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Wenig Bewegung am Devisenmarkt - Draghi auf dem richtigen Weg!

16.09.2010  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute bei 1,2990 (07.45 Uhr), nachdem im US-Handel die Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3036 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 85.35. In der Folge notiert EUR-JPY bei 110.80 während EUR-CHF bei 1,3010 oszilliert.

Herr Draghi (Financial Stability Board) betonte, daß Finanzinstitutionen, die systemisch wichtig sind, mehr Garantien anbieten müssen. Zusätzlich ist eine internationale Kooperation bezüglich dieser Institute erforderlich. Das Thema "Too big to fail" ist zu adressieren. Diese Institutionen müssen mit erhöhten Kapitalanforderungen belegt werden.

Nach den Erfahrungen der Finanzkrise und der nicht vollzogenen Zerschlagung der Bankenaristokratie als Konsequenz ist diese Sichtweise Draghis die zweitbeste Lösung. Dabei ist fraglos die internationale Kooperation Grundvoraussetzung.

Smart und Ziel führend ist der Ansatz, daß die Kapitalunterlegungsanforderungen mit der Größe der Bank korrelieren. Je größer die Finanzinstitution, desto höher die Kapitalanforderungen.

Das 20 Jahre lang ignorierte Prinzip der optimalen Betriebsgröße insbesondere im Finanzsektor ist geeignet, die zeitgeistlich orientierte Modeerscheinung des unkontrollierten Wachstums der Finanzkonzerne auf globaler Ebene losgelöst von ihren nationalen volkswirtschaftlichen Funktionen entgegenzuwirken.

Schlußendlich stellt sich in dieser Problemstellung die Frage, ob sich hierarchisch organisierte Banken im Extremfall den überwiegend demokratisch organisierten Gesellschaftssystemen, die für sie haften, unterordnen oder die Gesellschaftssysteme sich den Anforderungen einer globalen Bankenaristokratie unterwerfen. Das war in der Krise der Fall. Wir entscheiden in der jetzigen Phase, ob genau das sich wiederholen darf!


Die Verbraucherpreise der Eurozone legten laut finaler Berechnung per Berichtsmonat August im Monatsvergleich um 0,.2% zu. Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 1,6% nach zuvor 1,7%.

Dieses Ergebnis entsprach den Erwartungen des Marktes und hatte keinen nennenswerten Markteinfluß.

Der Chart belegt eindrucksvoll den kurzen Ausflug in die Deflation. Er verdeutlicht auch, daß das aktuelle Niveau des Preisauftriebs sich der Norm der Phase von 2001 - 2007 annähert. In dieser Phase standen real negative Zinsen übrigens nicht auf der Agenda …

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Der New York Fed Manufacturing Survey enttäuschte auf ersten Blick per Berichtsmonat September. Der Index sank von zuvor 7,1 auf 4,1 Punkte (Prognose 8,0). Damit signalisiert der Index jedoch mit einem Stand oberhalb der Nullinie weiterhin Expansion.

Der Blick auf die Subindices überrascht positiv. Der Auftragsindex legte von zuvor -2,7 auf +4,3 Zähler zu. Der Beschäftigungsindex stieg von 14,3 auf 14,9 Punkte. Der Index, der Investitionspläne abgreift, erhöhte sich von 22,9 auf 25,4 Zähler. Mithin ist das Glas in New York auf ersten Blick halbleer, auf zweiten Blick ist es jedoch mehr als halbvoll.

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Die Industrieproduktion nahm in den USA per August im Monatsvergleich um 0,2% zu und entsprach damit exakt der Prognose.

Enttäuschend war die Revision des Vormonatswerts von +1,0% auf +0,6%. Losgelöst von dieser Enttäuschung ergibt sich jetzt den sechsten Monat in Folge eine Erhöhung der Produktion. In diesem Zeitverlauf seit Februar 2010 erhöhte sich die Kapazitätsauslastung von 72,4% auf nun 74,7%.

Das ist nicht spektakulär, es eignet sich aber definitiv nicht, das Thema "Double Dip" in den USA zu befördern. Dieser Sektor der Produktion ist mit der Weltwirtschaft eng verzahnt und er reüssiert.

Leider macht dieser Sektor nur einen Teil von etwa 10% der US-Wirtschaft aus. Genau daran kranken die USA.

Per 3. Quartal 2010 wächst dieser Sektor bisher auf annualisierter Basis mit 7,9% und liefert damit ein höheres Wachstumstempo als im 1. und 2. Quartal 2010. Diese Tatsachen passen übrigens nicht ansatzweise in die Textvorlagen der Konjunkturskeptiker, die zuletzt die Medien maßgeblich bestimmten. "Food for thought!"

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützung bei 1.2580 - 1.2610 negiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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