam es dann zu einer Erholungsbewegung, nachdem die US-Währung korrigierte. Heute Morgen handelt Gold wieder bei rund 1.580 USD je Feinunze. Unter dem Strich hat jedoch der gesamte Edelmetallsektor gestern deutlich schlechter als die anderen Rohstoffe, insbesondere die zyklischen, abgeschnitten. Wie erwartet gab es gestern bei der Anhörung von Ben Bernanke vor dem US-Repräsentantenhaus keine neuen Erkenntnisse bzgl. "QE3".

Am besten von allen Edelmetallen hat sich gestern Silber gehalten. Unterstützung erhielt Silber dabei von merklichen ETF-Zuflüssen. Die von Bloomberg erfassten Silber-ETFs verzeichneten gestern mit 141 Tonnen die absolut betrachtet höchsten Zuflüsse seit Mitte Januar. Die Bestände stiegen damit auf das höchste Niveau seit Mai 2011. Offensichtlich erachten die Investoren das derzeitige Preisniveau bei Silber von 27 USD je Feinunze als attraktive Einstiegsgelegenheit. Dies spricht für höhere Silberpreise.


Industriemetalle

Die Metalle und allen voran Kupfer konnten sich gestern Nachmittag von ihren anfänglichen Verlusten klar erholen und legen auch heute Morgen, unterstützt durch feste asiatische Aktienmärkte, weiter zu. Gemäß Daten des Handelsministeriums sind in den USA im Juni die Neubaubeginne um 6,9% auf eine Jahresrate von 760 Tsd. gestiegen. Dies stellt zugleich den höchsten Wert seit fast vier Jahren dar. Damit bleibt der Wohnungsbau weiter im Aufwärtstrend. Die USA sind nach China der weltweit zweitgrößte Konsument von Metallen und der Bausektor ist der größte Nachfrager. Die robuste Nachfrage spiegelt sich auch in einem angespannten Angebots-Nachfrage-Verhältnis am Kupfermarkt wider. Wie das WBMS berichtete, bestand in den ersten fünf Monaten des Jahres ein Angebotsdefizit von 93,7 Tsd. Tonnen.

Dagegen befanden sich alle anderen Metallmärkte von Januar bis Mai im Überschuss. Dies wird auch durch Daten der International Nickel Study Group (INSG) und der International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) bestätigt. Am globalen Nickelmarkt übertraf in den letzten elf Monaten das Angebot die Nachfrage allein zehnmal. Das hohe Angebot macht sich auch in steigenden Lagerbeständen bemerkbar. An der LME sind die Nickelvorräte zuletzt auf gut 109 Tsd. Tonnen und damit den höchsten Wert seit 13 Monaten gestiegen. Die Zinkvorräte durchbrachen sogar zum ersten Mal seit April 1995 die Marke von 1 Mio. Tonnen. Dies dürfte sowohl bei Zink als auch bei Nickel deutlich steigenden Preisen entgegenstehen.


Agrarrohstoffe

Während die Getreidepreise seit Mitte Juni um mehr als 40% gestiegen sind, notiert der Baumwollpreis seit Wochen in einer engen Spanne um die Marke von 72 US-Cents je Pfund. Die rekordhohen Lagerbestände von über 50% im Verhältnis zum weltweiten Verbrauch lassen trotz zu erwartender Ernteausfälle in den USA und Indien keine Verknappungsängste zu. Mitverantwortlich für die anhaltend niedrigen Preise sind auch die Befürchtungen, dass sich aufgrund der schlechten konjunkturellen Lage die Nachfrage nach Textilgütern verringert. Somit sahen sich auch Textilproduzenten nicht in der Not, ihre Bestände aufzufüllen und konnten sich bei fallenden Preisen günstig mit Ware eindecken.

Einzig China, der größte Baumwollproduzent und -importeur, erwies sich wieder einmal als Stabilisator und nutzte die Gelegenheit der niedrigen Preise, um seine Lagerbestände aufzufüllen. So importierte das Reich der Mitte im Juni 476 Tsd. Tonnen Baumwolle und damit knapp dreimal soviel wie im Vorjahr. Für die Ernteperiode 2012/2013 prognostiziert das ICAC eine weltweite Produktion von 24,9 Mio. Tonnen und einen Verbrauch von 23,5 Mio. Tonnen. Jedoch bleibt abzuwarten, ob die Baumwollernte angesichts einer anhaltenden Dürre in den USA und einer schwächeren Monsunsaison in Indien geringer ausfallen wird. Wir rechnen mit einer Preiserholung auf 78 US-Cents je Pfund bis zum Jahresende.

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