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Die Sommerflaute der Edelmetalle (Teil 4)

24.07.2012  |  Adam Hamilton
Da sich Gold, Silber und Minenaktien derzeit nahe Korrekturtiefstwerten befinden, ist der Pessimismus am Edelmetallmarkt stärker als gewöhnlich. Während Haussiers momentan zu den vom Aussterben bedrohten Arten gehören, mangelt es hingegen nicht an Baissiers. Diese Zeit des Jahres ist von antriebslosen Konsolidierungen geprägt. Seit Bullenmarktbeginn haben die Edelmetalle in jedem Jahr ihre Sommerflaute erlebt.

Das Wort “Windflaute” oder auch “Kalmen“ stammt aus der Zeit großer, windbetriebener Schiffe und bezeichnet windstille Ozeangebiete nahe dem Äquator. In diesen windstillen Gebieten blieben Segelschiffe oft tage- oder sogar wochenlang gefangen. Vor vielen Jahren war ich der Meinung, dass dies eine großartige Analogie für den Verlauf der Edelmetallpreise im Sommer ist. Sie driften antriebslos dahin und Händler verlieren jede Hoffnung.

Komischerweise sorgt dieses Phänomen in jedem Jahr aufs Neue für ein Stimmungstief im Sommer. Die meisten Händler sind nicht diszipliniert genug, um die Märkte zu studieren und deren Rhythmus nachzuvollziehen, sodass die Sommerflaute der Edelmetalle ihnen jedes Jahr erneut den Mut raubt. Einerseits ist es amüsant, andererseits jedoch traurig, da sich diese Stimmung auf den gesamten Edelmetallsektor auswirkt.

Am besten kann man gegen die bärische Stimmung ankämpfen, indem man ihren Ursprung und ihre Auswirkungen auf die Preise nachvollzieht. Selbstverständlich ist Gold der Schlüssel zum gesamten Edelmetallsektor, denn Silber und Edelmetallaktien orientieren sich stets an Gold. Der Grund, warum der Goldpreis im Sommer eine saisonale Ebbe erlebt, liegt in der Unbeständigkeit der Investitionsnachfrage im Laufe eines Kalenderjahres. Die Investitionsnachfrage bestimmt den Goldpreis.

Während die Goldnachfrage im Herbst, Winter und Frühling aus einkommensspezifischen und kulturellen Gründen weltweit einen Aufschwung erlebt, ist sie im Sommer am Boden. Wenn Sie mit den saisonal bedingten Goldtendenzen bisher nicht vertraut sind, kann ich Ihnen als Einstieg meine Essayreihe zu den saisonalen Tendenzen des Goldbullenmarktes empfehlen. Im Sommer mangelt es an Kaufkraftkatalysatoren und wenn Händler im Urlaub sind, interessieren sie sich nur wenig für die Märkte.

In der Orbitalmechanik beginnt der Sommer Ende Juni (am längsten Tag des Jahres) und endet mit der Tagundnachtgleichen Ende September. Der Sommer an den Finanzmärkten erstreckt sich hingegen über die Kalendermonate Juni, Juli und August. Daher sollten wir den Edelmetallverlauf in diesem Zeitraum betrachten. Wenn Sie den Edelmetallverlauf in diesen Monaten auf den Grund gehen, können Sie dem Pessimismus am Edelmetallmarkt entfliehen.

Es macht jedoch keinen Sinn, die Sommermonate jedes Jahres miteinander zu vergleichen, da die Preisniveaus seit Goldbullenmarktbeginn drastisch gestiegen sind. Im Jahre 2001 lag der Goldpreis in den Sommermonaten durchschnittlich lediglich bei 272 USD. Im Sommer 2011 lag der durchschnittliche Goldpreis bei 1627 USD, was einem Zuwachs von 498 Prozent entspricht. Eine Preisveränderung um 10 USD war im Jahre 2001 demnach von weitaus größerer Bedeutung als ein Jahrzehnt später.

Um die Preise in den Sommermonaten über die Jahre anhand von Prozentsätzen vergleichen zu können, müssen wir für jeden Sommer einen Index erstellen. Im Rahmen dieses Forschungsprojektes wird also jeder Sommer für Gold, Silber und den Goldaktienindex HUI indexiert. Der Close-Wert des letzten Handelstages im Mai dient als Ausgangspunkt für diesen Index und entspricht daher 100. So können preisliche Veränderungen in Form von Prozentsätzen unabhängig von den Basispreisniveaus betrachtet werden.

Besonders aussagekräftig sind die daraus resultierenden Charts. Die Sommermonate jedes Jahres von 2001 bis 2011 sind in Gelb dargestellt. Auch wenn dies auf den ersten Blick nur nach einem Wirrwarr aus gelben Linien aussieht, können wir anhand dieser die allgemeinen Trends und Preisausbrüche erkennen. Die rote Linie entspricht dem Durchschnitt aller 11 Indexe. Außerdem ist der Verlauf des aktuellen Jahres anhand der blauen Linie dargestellt.

In unseren Betrachtungen sollten wir mit dem Goldpreis beginnen, da er den Verlauf des Silberpreises und der Edelmetallaktien bestimmt. Ein solider Goldpreis macht sich im Rest des Edelmetallsektors anhand von wachsenden Gewinnen bemerkbar. Ein schwacher Goldpreis hingegen trägt zu höheren Verlusten im gesamten Sektor bei. In der Totenstille der Sommerflaute driftet Gold generell antriebslos dahin. Wie können Edelmetallaktienhändler im Sommer mit einem Aufwärtstrend rechnen, wenn Gold konsolidiert?

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